Das Wichtigste in Kürze:
- Stangenarbeit eignet sich ideal für das Training alter Pferde
- Die visuelle Begrenzung hilft bei Koordination und Balance
- Das Training lässt sich perfekt an die Tagesform anpassen
- Bodenarbeit schont den alternden Bewegungsapparat
- Regelmäßiges Training erhält die Beweglichkeit
Wer denkt, Stangenarbeit sei nur etwas für junge Sportpferde, der irrt. Gerade für Seniorpferde bietet das Training über Stangen ideale Möglichkeiten, Beweglichkeit und Koordination zu erhalten. Mit der richtigen Herangehensweise wird daraus ein schonendes und effektives Fitnessprogramm für alte Knochen.
Der besondere Reiz der Stange
Die am Boden liegende Stange bietet dem Pferd eine visuelle Orientierung für seine Bewegungen. Anders als beim freien Bewegen muss es hier gezielt seine Beine heben und koordiniert aufsetzen. Diese bewusste Bewegung trainiert nicht nur die Muskulatur, sondern fördert auch die Körperwahrnehmung und das Gleichgewicht – Fähigkeiten, die im Alter oft nachlassen.
Dabei kommt uns die natürliche Vorsicht der Pferde zugute. Die meisten Senioren überqueren Stangen sehr aufmerksam und konzentriert. Diese erhöhte Aufmerksamkeit führt automatisch zu einer besseren Körperkontrolle und aktiveren Bewegung und fordert die Konzentration und die Aufmerksamkeit. Gleichzeitig bleibt das Risiko minimal, da die Stangen einfach wegrollen, wenn das Pferd sie versehentlich berührt.
Sanfter Einstieg, große Wirkung
Der Einstieg in die Stangenarbeit beginnt ganz einfach mit einzelnen, am Boden liegenden Stangen. Diese werden zunächst im Schritt überquert, wobei das Pferd lernt, seine Schrittlänge anzupassen und die Beine gezielt zu heben. Schon diese simple Übung aktiviert die Rückenmuskulatur und fördert die Durchblutung der Gelenke.
Mit zunehmender Sicherheit kann die Aufgabe variiert werden. Zwei parallel liegende Stangen laden zum seitlichen Übertreten ein, als Stern ausgelegte Stangen erfordern unterschiedliche Schrittlängen, und mehrere hintereinander liegende Stangen ergeben eine Art Koordinationsleiter. Der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt. Dabei bestimmt immer die Tagesform des Pferdes, was möglich ist.
Das Geheimnis liegt im Detail
Bei der Stangenarbeit mit Senioren kommt es nicht auf spektakuläre Übungen an, sondern auf die korrekte Ausführung einfacher Bewegungsmuster. Die präzise Platzierung der Hufe, das gleichmäßige Anheben der Beine und die Balance im Stand und in der Bewegung sind die eigentlichen Trainingsziele.
Besonders wertvoll ist dabei das „Step by Step“-Prinzip. Statt einfach über die Stangen zu laufen, macht das Pferd zwischen den einzelnen Schritten kurze Pausen. Das erfordert nicht nur mehr Konzentration, sondern trainiert auch gezielt die Standbeinfestigkeit und die Koordination. Diese bewusste Langsamkeit kommt den meisten Senioren sehr entgegen.
Die richtige Ausrüstung
Für ein effektives Training braucht es nicht viel: Einige leichte, aber stabile Stangen, die gut sichtbar sind und bei Berührung einfach wegrollen. Wichtig ist ein ebener, trittsicherer Untergrund, der weder zu hart noch zu weich ist. Ein Hallenboden oder ein gut gepflegter Reitplatz eignen sich ideal.
Die Abstände zwischen den Stangen müssen individuell an das Pferd angepasst werden. Als Faustregel gilt: Im Schritt etwa 80-90 cm, wobei ältere Pferde oft etwas mehr Platz brauchen. Lieber zunächst großzügigere Abstände wählen (und dazwischen zwei kurze Schritte machen statt einen zu langen) und den Abstand dann nach Bedarf anpassen. Das gibt den Pferden Sicherheit und vermeidet Frustration.
Vielseitige Trainingsmöglichkeiten
Mit der Zeit entwickelt sich aus den einfachen Grundübungen ein vielseitiges Trainingsprogramm. Vorwärts, rückwärts oder seitwärts über die Stangen, verschiedene Wendungen oder das Anhalten zwischen den Stangen – die Möglichkeiten sind vielfältig. Dabei können auch Elemente des Körperbandagen-Trainings oder der Equikinetic eingebaut werden.
Zwischen den einzelnen Übungen sollten immer wieder Pausen eingelegt werden, in denen das Pferd entspannt einfach vorwärts gehen kann. Das lockert die Muskulatur und gibt Zeit zum Verarbeiten des Gelernten. Gerade bei Seniorpferden sind diese Erholungsphasen besonders wichtig.
Mit System zum Erfolg
Ein sinnvolles Stangentraining folgt immer einem durchdachten Aufbau. Nach einer ausgiebigen Aufwärmphase beginnt das eigentliche Training mit einfachen Übungen. Erst wenn diese sicher beherrscht werden, kommen neue Elemente hinzu. Dabei gilt: Qualität vor Quantität. Lieber wenige Wiederholungen korrekt ausgeführt als viele unsaubere Durchgänge.
Die regelmäßige Arbeit über Stangen kann erstaunliche Erfolge bringen. Viele Seniorpferde werden beweglicher, zeigen eine bessere Koordination und entwickeln wieder mehr Freude an der Bewegung. Das Training stärkt nicht nur den Körper, sondern fordert auch den Geist – eine ideale Kombination für aktives Altern.
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