Wie Frühling, Sommer, Herbst und Winter das Gleichgewicht beeinflussen – und was Du bei der Pflege beachten solltest
Das Wichtigste in Kürze
- Im Ayurveda werden die Jahreszeiten bestimmten Doshas zugeordnet – sie können diese verstärken oder ausgleichen.
- Vata wird vor allem im Herbst und Winter aktiviert, Pitta im Sommer, Kapha im Frühjahr.
- Pferde reagieren unterschiedlich stark auf die Jahreszeiten – abhängig von ihrer Konstitution.
- Durch gezielte Anpassungen in Fütterung, Pflege und Haltung kann das Gleichgewicht erhalten werden.
- Die Jahreszeiten bieten auch Chancen zur Reinigung und Regeneration.
- Besonders Übergangszeiten sind kritisch, da sie die Doshas leicht destabilisieren.
- Ayurveda unterstützt eine vorausschauende, typgerechte Betreuung über das ganze Jahr hinweg.
Jahreszeiten als natürliche Dosha-Verstärker
Im Ayurveda gelten die Jahreszeiten als kraftvolle, natürliche Einflussfaktoren auf das innere Gleichgewicht aller Lebewesen. Je nach charakteristischen Eigenschaften wie Klima, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lichtverhältnissen wird ein bestimmtes Dosha verstärkt und aktiviert. Wird ein ohnehin dominantes Dosha zusätzlich durch diese Umwelteinflüsse angeregt, kann es deutlich leichter aus seinem natürlichen Gleichgewicht geraten.
Die ayurvedische Jahreszeiteneinteilung:
- Frühjahr → Kapha-Zeit (Feuchtigkeit, Schwere, Wachstum)
- Sommer → Pitta-Zeit (Hitze, Intensität, Transformation)
- Herbst/Winter → Vata-Zeit (Kälte, Trockenheit, Bewegung)
Diese systematische Einteilung hilft dabei, die sich wandelnden Bedürfnisse des eigenen Pferdes in jeder Jahreszeit besser zu verstehen und rechtzeitig mit angepassten Maßnahmen gegenzusteuern.
Kapha im Frühjahr: Entgiftung und sanfte Aktivierung
Das Frühjahr steht ganz im Zeichen von Feuchtigkeit, natürlicher Schwere und der Tendenz zu Schleimansammlungen (bei uns besser bekannt als „Erkältungszeit“). Kapha dominiert diese Jahreszeit und bringt sowohl Wachstum als auch potenzielle Stagnation mit sich. Besonders Kapha-Pferde leiden in dieser Phase häufig unter Antriebslosigkeit, ungewollter Gewichtszunahme und einem Gefühl der Schwerfälligkeit.
Unterstützende Maßnahmen für die Frühjahrszeit:
Die Aktivierung des Stoffwechsels steht im Vordergrund: Regelmäßige Bewegung an frischer Luft hilft dabei, die winterliche Trägheit zu überwinden und den Kreislauf anzuregen. Bitterstoffe und stoffwechselanregende Kräuter wie Löwenzahn oder Brennnessel unterstützen die natürliche Entgiftung des Organismus.
In der Fütterung sollten zuckerhaltige oder schleimbildende Futtermittel spätestens jetzt reduziert werden, während trockenes, bitteres und wärmendes Futter die Verdauung aktiviert. Besonders wichtig ist es, auf übermäßige Befeuchtung des Futters zu verzichten, da dies die Kapha-Eigenschaften verstärken könnte.
Pitta im Sommer: Kühlung für erhitzte Gemüter
Der Sommer verstärkt das Feuerelement dramatisch – Pitta dominiert diese intensive Jahreszeit. Pitta-Pferde reagieren oft besonders sensibel mit Gereiztheit, hartnäckigen Hautproblemen, Magenschleimhautreizungen oder deutlichem Leistungsabfall bei hohen Temperaturen.
Kühlende Strategien für die Sommerzeit:
Die Kühlung des gesamten Systems steht im Mittelpunkt aller Maßnahmen: Kühlende Kräuter wie Pfefferminze, Melisse oder Brennnessel wirken beruhigend auf das erhitzte Pitta-System. Schattenplätze, kühle Tränken und Ausritte in den frühen Morgenstunden oder späten Abendstunden entlasten das Temperaturmanagement, ebenso wie das Abspritzen mit Wasser.
