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Das Wichtigste in Kürze:

  • Kräuter können alte Pferde gezielt bei altersbedingten Beschwerden unterstützen
  • Die Fütterung sollte an die Jahreszeit und individuellen Bedürfnisse angepasst sein
  • Kräuterkuren sollten nicht länger als 6 Wochen am Stück gefüttert werden
  • Verschiedene Kräutermischungen können sich gegenseitig ergänzen
  • Eine fachkundige Beratung hilft bei der Auswahl der richtigen Kräuter

Was früher auf blühenden Wiesen selbstverständlich war, müssen wir heute oft gezielt zufüttern: Kräuter sind wichtige Helfer für die Gesundheit alter Pferde. Denn die modernen Wirtschaftswiesen bieten längst nicht mehr die Vielfalt, die Pferde von Natur aus zu sich nehmen würden.

Mehr als nur „Grünzeug“

Der Stoffwechsel des Pferdes hat sich über Millionen Jahre an eine breite Palette von Kräutern angepasst. In der freien Natur wählen Pferde sehr gezielt aus, welche Kräuter sie in welcher Jahreszeit fressen. Diese instinktive Auswahl fehlt heute weitgehend – zum einen, weil die Wiesen durch intensive Bewirtschaftung deutlich artenärmer geworden sind, zum anderen, weil viele Pferde gar keinen oder nur eingeschränkten Zugang zur Weide haben.

Jahreszeitlicher Rhythmus

Im Frühjahr profitieren die meisten Senioren von entgiftungsunterstützenden Kräutern wie Löwenzahn und Birkenblättern. Sie helfen beim Fellwechsel und unterstützen Leber und Nieren bei ihrer wichtigen Entgiftungsarbeit. Während der Anweidezeit können Bitterkräuter das Darmmilieu stabilisieren. Bei empfindlichen Pferden beugt eine Kombination aus Anis, Kümmel und Fenchel lästigen Blähungen vor.

Im Sommer steht eine breite Wiesenkräutermischung auf dem Programm, wie sie eigentlich auf jeder Pferdeweide zu finden sein sollte. Ab August geht es dann schon wieder Richtung Herbstfellwechsel – Zeit für eine erneute Unterstützung von Leber und Nieren.

Die nasskalte Zeit im Oktober und November stellt besondere Anforderungen an das Immunsystem. Jetzt können immunstärkende und atemwegsunterstützende Kräuter helfen, Erkältungskrankheiten vorzubeugen. In der dunklen Jahreszeit sorgen getrocknete Beeren oder eine Wildsamenmischung für wertvolle Nährstoffe, bevor es im Februar wieder in den Frühlingsfellwechsel geht.

Richtig dosieren und kombinieren

Bei der Kräuterfütterung gilt: Weniger ist mehr. Eine Kur umfasst 30-50g einer intensiven Kräutermischung pro Tag und sollte nicht länger als sechs Wochen am Stück durchgeführt werden. Danach empfiehlt sich eine Pause oder der Wechsel zu einer anderen Mischung. Die Dosierung richtet sich nach Größe und Gewicht des Pferdes sowie nach den individuellen Bedürfnissen.

Viele Kräuterhersteller bieten mittlerweile fertige Mischungen an, die auf die verschiedenen Jahreszeiten und Bedürfnisse abgestimmt sind. Das macht die Auswahl einfacher. Trotzdem sollte man sich gut beraten lassen, denn nicht jedes Kraut ist für jeden Senior geeignet.

Besondere Bedürfnisse im Alter

Mit zunehmendem Alter verändert sich die Stoffwechselsituation der Pferde. Das Immunsystem arbeitet oft nicht mehr optimal, die Entgiftungsorgane sind stärker gefordert und chronische Beschwerden wie Arthrose können den Alltag erschweren. Hier können gezielt ausgewählte Kräuter unterstützen – sei es als Begleitung zu einer tierärztlichen Therapie oder als vorbeugende Maßnahme.

Dabei ist wichtig zu wissen: Kräuter sind keine Wundermittel und ersetzen bei ernsthaften Erkrankungen nicht den Gang zum Tierarzt. Sie können aber im Rahmen eines ganzheitlichen Gesundheitsmanagements wertvolle Dienste leisten.

Die richtige Wahl treffen

Bei der Auswahl der Kräuter sollte man verschiedene Faktoren berücksichtigen:

  • Das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand des Pferdes
  • Bestehende Vorerkrankungen oder chronische Beschwerden
  • Die Jahreszeit und damit verbundene Stoffwechselbelastungen
  • Mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten
  • Die individuelle Verträglichkeit

Ein erfahrener Therapeut oder Kräuterexperte kann bei der Zusammenstellung einer passenden Kräuterstrategie helfen. Dabei geht es nicht nur um die Auswahl der richtigen Kräuter, sondern auch um den optimalen Zeitpunkt für bestimmte Kuren und die richtige Kombination verschiedener Pflanzen. Wer sich selber schlau machen möchte und vielleicht auch gerne über den Sommer Kräuter sammelt und frisch oder getrocknet verfüttert, der findet in dem Buch „Kräuter, die Pferde fit füttern“ wertvolles Hintergrundwissen von der Wirkung bis zur besten Zeit für das Sammeln.

Mit der richtigen Kräuterstrategie können wir unseren Senioren etwas von dem zurückgeben, was die moderne Weide- und Wiesenwirtschaft ihnen genommen hat. Das stärkt nicht nur ihre Gesundheit, sondern macht sie auch fit für die verschiedenen Herausforderungen, die das Alter mit sich bringt.

Mehr Informationen zum Thema alte Pferde gibt es auf unserer Themenseite: Alte Pferde

Team Sanoanimal