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Das Wichtigste in Kürze:

  • Genetische Tests helfen, das Risiko von Erbkrankheiten in der Pferdezucht zu minimieren.
  • Besonders in der Hobbyzucht sind Tests wichtig, da sie fundierte Entscheidungen ermöglichen.
  • Krankheiten wie WFFS, PSSM1 oder HYPP können durch gezielte Zuchtwahl vermieden werden.
  • Genetische Untersuchungen sind bei Hengsten und Stuten gleichermaßen sinnvoll.
  • Zuchtverbände bieten oft Informationen und Testmöglichkeiten für registrierte Tiere an.
  • Eine gute Beratung durch Tierärzte oder Genetiker erleichtert die Interpretation der Ergebnisse.

Die moderne Genetik bietet Pferdezüchtern heute Möglichkeiten, die vor wenigen Jahrzehnten noch undenkbar waren. Mit genetischen Tests lassen sich Erbkrankheiten identifizieren und gezielt vermeiden, bevor sie an die Nachzucht weitergegeben werden.

Für Hobbyzüchter, die oft nur einmal oder gelegentlich ein Fohlen ziehen, sind diese Tests eine besonders wertvolle Entscheidungshilfe, da man nicht mehrere Generationen von Stute und Hengst durchforsten muss auf mögliche Erbkrankheiten. Gentests schaffen Sicherheit und sorgen dafür, dass das zukünftige Fohlen die besten Voraussetzungen für ein gesundes und langes Leben hat.

Warum sind genetische Tests wichtig?

In der Pferdezucht spielen genetische Faktoren eine entscheidende Rolle. Erbkrankheiten können zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen und das Leben des Fohlens stark beeinträchtigen. Während einige genetische Defekte nur bestimmte Rassen betreffen, können andere rasseübergreifend auftreten.

Für Hobbyzüchter, die oft weniger Erfahrung haben als professionelle Zuchtstationen, sind genetische Tests eine Möglichkeit, Unsicherheiten zu reduzieren. Sie helfen, die Risiken zu minimieren und die Auswahl von Hengst und Stute auf eine fundierte Basis zu stellen.

Gendefekt ist nicht gleich Erbkrankheit

Dabei muss man unterscheiden zwischen Gendefekten, die zu einer Prädisposition für eine Erkrankung führen und echten genetischen Erkrankungen. Bei genetisch bedingten Erkrankungen wird das Fohlen immer erkranken, wenn es diese Mutation von seinen Elterntieren erbt, unabhängig davon, wie die Lebensumstände oder die Fütterung gestaltet werden. Viele solcher Erkrankungen führen zu Totgeburten, einer verkürzten Lebensdauer oder massiven Einschränkungen der Lebensqualität betroffener Pferde.

Eine genetische Prädisposition hingegen beschreibt eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, eine Krankheit zu entwickeln, wenn die Lebensumstände, beispielsweise Fütterung oder Bewegungsmanagement, für diesen Gendefekt ungünstig sind. Ein solcher Gendefekt führt also nicht zwangsläufig zu einem kranken Pferd, sondern der Ausbruch der klinischen Symptome kann durch gezieltes Management des Pferdes unterbunden werden.

Wichtige Gendefekte in der Pferdezucht

Zu den bekanntesten genetischen Gendefekten, die durch Tests erkannt werden können, gehören:

  • Warmblood Fragile Foal Syndrome (WFFS): Eine Erbkrankheit, die vor allem bei Warmblütern vorkommt. Betroffene Fohlen werden meist tot geboren oder sterben kurz nach der Geburt.
  • Polysaccharid-Speicher-Myopathie (PSSM): Eine Prädisposition für eine Stoffwechselstörung, die Muskelschwäche und Bewegungseinschränkungen verursacht, sofern Fütterung und Bewegungsmanagement nicht konsequent korrekt eingestellt werden.
  • Hyperkalemic Periodic Paralysis (HYPP): Vor allem bei Quarter Horses zu finden, wenn auch nur noch selten. Die Erbkrankheit führt zu Muskelzittern und Lähmungen und stark eingeschränkter Nutzung.
  • Overo Lethal White Syndrome (OLWS): Tritt bei bestimmten Farbzuchtlinien auf und führt oft zu Totgeburten oder Fohlen mit schwerwiegenden Defekten.

