Das Wichtigste in Kürze:
- Alte Pferde brauchen eine ausgewogene Balance zwischen Bewegung und Ruhe
- Ein separater Rückzugsbereich für die Nacht ist oft sinnvoll
- Die Einstreu muss besonders weich und rutschfest sein
- Gute Offenstallhaltung bietet viel Bewegungsanreiz bei freier Zeiteinteilung
- Die Gruppenzusammensetzung spielt eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden
Was für junge Pferde als Haltungsform perfekt ist, kann für Senioren schnell zur Herausforderung werden. Denn mit zunehmendem Alter verändern sich die Bedürfnisse unserer vierbeinigen Partner. Die Kunst besteht darin, eine Haltung zu finden, die sowohl der nötigen Bewegung als auch dem erhöhten Ruhebedürfnis gerecht wird.
Der goldene Mittelweg
Viel Bewegung ist wichtig – das gilt besonders für alte Pferde mit Arthrosen, denn „wer rastet, der rostet“. Gleichzeitig brauchen Senioren aber auch ausreichend Ruhephasen und Zeit zum ungestörten Fressen. Eine gut durchdachte Offenstallhaltung mit Paddock-Trail kann diese gegensätzlichen Bedürfnisse ideal verbinden. Hier können die Pferde sich ihren Tag frei einteilen und bekommen trotzdem genügend Bewegungsanreize.
Besonders wichtig ist dabei ein durchdachtes Wegekonzept. Werden Futter- und Wasserstellen, Liegeplätze und andere interessante Punkte geschickt verteilt, bewegen sich die Pferde ganz automatisch mehr. Dabei sollten die Wege gut befestigt und trittsicher sein – rutschige oder matschige Bereiche sind für alte Pferde gefährlich und können zum schier unüberwindlichen Hindernis auf dem Weg zu Heu, Wasser oder Liegeplatz werden.
Der eigene Bereich
Viele Senioren profitieren von einem separaten Bereich für die Nacht. Hier können sie in Ruhe fressen und schlafen, ohne von der Gruppe gestört zu werden. Das ist besonders wichtig, wenn die Gruppendynamik nicht optimal ist, häufiger Wechsel in der Gruppe stattfindet oder das alte Pferd in der Rangordnung weit unten steht.
Dieser Rückzugsbereich sollte:
- Ausreichend groß sein
- Eine weiche, rutschfeste Einstreu haben
- Wind- und wettergeschützt sein
- Sichtkontakt zur Gruppe ermöglichen
- Leicht zugänglich sein
Das kann im Offenstall ein abgetrennter Bereich des Unterstands sein, ein zusätzlich aufgestelltes Zelt mit Auslauf, der tagsüber von allen mit genutzt werden kann oder auch die Unterbringung über Nacht in der Box. Was am Ende am besten funktioniert und möglich ist, hängt immer von den individuellen Gegebenheiten im Stall ab.
Die richtige Gesellschaft
Die Gruppenzusammensetzung spielt eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden alter Pferde. Ideal ist oft eine reine Seniorengruppe oder eine kleine, gut strukturierte Herde mit einem souveränen Chef. Wilde Jungspunde oder häufig wechselnde Gruppenkonstellationen bedeuten für alte Pferde unnötigen Stress.
Manchmal ist auch eine Kombination die beste Lösung: Tagsüber in einer passenden Gruppe, nachts im eigenen Bereich. So können die Pferde sowohl ihre sozialen Bedürfnisse erfüllen als auch die nötige Ruhe finden. Es lohnt sich ein Gespräch mit dem Stallbetreiber, um die optimale Lösung für alle Beteiligten zu finden.
Der perfekte Untergrund
Besonders wichtig für Seniorenpferde ist der richtige Untergrund. Denn wenn sie Sorge haben, nach dem Abliegen nicht mehr hochzukommen, dann vermeiden sie das Hinlegen. Das führt zu „Narkolepsie“, also dem Zusammenbrechen beim Dösen, welches schlicht dem chronischen Schlafmangel geschuldet ist. Damit sich alte Pferde gerne ablegen, muss die Einstreu:
- Dick genug sein für bequemes Liegen
- Gut gegen Bodenkälte isolieren
- Rutschfest sein, besonders beim Aufstehen
- Trocken bleiben
- Staub- und schimmelarm sein
Eine gute Lösung kann eine Kombination aus rutschfesten Gummimatten und großzügiger Einstreu sein. Dabei muss die Einstreu regelmäßig gewechselt werden, damit sie ihre isolierende Wirkung behält.
Anpassungsfähig bleiben
Was heute perfekt ist, kann morgen schon nicht mehr passen. Die Bedürfnisse ändern sich mit fortschreitendem Alter, aber auch mit den Jahreszeiten oder wenn neue Pferde in die Gruppe kommen. Eine gute Seniorenhaltung muss daher flexibel sein und sich den veränderten Anforderungen anpassen können.
Wichtig ist auch, das eigene Stallkonzept regelmäßig zu überprüfen:
- Kommt das Pferd gut zurecht?
- Gibt es Anzeichen von Stress?
- Stimmt die Balance zwischen Bewegung und Ruhe?
- Passt die Gruppendynamik noch?
- Sind alle Bereiche gut erreichbar?
Der richtige Kompromiss
Die perfekte Haltung gibt es nicht – es geht immer darum, den besten Kompromiss zu finden. Dabei sollte man auch praktische Aspekte nicht aus den Augen verlieren: Ist die Lösung im Alltag umsetzbar? Sind die Wege für die Versorgung praktikabel? Lässt sich das Konzept auch im Winter aufrechterhalten?
Mit Bedacht geplant und regelmäßig an die Bedürfnisse angepasst, kann aber fast jeder Stall eine gute Seniorenresidenz werden. Das Wichtigste ist, die individuellen Bedürfnisse des Pferdes im Blick zu behalten und flexibel zu reagieren, wenn sich diese ändern.
Mehr Informationen zum Thema alte Pferde gibt es auf unserer Themenseite: Alte Pferde