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Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Zyklus der Stute ist saisonal bedingt und hängt vor allem von der Tageslichtlänge und dem Beta-Carotingehalt im Futter ab.
  • Der Rossezyklus umfasst in der Regel 21 Tage, davon 5–7 Tage Rosse.
  • Optimale Fruchtbarkeit besteht meist am Ende der Rosse.
  • Eine gesunde Stute zeigt während der Rosse typische Verhaltensmuster, die das Timing der Bedeckung erleichtern.
  • Stress, Untergewicht oder gesundheitliche Probleme können den Zyklus negativ beeinflussen.
  • Eine ausgewogene Ernährung und gezielte Unterstützung fördern die hormonelle Balance und die Fruchtbarkeit.

Der Zyklus der Stute ist ein faszinierendes und komplexes Thema, das eine entscheidende Rolle spielt, wenn man plant, aus seiner Stute ein Fohlen zu ziehen. Wer die Vorgänge im Körper der Stute versteht und den Zyklus gezielt nutzt, hat beste Chancen auf eine erfolgreiche Bedeckung. Gleichzeitig hilft das Wissen über den Zyklus dabei, mögliche Störungen frühzeitig zu erkennen und die Fruchtbarkeit gezielt zu unterstützen.

Wir können hier natürlich nicht auf alle Details eingehen, was im Hormonhaushalt einer Stute während des Zyklus‘ passiert, hierzu gibt es stapelweise Fachliteratur für alle, die es ganz genau wissen wollen. Aber wir wollen einen Überblick über die biologischen Grundlagen, typische Verhaltensmuster während der Rosse und Hinweise zur Optimierung der Fruchtbarkeit geben, um die Erfolgschancen für eine Trächtigkeit zu erhöhen.

Wie funktioniert der Zyklus der Stute?

Stuten sind saisonal polyöstrisch, das heißt, sie sind während der helleren Jahreszeit, üblicherweise von Frühling bis Spätsommer, regelmäßig rossig. Die Steuerung erfolgt insbesondere durch die Tageslichtlänge, die hormonelle Veränderungen im Körper auslöst. Während der dunklen Wintermonate treten viele Stuten in eine Ruhephase, die sogenannte Anöstrie, und sind in dieser Zeit nicht empfängnisbereit.

Ein vollständiger Zyklus dauert durchschnittlich 21 Tage und gliedert sich in zwei Hauptphasen: die Rosse (Östrus) und die Zwischenrosse (Diöstrus). Die Rosse, die etwa 5–7 Tage andauert, ist die Phase, in der die Stute bereit ist, einen Hengst zu akzeptieren und gedeckt zu werden. Während dieser Zeit reift ein Follikel im Eierstock heran, der zum Zeitpunkt des Eisprungs das Ei freisetzt. Die beste Befruchtungszeit liegt kurz vor oder während des Eisprungs, der meist gegen Ende der Rosse stattfindet.

Typische Anzeichen der Rosse

Eine gesunde Stute zeigt während der Rosse deutliche Verhaltensveränderungen. Dazu gehören:

  • Häufiges Urinieren, oft in kleinen Mengen.
  • „Blitzen“: Die Stute hebt die Schweifrübe und zeigt wiederholt die Vulva.
  • Freundliches bis aufdringliches Verhalten gegenüber Hengsten oder Wallachen.
  • Manchmal auch eine reduzierte Konzentration und Arbeitsbereitschaft.

Die Intensität der Rosseanzeichen kann individuell sehr unterschiedlich sein. Manche Stuten zeigen eine sehr deutliche Rosse, während andere nur subtile Veränderungen im Verhalten oder in der Körperhaltung erkennen lassen.

Faktoren, die den Zyklus beeinflussen

Der Zyklus der Stute kann durch verschiedene äußere und innere Faktoren gestört werden. Stress, unzureichende Ernährung, Unter- oder Übergewicht sowie hormonelle Ungleichgewichte können dazu führen, dass die Rosse unregelmäßig wird oder ausbleibt.

