Das Wichtigste in Kürze:
- Heucobs sind für viele Seniorpferde unverzichtbar in der Grundversorgung
- Die richtige Menge orientiert sich am Gewicht und Bedarf des Pferdes
- Qualität und Einweichzeit sind entscheidend für die Verwertbarkeit
- Portionierung auf mehrere Mahlzeiten ist wichtig für die Verdauung
- Die Umstellung auf Heucobs sollte langsam erfolgen
- Ein Kilo trockene Heucobs entspricht etwa einem Kilo Heu
- Im Sommer ist besondere Sorgfalt beim Einweichen nötig
Manchmal sind es die unscheinbaren Dinge, die den größten Unterschied machen. Heucobs gehören definitiv dazu. Die kleinen gepressten Pellets aus gehäckseltem Heu sehen zwar nicht besonders spannend aus, sind aber für viele Seniorpferde der Schlüssel zu einer ausgewogenen Ernährung. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail.
Von Heu zu Heucobs – der natürliche Übergang
„Mein Pferd frisst doch noch gut Heu!“ – diesen Satz hört man oft, wenn man Heucobs für Senioren empfiehlt. Tatsächlich ist es genau der richtige Zeitpunkt, mit Heucobs zu beginnen, wenn das Pferd noch gut Heu frisst. Der schrittweise Übergang fällt dann leichter, als wenn man wartet, bis nichts mehr geht. Kaum etwas ist mühsamer, als einen Senior wieder aufzufüttern, der bereits erheblich an Gewicht verloren hat.
Die Wissenschaft hinter den Pellets
Heucobs sind nichts anderes als gehäckseltes, gepresstes Heu. Durch die Zerkleinerung und das Pressen wird die Zellulose ähnlich aufgeschlossen wie durch einen gründlichen Kauprozess und ist für den Verdauungstrakt damit leichter zugänglich. Das bedeutet: Dein Pferd muss weniger Zeit für das gründliche Kauen seines Futters aufwenden und auf diesem Weg bekommt mehr Nährstoffe aus seinem Futter.
Die Kunst der richtigen Dosierung
Eine der häufigsten Fragen ist: „Wie viel Heucobs braucht mein Pferd denn?“ Die Antwort liegt in einfacher Mathematik. Ein durchschnittliches Pferd braucht täglich etwa zwei bis drei Prozent seines Idealgewichts an Raufutter. Bei einem 500-Kilo-Pferd sind das also 10-15 Kilo. Kann dein Pferd nur noch die Hälfte dieser Menge als Heu fressen, müssen die fehlenden 5-7,5 Kilo durch Heucobs ersetzt werden. Liegt das derzeitige Gewicht deines Pferdes dabei eher unter seinem Idealgewicht, dann solltest du in Richtung 3% füttern. Ist es eher an der oberen Kante seines Idealgewichts, dann halte dich an die 2%.
Das perfekte Einweichen
Heucobs richtig einzuweichen ist eine Wissenschaft für sich. Zu viel Wasser macht sie matschig, zu wenig lässt sie hart bleiben. Als Faustregel gilt: Die dreifache Menge warmes Wasser auf die trockenen Cobs geben. Also auf einen Liter Heucobs etwa drei Liter Wasser. Die optimale Einweichzeit beträgt 15-30 Minuten bei warmem und bis zu einer Stunde bei kaltem Wasser. Je nach Hersteller und Charge kann die Einweichzeit aber variieren. Daher solltest du, wenn du einen neuen Sack aufgemacht hast, dir eher etwas mehr Zeit nehmen als zu wenig.
Praxis-Tipp: Nutze die Fingerprobe. Gut eingeweichte Heucobs sollten sich leicht zwischen den Fingern zerdrücken lassen, aber nicht von alleine zerfallen. Sie sollten feucht sein, aber nicht im Wasser schwimmen.
Die Verteilung über den Tag
Wie beim Heu gilt auch bei Heucobs: Viele kleine Portionen sind besser als wenige große. Ideal sind drei bis fünf Mahlzeiten über den Tag verteilt. Das klingt nach viel Aufwand, lässt sich aber in vielen Ställen gut organisieren. Morgens und abends eine größere Portion, mittags eine kleinere – schon hat dein Senior eine gute Grundversorgung.
Ist nur einmal am Tag jemand zum Füttern im Stall, dann solltest du darüber nachdenken, deinen Senior über Nacht von der Gruppe zu separieren. Hier kannst du ihm einen großen Kübel mit eingeweichten Heucobs, zusammen mit einem Netz losem Heu, exklusiv anbieten. Über Nacht wird er die Heucobs nach und nach in kleinen Portionen fressen. Ein Einwegtor oder ein zeitgesteuertes Tor (z.B. mit Hilfe eines Hühnerklappenöffners leicht selber zu bauen) kann der Senior dann morgens wieder zur Gruppe und tagsüber mit ihnen zusammen Heu fressen, bis er abends wieder mitsamt seinen Heucobs separiert wird.