Die Fütterung sollte frei von stark erhitzenden Zusätzen sein, also jetzt definitiv keinen Ingwer oder Kurkuma füttern. Ausreichende Wasseraufnahme und ein gezielter Elektrolytausgleich sind jetzt hingegen besonders wichtig, daher sollte ein Salzleckstein zur Verfügung stehen und immer ausreichend frisches Tränkwasser. Im Training gilt es, Überforderung und Überhitzung konsequent zu vermeiden – die Leistung sollte der Jahreszeit angepasst werden.
Vata im Herbst und Winter: Wärme und Struktur als Anker
Mit dem Herbst beginnt die charakteristische Vata-Zeit: Wind, Kälte und innere Unruhe prägen diese Monate. Vata-Pferde reagieren in dieser Phase besonders empfindlich und zeigen häufig Muskelverspannungen, erhöhte Nervosität, trockene Haut oder störende Verdauungsprobleme.
Stabilisierende Maßnahmen für Herbst und Winter:
Besonders wichtig ist der Schutz vor Wind, Zugluft und extremer Kälte, da diese Faktoren Vata-Störungen verstärken können. Beruhigende Kräuter wie Fenchel, Kümmel oder Kamille unterstützen das Nervensystem, während sanftes Training ohne abrupte Belastungswechsel die Stabilität fördert.
Wärme und Beständigkeit bilden die Grundpfeiler der Vata-Unterstützung: Warme Futterkomponenten wie lauwarm eingeweichte Heucobs oder warmes, getreidefreies Mash mit einer kleinen Menge Leinsamen wirken nährend und befeuchtend. Strukturierte Tagesabläufe und feste Routinen geben dem sensiblen Vata-System den nötigen Halt.
Übergangszeiten: Besondere Aufmerksamkeit erforderlich
Frühjahr und Herbst gelten in der ayurvedischen Lehre als besonders sensible Phasen, in denen das Dosha-Gleichgewicht leicht aus der Balance geraten kann. Viele Pferde zeigen gerade in diesen Übergangszeiten charakteristische Probleme wie Schwierigkeiten beim Fellwechsel, Störungen der Verdauungsabläufe oder deutliche Verhaltensveränderungen.
Diese Zeiten erfordern erhöhte Aufmerksamkeit und ein feines Gespür für die sich verändernden Bedürfnisse des Pferdes. Hier lohnt es sich besonders, genau hinzusehen und erste Dosha-Ungleichgewichte frühzeitig zu erkennen und auszugleichen, bevor sich manifeste Probleme entwickeln.
Die Natur verändert sich im Frühling und Herbst – und das Pferd mit ihr. Wer aufmerksam beobachtet, kann rechtzeitig gegensteuern.
Typgerechte Jahreszeitenpflege
Die wahre Kunst im ayurvedischen Jahreszeitenmanagement besteht darin, den natürlichen Rhythmus der Natur zu unterstützen und zu nutzen, ohne dabei starre, dogmatische Regeln anzuwenden. Jeder Konstitutionstyp hat seine spezifischen saisonalen Bedürfnisse: Kapha-Pferde brauchen im trägen Frühjahr vor allem Motivation und Aktivierung, Vata-Pferde benötigen im unruhigen Herbst Geborgenheit und Struktur, während Pitta-Pferde im intensiven Sommer Kühlung und Entlastung suchen.
Gleichzeitig benötigen alle Pferde – unabhängig von ihrer Grundkonstitution – eine ausgewogene Balance und die Möglichkeit, sich an die wechselnden Jahreszeiten anzupassen, ohne dabei ihr natürliches Gleichgewicht zu verlieren.
Mit den Jahreszeiten leben – nicht gegen sie ankämpfen
Im Ayurveda gilt der natürliche Wechsel der Jahreszeiten als wertvolle Chance zur Regeneration, Reinigung und bewussten Neuausrichtung. Nicht ohne Grund kennen auch wir Menschen die „Frühjahrs-Detox-Kur“ oder das „Frühjahrsfasten“, die bei uns die Gesunderhaltung fördert. Wer sein Pferd in seiner individuellen Konstitution wirklich kennt und versteht, welches Dosha grundsätzlich dominant ist, kann vorausschauend und proaktiv reagieren – sei es durch saisonal angepasste Fütterung, gezielte Bewegungskonzepte oder typgerechte Pflegemaßnahmen.
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