Auch gesundheitliche Probleme wie Infektionen der Gebärmutter oder hormonelle Störungen können sich negativ auswirken. Daher ist eine regelmäßige tierärztliche Untersuchung besonders wichtig, wenn Probleme mit dem Zyklus vermutet werden, aber auch, wenn eine Bedeckung geplant ist.

Die Ernährung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Ein ausgewogener Mineralstoffhaushalt unterstützt die hormonelle Balance und die Funktion der Eierstöcke. Insbesondere Spurenelemente wie Zink und Kupfer fördern die Fruchtbarkeit und sollten daher in der Fütterung berücksichtigt werden.

Das Pro-Vitamin Beta-Carotin greift ebenfalls steuernd in den Zyklus der Stute ein. Es ist besonders in jungem, frischem Weidegras in großen Mengen vorhanden und signalisiert dem Körper, dass nächstes Jahr um diese Zeit, wenn das Fohlen geboren wird, eine gute Futtergrundlage zur Verfügung steht. Durch Zufütterung von Beta-Carotin – vor allem bei Stuten mit wenig oder fehlendem Weidegang – kann die Fruchtbarkeit entsprechend gesteigert werden.

Optimales Timing für die Bedeckung

Das Timing der Bedeckung ist einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Trächtigkeit. Da der Eisprung oft erst gegen Ende der Rosse stattfindet, sollte die Stute möglichst nah an diesem Zeitpunkt gedeckt werden.

Die genaue Beobachtung der Rosseanzeichen ist dabei ein hilfreiches Mittel, um den optimalen Zeitpunkt zu bestimmen. In vielen Fällen kann der Tierarzt durch Ultraschalluntersuchungen den genauen Stand des Zyklus feststellen und den idealen Deckzeitpunkt vorhersagen. Es ist hilfreich, die Rosse der Stute schon im Sommer vor der geplanten Bedeckung genau zu beobachten und ein Tagebuch zu führen, um Zykluslänge und Rossedauer genau zu bestimmen. Das erleichtert es, den richtigen Zeitpunkt für die Besamung abzuschätzen.

Unterstützung durch Ernährung und Pflege

Eine gezielte Fütterung kann den Zyklus der Stute positiv beeinflussen. In der Zeit vor der Zucht sollte über eine 24/7 Heufütterung, zusammen mit einem guten anorganischen Mineralfutter sichergestellt werden, dass der Stoffwechsel reibungslos funktioniert. Stoffwechselstörungen haben meist eine negative Rückkopplung auf den Hormonhaushalt und können die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen. Dabei sollte eine Überfütterung – beispielsweise mit Protein – ebenso vermieden werden wie Mangelerscheinungen. Ein ausgebildeter Ernährungsberater kann dabei unterstützen, die für die Stute passende Fütterung zusammmenzustellen.

Auch das Darmmilieu spielt eine wichtige Rolle, da es die Aufnahme von Nährstoffen und damit die gesamte Stoffwechselgesundheit beeinflusst. Zudem nimmt später das Fohlen sein zukünftiges Dickdarm-Mikrobiom über den Kot der Mutter auf. Daher sollte auf fermentierte Produkte wie Heulage dringend verzichtet werden. Stattdessen ist bei Zuchtstuten eine 24/7 Fütterung mit Heu von ordentlicher Qualität angezeigt. Mit Produkten wie OKAPI Esparsette kann das Dickdarm-Mikrobiom zusätzlich stabilisiert werden, was nicht nur die allgemeine Gesundheit der Stute unterstützt, sondern auch die des zukünftigen Fohlens.

Der Zyklus der Stute ist ein Schlüsselthema in der Pferdezucht und bietet eine Vielzahl von Ansatzpunkten für die Optimierung der Fruchtbarkeit. Mit einem grundlegenden Verständnis der biologischen Abläufe, einer sorgfältigen Beobachtung der Rosseanzeichen und gezielter Unterstützung durch artgerechte Ernährung können beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bedeckung geschaffen werden.

Mehr Informationen zum Thema Zucht & Aufzucht gibt es auf unserer Themenseite: Zucht & Aufzucht

Team Sanoanimal