Qualitätsunterschiede erkennen
Nicht alle Heucobs sind gleich. Gute Qualität erkennst du an:
- gleichmäßiger, grün-bräunlicher Farbe
- angenehmem Heugeruch
- fester Struktur der Pellets
- staubfreier Konsistenz
Meide Heucobs, die muffig riechen, stark stauben oder viele zerbröselte Pellets enthalten. Achte außerdem auf die Nährwerte. Der Rohproteingehalt sollte für Pferde generell bei 6-9% liegen, der Zuckergehalt für ältere Pferde <6%.
Heiße Sommertage – Hygiene ist alles
Im Sommer stellt die Heucobsfütterung besondere Ansprüche an die Hygiene. Eingeweichte Heucobs können bei Wärme schnell gären. Bereite daher nur so viel vor, wie dein Pferd innerhalb von zwei bis drei Stunden frisst. Bei großen Portionen hilft es, diese über Nacht zu füttern, weil die Temperaturen dann meist abkühlen und das Gärrisiko sinkt. Riechen die Heucobs vergoren oder etwas alkoholisch, blubbern sie oder zieht deine Pferd die Nase kraus, wenn du sie anbietest, dann spricht das dafür, dass sie verdorben sind und entsorgt werden müssen.
Clever kombinieren
Heucobs sind vielseitig, denn du kannst sie mit anderen Futtermitteln kombinieren, zum Beispiel mit Kräutern für mehr Geschmack, mit frisch geschrotetem Leinsamen für mehr Nährwert oder mit Ergänzungsfuttermitteln, die dein Rentner aus gesundheitlichen Gründen benötigt.
Aber Vorsicht: Heucobs an sich sind kein „Müsliersatz“. Sie sind und bleiben ein Grundfuttermittel, das durch Mineralfutter und gegebenenfalls für dein Pferd passende Ergänzungsfuttermittel angereichert werden sollten.
Der Umstieg will geplant sein
Beginne die Heucobsfütterung langsam. Starte mit kleinen Mengen, etwa 500 Gramm (Trockengewicht) täglich, und steigere über mehrere Wochen. Das gibt dem Verdauungstrakt Zeit, sich anzupassen. Beobachte dabei:
- Fresslust und -geschwindigkeit
- Kotkonsistenz
- Trinkverhalten
- Allgemeinbefinden
Lässt dein Pferd Heucobs im Trog, dann war die Portion zu groß und du solltest die Menge auf mindestens eine zweite Mahlzeit aufteilen. So kannst du z.B. die erste Hälfte geben kurz nachdem du im Stall angekommen bist und die zweite dann kurz bevor du gehst.
Typische Stolperfallen vermeiden
Der häufigste Fehler ist, zu wenig Heucobs zu füttern. Aus Angst, es könnte zu viel sein, bleiben viele deutlich unter dem tatsächlichen Bedarf. Ein weiterer klassischer Fehler: zu wenig Wasser beim Einweichen. Die Folge können Schlundverstopfungen oder Koliken sein. Ein kompetenter Ernährungsberater kann dir dabei helfen, die richtige Menge Heucobs für dein Pferd und seine Bedürfnisse festzulegen.
Der Unterschied liegt im Detail
Heucobs sind mehr als nur ein Ersatz für Heu – sie sind ein wichtiger Baustein in der Seniorenernährung. Mit der richtigen Menge, Zubereitung und Verteilung können sie deinem alternden Pferd helfen, fit und vital zu bleiben. Dabei gilt: Lieber früher damit anfangen und langsam steigern, als zu spät beginnen und unter Druck umstellen müssen.
Vor allem wenn dein Pferd nie in seinem Leben „Matschefutter“ bekommen hat, ist die Umstellung oft eine langwierige Angelegenheit – denn was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht, wie man so schön sagt. Frühzeitiges Üben, sei es mit einer Handvoll eingeweichter Heucobs, die man sich von Stallkollegen leiht oder einem getreidefreien Mash auf Gründmehlbasis, ist eine wertvolle Übung, dass dein Pferd die Heucobs später gut akzeptiert.
Denk dran: Jedes Pferd ist individuell. Was bei dem einen super funktioniert, muss beim anderen noch lange nicht klappen. Beobachte dein Pferd genau und passe die Fütterung entsprechend an. Mit etwas Übung findest du schnell heraus, was dein Senior braucht.
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