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Das Wichtigste in Kürze:

  • Dehnübungen helfen, die Beweglichkeit zu erhalten
  • Regelmäßiges Stretching beugt Verspannungen vor
  • Die Übungen müssen sanft und kontrolliert ausgeführt werden
  • Karottenscheiben oder größere Leckerlis eignen sich ideal als Lockmittel
  • Die Dehnungen sollten nie forciert werden

Mit zunehmendem Alter wird die Muskulatur steifer, die Sehnen verlieren an Elastizität und die Gelenke werden weniger beweglich. Regelmäßige Dehnübungen können diesen natürlichen Alterungsprozess zwar nicht aufhalten, aber deutlich verlangsamen. Das richtige Stretching-Programm hilft Seniorpferden, bis ins hohe Alter beweglich zu bleiben.

Die Kunst des sanften Dehnens

Anders als bei jungen Pferden geht es beim Stretching mit Senioren nicht um maximale Dehnungsfähigkeit. Stattdessen steht der Erhalt der vorhandenen Beweglichkeit im Vordergrund. Die Übungen werden dafür besonders sanft und kontrolliert ausgeführt. Eine Scheibe Karotte oder ein Lieblingskeks dient dabei als Lockmittel, um das Pferd in die gewünschte Position zu führen.

Besonders bewährt hat sich die klassische „Karottenübung“. Dabei wird ein Leckerli so geführt, dass das Pferd seinen Hals in verschiedene Richtungen dehnt. Die Bewegung muss dabei immer vom Pferd selbst kommen – Ziehen oder Drücken am Pferd ist tabu. Nur so kann es selbst regulieren, wie weit es gehen möchte.

Der richtige Zeitpunkt

Der beste Moment für Dehnübungen ist nach der Aufwärmphase oder im Anschluss an die Arbeit. Die Muskulatur ist dann bereits erwärmt und geschmeidig. Besonders wertvoll sind Dehnungen nach Aktivitäten, die das Pferd eher einseitig belasten, wie beispielsweise Longieren. Sie helfen, muskuläre Dysbalancen auszugleichen und Verspannungen vorzubeugen.

Wichtig ist dabei, die Tagesform zu berücksichtigen. An manchen Tagen sind die Pferde beweglicher als an anderen. Besonders bei nasskaltem Wetter oder wenn die Arthrose zwickt, sollten die Dehnungen besonders vorsichtig ausgeführt werden. Die Motivation und das Wohlbefinden des Pferdes stehen immer im Vordergrund.

Ein ganzheitliches Konzept

Stretching ist besonders effektiv, wenn es in ein ganzheitliches Bewegungskonzept eingebettet ist. Die regelmäßige, moderate Bewegung im Alltag bildet die Basis. Gezielte Dehnübungen ergänzen dieses Grundprogramm und helfen, die Beweglichkeit in allen Körperpartien zu erhalten.

Dabei sollten die Übungen möglichst symmetrisch ausgeführt werden. Was auf der einen Seite gedehnt wird, muss auch auf der anderen Seite gedehnt werden. Diese Balance ist wichtig, um Schiefheiten vorzubeugen oder bestehende Asymmetrien auszugleichen.

Behutsames Vorgehen

Jede Dehnübung beginnt mit kleinen, vorsichtigen Bewegungen. Erst wenn das Pferd entspannt mitgeht, kann der Bewegungsradius langsam erweitert werden. Dabei ist es wichtig, die natürlichen Grenzen des Pferdes zu respektieren. Eine erzwungene Dehnung kann mehr schaden als nutzen.

Die Position sollte nur so lange gehalten werden, wie das Pferd entspannt bleibt. Bei den meisten Senioren sind das nur wenige Sekunden. Diese kurzen, aber regelmäßigen Dehnungen sind effektiver als längeres Halten in extremen Positionen.

Die wichtigsten Übungen

Im Mittelpunkt stehen Dehnungen für den Hals- und Rückenbereich. Hier entwickeln sich bei alten Pferden besonders häufig Verspannungen. Die Karotte wird dabei in verschiedenen Höhen und unterschiedlich weit nach hinten geführt, sodass unterschiedliche Muskelpartien angesprochen werden.

Auch das Dehnen zwischen den Vorderbeinen kann für viele Senioren wohltuend sein. Diese Übung öffnet den Brustkorb und dehnt die obere Rückenmuskulatur. Allerdings sollte sie nur ausgeführt werden, wenn das Pferd sicher ist und trittsicher steht.

Die Wirkung beobachten

Ein gutes Stretching-Programm zeigt seine Wirkung oft schon nach wenigen Wochen. Die Pferde bewegen sich geschmeidiger, zeigen weniger Verspannungen und haben sichtlich Freude an den Übungen. Diese positiven Erfahrungen motivieren sowohl Pferd als auch Mensch zum Weitermachen.

Regelmäßiges, sanftes Stretching kann unseren Senioren helfen, bis ins hohe Alter beweglich zu bleiben. Es verbessert nicht nur die Beweglichkeit, sondern stärkt auch die Körperwahrnehmung und das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd. Die gemeinsamen Übungen werden so zu einem wertvollen Ritual im Pflegealltag.

Mehr Informationen zum Thema alte Pferde gibt es auf unserer Themenseite: Alte Pferde

Team Sanoanimal