Lesedauer 5 Minuten  

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Kosten für ein Seniorpferd steigen meist kontinuierlich mit dem Alter
  • Hauptkostentreiber sind spezielle Futtermittel und häufigere Tierarztbesuche
  • Die monatlichen Zusatzkosten können zwischen 100 und 1.000 Euro betragen
  • Gutes Management kann helfen, unnötige Kosten zu vermeiden
  • Versicherungen decken altersbedingte Erkrankungen oft nicht ab
  • Zeit ist neben Geld ein wichtiger Faktor in der Seniorenpflege
  • Frühzeitige finanzielle Planung hilft, böse Überraschungen zu vermeiden

„Ein Seniorpferd ist doch viel günstiger als ein junges Sportpferd“ – diesen Satz hört man oft, wenn es um die Anschaffung eines älteren Pferdes geht. Tatsächlich sind viele Senioren für einen symbolischen Preis oder sogar kostenlos zu haben. Doch der günstige Anschaffungspreis kann täuschen, denn die laufenden Kosten steigen oft deutlich mit dem Alter und können binnen eines Jahres schon die Anschaffungskosten für ein gesundes, junges Nachwuchspferd übersteigen.

Der schleichende Kostenanstieg

Es beginnt meist harmlos: Ein Sack Heucobs hier, ein Seniormineral dort. Doch mit jedem Jahr kommen neue Posten hinzu. Was anfangs bei zusätzlichen Kosten von vielleicht 50 Euro im Monat liegt, kann sich weniger Monate oder Jahre durchaus locker verzehnfachen. Dabei steigen die Kosten selten sprunghaft an – vielmehr ist es ein schleichendes Wachstum, das viele Pferdebesitzer erst bemerken, wenn ihr Konto ständig Ebbe hat und sie einmal alle Ausgaben zusammenrechnen.

Die versteckten Kostentreiber im Seniorenalter

Der größte Kostenfaktor ist meist die Fütterung. Während ein junges, gesundes Pferd problemlos von Heu und einem einfachen Mineralfutter leben kann, brauchen Senioren oft speziellere Produkte. Heucobs werden zum Grundnahrungsmittel, spezielle Futtermittel von Seniormineral bis Arthrose-Futter ergänzen die Ration. Die Mengen steigen dabei kontinuierlich – was im ersten Jahr noch ein Sack Heucobs pro Monat war, können im dritten Jahr schon drei oder vier Säcke sein und irgendwann bestellt man die Heucobs palettenweise.

Auch der Tierarzt wird zum häufigeren Gast. Waren früher die routinemäßigen Impfungen und die jährliche Zahnkontrolle die einzigen festen Termine, kommen nun öfter Zusatzuntersuchungen hinzu. Die Blutwerte sollten regelmäßig gecheckt werden, Gelenksprobleme brauchen Behandlung, das Herz will überwacht werden. Neigt der Senior dann auch noch zu wetterbedingten Koliken, sprengen allein die Tierarztrechnungen schnell jedes Bankkonto.

Der Zeitfaktor – das versteckte Budget

Neben den direkten finanziellen Aufwendungen steigt auch der Zeitaufwand deutlich. Waren früher zwei Stallbesuche in der Woche für einen schönen Geländeritt ausreichend, brauchst du für einen Senior meist mindestes eine, aber oft drei bis fünf Extra-Fütterungen täglich. Das Einweichen der Heucobs braucht Vorlaufzeit, das Zusatzfuttermittel oder die Medikamentengabe muss zeitlich getaktet werden. Diese zusätzliche Betreuungszeit musst du entweder selbst aufbringen oder bezahlen – beides ist wertvoll.

Gut zu wissen: Die Mehrkosten im Detail

Fütterung: Ein Senior braucht oft das Drei- bis Vierfache an Spezialfutter im Vergleich zu einem Pferd mittleren Alters. Hochwertige Heucobs, Seniormineral und spezielle Ergänzungsfuttermittel können monatlich schnell 200-500 Euro zusätzlich kosten.

Die medizinische Versorgung wird aufwendiger und damit teurer. Regelmäßige Blutuntersuchungen, häufigere Zahnbehandlungen und die Pflege anderer altersbedingter Erkrankungen summieren sich. Rechne mit durchschnittlich 1000-5000 Euro zusätzlichen Tierarztkosten pro Jahr.

Auch die Ausrüstung will angepasst werden. Gute Thermo- und Regendecken für die nasskalten Monate, spezielle Gelkissen fürs Reiten, orthopädischer Hufbeschlag – all das sind Anschaffungen, die auf dich zukommen können.

Clever sparen – aber richtig

Bei allen steigenden Kosten gibt es durchaus Möglichkeiten, zu sparen – allerdings nicht an der falschen Stelle. Qualitativ hochwertige Grundversorgung ist das A und O. Spare lieber bei Zusatzprodukten als bei der Grundversorgung. Ein Beispiel: Statt teurer Fertigprodukte kannst du Kräuter selbst sammeln und trocknen. Das spart Geld und macht sogar noch Spaß (Kräuterbuch für Pferde)

Außerdem braucht dein Senior nicht die fünfte neue Schabracke und das zehnte Halfter – so schick die im Laden oder auf der Webseite auch aussehen mögen. Frage dich immer, ob du dieses Teil, das du gerade in deinen Einkaufskorb legen möchtest, auch wirklich dringend brauchst. Wenn nicht, dann ist das Geld vielleicht besser angelegt in Heucobs oder dem Ergänzungsfuttermittel gegen seine Arthrose.

Auch beim Zeitmanagement lässt sich optimieren: Organisiere dich mit anderen Pferdebesitzern, teilt euch die Fütterungszeiten auf. Das spart nicht nur Zeit, sondern gibt dem Senior auch mehr Struktur im Tag.

Die Versicherungsfrage

Viele Pferdebesitzer fragen sich, ob eine OP-Versicherung für den Senior sinnvoll ist. Die ernüchternde Antwort: Die meisten Versicherungen nehmen keine Pferde über 15 oder 17 Jahre neu auf. Bestehende Versicherungen können oft fortgeführt werden, decken aber altersbedingte Erkrankungen häufig nicht ab. Stellt man dann die monatlichen Kosten für die Versicherung dem gegenüber, was sie im Fall der Fälle wirklich zahlt, dann ist man oft reichlich ernüchtert.

Vorsorge ist besser als Nachsorge

Am besten beginnst du schon in den „guten Jahren“ damit, ein finanzielles Polster für das Alter deines Lieblings aufzubauen. Ein monatlich zurückgelegter Betrag von 50-100 Euro kann später den Unterschied machen zwischen „Können wir uns den Tierarzt noch leisten?“ und entspanntem Handeln im Krankheitsfall.

Realistisch planen statt später bereuen

Ein Seniorpferd kann durchaus teurer werden als ein junges, gesundes Pferd. Das sollte dich aber nicht abschrecken – es sollte dich nur realistisch planen lassen. Mit gutem Management, vorausschauender Finanzplanung und der Bereitschaft, Zeit und Liebe zu investieren, kann das Leben mit einem Senior eine wunderbare Erfahrung sein. Denn letztlich zahlt dein Pferd all diese Investitionen mit etwas zurück, das unbezahlbar ist: bedingungslose Liebe und tiefes Vertrauen bis zum letzten Tag.


Mehr Informationen zum Thema alte Pferde gibt es auf unserer Themenseite: Alte Pferde

Team Sanoanimal