Durch genetische Tests können solche Gendefekte frühzeitig identifiziert werden, sodass gezielte Zuchtentscheidungen getroffen werden können.

Wann und wie werden genetische Tests durchgeführt?

Genetische Tests können sowohl bei Hengsten als auch bei Stuten durchgeführt werden. In der Regel wird eine Haarwurzel- oder Blutprobe genommen, die an ein spezialisiertes Labor geschickt wird. Innerhalb weniger Wochen liegen die Ergebnisse vor.

Für die meisten Tests ist kein aufwendiger Eingriff notwendig, und die Probenentnahme kann oft vom Tierarzt (Blut) oder Besitzer (Haarwurzeln) vor Ort durchgeführt werden. Wichtig ist, dass die Ergebnisse richtig interpretiert werden, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Was tun, wenn ein Risiko besteht?

Sollte ein Test ergeben, dass ein Pferd Träger eines Krankheitsgens ist, bedeutet das nicht automatisch, dass es von der Zucht ausgeschlossen werden muss. Vielmehr kommt es darauf an, die genetische Kombination mit dem ausgewählten Partner zu berücksichtigen.

So kann eine Stute, die ein Allel PSSM1 Träger ist, durchaus in der Zucht eingesetzt werden. Es sollte jedoch beim Hengst darauf geachtet werden, dass dieser PSSM1 negativ ist, um das Risiko für die spätere Erkrankung beim Fohlen zu minimieren.

Ist eine Stute zum Beispiel Trägerin eines rezessiven Krankheitsgens, kann sie mit einem Hengst gepaart werden, der dieses Gen nicht trägt. Auf diese Weise lässt sich sicherstellen, dass das Fohlen gesund zur Welt kommt und die Krankheit nicht ausbricht.

Kosten und Nutzen von genetischen Tests

Die Kosten für genetische Tests variieren je nach Umfang der Untersuchung und Anbieter. In der Regel bewegen sie sich zwischen 50 und 150 Euro pro Test. Angesichts der potenziellen Folgekosten durch die Behandlung eines kranken Fohlens oder den Verlust einer Nachzucht ist dies eine lohnenswerte Investition.

Viele Zuchtverbände bieten ihren Mitgliedern Rabatte oder Unterstützung bei genetischen Untersuchungen an. Es lohnt sich, nach entsprechenden Angeboten zu fragen.

Beratung und Unterstützung

Die Ergebnisse genetischer Tests können komplex sein und erfordern oft eine fachkundige Interpretation. Tierärzte, Genetiker oder erfahrene Züchter können helfen, die Ergebnisse zu verstehen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Auch Zuchtverbände bieten häufig Hilfestellungen an und unterstützen ihre Mitglieder bei der Zuchtplanung. Für Hobbyzüchter, die nur selten ein Fohlen ziehen, ist dies eine wertvolle Ressource.Genetische Tests sind ein unverzichtbares Werkzeug, um Erbkrankheiten in der Pferdezucht zu vermeiden. Sie schaffen Sicherheit und helfen dabei, gesunde und leistungsfähige Nachzuchten zu gewährleisten. Für Hobbyzüchter, die oft nur wenige Zuchtentscheidungen treffen, bieten diese Tests eine einfache Möglichkeit, Fehler zu vermeiden und die besten Voraussetzungen für das zukünftige Fohlen zu schaffen.

Mehr Informationen zum Thema Zucht & Aufzucht gibt es auf unserer Themenseite: Zucht & Aufzucht

Team Sanoanimal