Das Wichtigste in Kürze:
- Regelmäßige Bewegung hält Senioren gesund und beweglich
- Die Intensität muss individuell angepasst werden
- Eine gute Balance zwischen Aktivität und Ruhe ist entscheidend
- Gelenkschonende Bewegung hat Vorrang vor sportlicher Leistung
- Die Tagesform bestimmt das Bewegungsprogramm
Wer rastet, der rostet – diese alte Weisheit gilt ganz besonders für Seniorpferde. Doch während bei jungen Pferden oft die Frage nach der Auslastung im Vordergrund steht, geht es bei alten Pferden vor allem um die richtige Balance zwischen Bewegung und Regeneration.
Die Bedeutung der Bewegung im Alter
Je älter Pferde werden, desto wichtiger wird regelmäßige, sanfte Bewegung. Sie hält nicht nur die Gelenke beweglich und die Muskulatur geschmeidig, sondern unterstützt auch den Stoffwechsel und die Verdauung. Besonders bei Pferden mit Arthrose ist Bewegung essenziell – allerdings in der richtigen Dosierung.
Stehen ist dabei keine Alternative. Im Gegenteil: Zu viel Ruhe lässt die Gelenke steif werden und fördert den Muskelabbau. Der Körper braucht die sanften Bewegungsreize, um seine Funktionen aufrechtzuerhalten. Dabei geht es nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern um regelmäßige, moderate Aktivität.
Die richtige Bewegungsstrategie finden
Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Bewegungsmanagement liegt in der Kombination verschiedener Aktivitäten. Die Basis bildet dabei die freie Bewegung auf einem gut durchdachten Paddock Trail oder in einem optimal strukturierten Offenstall. Hier können sich die Senioren ihren Tag selbst einteilen und nach Bedarf zwischen Bewegung und Ruhephasen wechseln.
Ergänzend dazu ist gezielte Bewegung unter menschlicher Anleitung sinnvoll. Das können Spaziergänge sein, leichte Gymnastikübungen oder auch noch Reiten – je nach Zustand und Möglichkeiten des einzelnen Pferdes. Wichtig ist dabei, die Belastung langsam aufzubauen und immer auf die Signale des Pferdes zu achten.
Die Kunst der richtigen Dosierung
Bei der Bewegung alter Pferde gilt: Regelmäßigkeit ist wichtiger als Intensität. Besser täglich eine kleine Einheit als einmal die Woche eine große. Das gilt besonders für Pferde mit Arthrosen oder anderen altersbedingten Einschränkungen. Sie profitieren am meisten von häufigen, aber kurzen Bewegungseinheiten.
Die optimale Dauer einer Trainingseinheit ist dabei sehr individuell. Während manche Senioren noch gut eine Stunde am Stück geritten werden können, sind für andere schon 15 Minuten Spaziergang eine Herausforderung. Hier gilt es, die goldene Mitte zu finden – zwischen Unter- und Überforderung.
Bewegung nach Maß
Ein gutes Bewegungsprogramm berücksichtigt verschiedene Aspekte:
- Den allgemeinen Gesundheitszustand des Pferdes
- Vorhandene Erkrankungen wie Arthrose oder Herzprobleme
- Die aktuelle Kondition
- Die Tagesform
- Die Wetterbedingungen
Bei nasskaltem Wetter beispielsweise sollte die Bewegung eher kurz und moderat ausfallen, während an warmen, trockenen Tagen auch mal etwas mehr möglich ist. Auch die Tageszeit spielt eine Rolle – viele Senioren sind morgens nach der Nachtruhe erstmal steif und brauchen Zeit zum Aufwärmen.
Das Aufwärmprogramm
Besonders wichtig ist eine ausreichende Aufwärmphase. Alte Pferde brauchen oft länger, bis sie „in Gang kommen“. Ein ruhiger Spaziergang oder lockeres Führen zu Beginn jeder Bewegungseinheit gibt den Gelenken und Muskeln Zeit, sich auf die kommende Aktivität einzustellen.
Dabei sollte man besonders bei Pferden mit Arthrose darauf achten, dass sie sich wirklich lösen können. Erst wenn das Pferd locker und entspannt geht, kann mit anspruchsvolleren Übungen begonnen werden. Das Aufwärmen kann je nach Pferd und Tagesform durchaus 20-30 Minuten dauern.
Die richtige Bodenbeschaffenheit
Ein oft unterschätzter Faktor ist der Untergrund. Gerade für Seniorenpferde ist ein guter, trittsicherer Boden wichtig. Er sollte:
- Nicht zu hart und nicht zu weich sein
- Guten Halt bieten, ohne zu kleben oder aufzustollen
- Möglichst eben sein
- Keine rutschigen Stellen aufweisen
- Bei Regen nicht aufweichen
Entsprechend sollte man sich bei gefrorenem Boden den Ausritt vielleicht lieber verkneifen, da der Senior hier schnell stolpern und stürzen kann, was gefährlich für Pferd und Reiter wird. Bei Matschwetter ist ein Spazierritt hingegen in der Regel gut möglich, aber man sollte schnelles Tempo unter dem Sattel vermeiden, damit man nicht ins Rutschen kommt.
Bewegungsanreize schaffen
Die beste Bewegung ist die, die das Pferd sich selbst sucht. Durch geschickte Gestaltung des Paddock Trails oder Offenstalls kann man die Pferde zu mehr Bewegung motivieren. Verschiedene Futterstellen, interessante Wege, versteckte Leckereien und abwechslungsreiche Strukturen laden zum Erkunden ein.
Auch soziale Kontakte können Bewegungsanreize schaffen. Ein passender Kumpel kann den Senior zu mehr Aktivität motivieren – vorausgesetzt, die Chemie stimmt und keiner wird überfordert.
Auf die Signale achten
Jedes Bewegungsprogramm muss regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden. Wichtige Hinweise geben dabei:
- Das Bewegungsverhalten in der Gruppe
- Die Erholungszeit nach Belastung
- Die Bewegungsfreude
- Das Gangbild vor und nach der Bewegung
- Die allgemeine Fitness
Ein kompetenter Trainer kann dabei helfen, ein passendes Bewegungsprogramm zusammenzustellen und regelmäßig zu justieren, damit der Senior gefordert, aber nicht überfordert wird.
Alternative Bewegungsformen
Neben klassischer Bewegung unter dem Sattel oder an der Hand gibt es viele Möglichkeiten, Senioren fit zu halten:
- Spazierengehen oder mitnehmen als Handpferd
- Bodenarbeit oder klassische Handarbeit
- Clickertraining und leichte Zirkuslektionen
- Gymnastikübungen über Stangen
- Sanfte Equikinetik
- Führanlagenprogramm oder Laufband
- Der Plan für morgen
Ein gutes Bewegungsmanagement denkt voraus. Faktoren wie Wetter, Bodenverhältnisse oder auch eigene Terminpläne sollten in die Planung einbezogen werden. So kann man flexibel reagieren und das Programm an die jeweiligen Bedingungen anpassen.
Mit der richtigen Balance zwischen Bewegung und Ruhe, einem durchdachten Aufbauprogramm und regelmäßiger Überprüfung können auch alte Pferde lange fit und beweglich bleiben. Dabei gilt: Jedes Pferd ist ein Individuum und braucht sein eigenes, maßgeschneidertes Bewegungsprogramm.
Mehr Informationen zum Thema alte Pferde gibt es auf unserer Themenseite: Alte Pferde