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Das Wichtigste in Kürze:

  • Alte Pferde brauchen besonders weiche und rutschfeste Liegeflächen
  • Eine gute Isolation gegen Bodenkälte ist essenziell
  • Mangelnder Schlaf führt oft zu sogenannter „Narkolepsie“
  • Die Liegebereiche müssen gut erreichbar und störungsfrei sein
  • Regelmäßige Kontrolle der Schlafqualität ist wichtig

Wenn alte Pferde beim Dösen zusammenbrechen oder hartnäckige Verletzungen an den Fesselköpfen oder Karpalgelenken zeigen, liegt in der Regel Schlafmangel zugrunde. Denn anders als viele Menschen denken, können Pferde im Stehen nur dösen – für den wichtigen Tiefschlaf müssen sie sich hinlegen. Ein perfekter Schlafplatz ist daher gerade für Senioren überlebenswichtig.

Komfort ist kein Luxus

Für alte Pferde ist eine weiche, gut isolierende Liegefläche besonders wichtig. Mit zunehmendem Alter wird die Muskulatur schwächer, das Bindegewebe weniger elastisch und die Gelenke steifer. Eine dünne Streuschicht auf harten Gummimatten reicht da bei weitem nicht aus. Stattdessen braucht es eine dicke, weiche Matratze aus Stroh oder Spänen, die auch bei längerem Liegen bequem ist.

Sicherheit geht vor

Besonders kritisch ist für alte Pferde das Aufstehen. Der Untergrund muss dabei absolut rutschfest sein, sonst trauen sie sich erst gar nicht, sich hinzulegen. Eine Kombination aus rutschfesten Gummimatten und großzügiger Einstreu hat sich bewährt. Die Matten geben Halt beim Aufstehen, die Einstreu sorgt für Wärme und Komfort.

Die richtige Temperatur

Alte Gelenke reagieren empfindlich auf Kälte. Ein guter Liegeplatz muss daher vor allem im Winter gut gegen Bodenkälte und Zugluft isoliert sein. Die Einstreu sollte dafür mindestens 20 cm dick und vor allem trocken sein. Nasse Einstreu verliert ihre isolierende Wirkung und kann zudem Haut und Gelenke schädigen. Darüber hinaus sollte der Liegeplatz mindestenns zu den Hauptwindrichtungen hin geschlossene Wände oder bis zum Boden reichende Windfangnetze haben, denn Zugluft lässt den schlafenden Senior ansonsten so auskühlen, dass er nach dem Aufwachsen nur schlecht wieder hochkommt.

Ruhe und Sicherheit

Selbst der komfortabelste Liegeplatz wird nicht genutzt, wenn sich das Pferd dort nicht sicher fühlt. In der Natur schlafen Pferde nur, wenn andere Herdenmitglieder Wache halten. Diese Sicherheit muss auch der künstliche Schlafplatz bieten. Ein eigener, aber nicht völlig isolierter Bereich mit Sicht- und Hörkontakt zur Gruppe oder anderen Pferden ist ideal.

Wenn der Schlaf fehlt

Legen sich Pferde aus Angst oder wegen ungeeigneter Liegeflächen nicht mehr hin, entwickeln sie oft eine sogenannte „Narkolepsie“. Sie brechen dann beim Dösen im Stehen zusammen, weil der Körper den dringend benötigten Tiefschlaf erzwingt. Die typischen wunden Stellen an den Vorderbeinen sind ein deutliches Warnsignal, dass etwas mit dem Schlafplatz nicht stimmt. Schlafmangel führt zu erheblichem Stress und verkürzt die Lebenserwartung des Seniors beträchtlich.

Genug Platz zum Träumen

Der Liegebereich muss groß genug sein, damit sich das Pferd bequem ausstrecken kann. Als Faustregel gilt: Lieber zu groß als zu klein. Denn es müssen auch eventuelle Einschränkungen in der Beweglichkeit berücksichtigt werden – mancher Senior braucht zum Aufstehen etwas mehr Schwung und damit mehr Platz. Kaum etwas ist traumatischer für ein Pferd, als sich in einer zu engen Box festzuliegen und warten zu müssen, bis es irgendwann vom Menschen gefunden und wieder auf die Beine gestellt wird. Nach einem solchen Erlebnis ist bei vielen Pferden das Thema „Hinlegen“ erstmal vorbei. Eine ausreichend große Liegefläche sollte daher von Anfang an selbstverständlich sein.

Den Schlaf überwachen

Eine regelmäßige Kontrolle der Schlafgewohnheiten hilft, Probleme früh zu erkennen. Dabei sollte man besonders auf folgende Anzeichen achten: Schläft das Pferd überhaupt im Liegen? Wie lange liegt es? Steht es entspannt wieder auf? Moderne Überwachungskameras können dabei helfen, das Schlafverhalten auch nachts stichprobenartig zu beobachten. Das hilft dabei, Probleme frühzeitig zu erkennen und die Haltungsbedingungen anzupassen.

Individuelle Lösungen

Was für das eine Pferd perfekt ist, kann für ein anderes völlig ungeeignet sein. Manche Senioren bevorzugen ihre eigene Box, andere fühlen sich in einem abgetrennten Bereich im Offenstall wohler. Das eine Pferd weiß schon mit 20 seinen Rückzugsbereich zu schätzen, ein anderes kommt mit 30 noch problemlos in der Offenstallgruppe zurecht und schläft im Schutz seiner Herde. Entscheidend ist, die individuellen Bedürfnisse zu erkennen und den Schlafplatz entsprechend anzupassen.

Mit einem durchdachten Schlafplatz können alte Pferde bis ins hohe Alter erholsam ruhen. Das stärkt nicht nur ihre Gesundheit, sondern erhält auch ihre Lebensfreude. Denn nur wer gut schläft, hat auch tagsüber die Energie für einen aktiven Rentneralltag.

Mehr Informationen zum Thema alte Pferde gibt es auf unserer Themenseite: Alte Pferde

Team Sanoanimal