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Wie richtige Heuqualität, durchdachtes Stallmanagement und angepasste Herdenstrukturen beim Abnehmen helfen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Leichtfuttrige Pferde brauchen 24/7 Zugang zu strukturiertem Raufutter, aber mit angepasster Energiedichte.
  • Die Heuqualität entscheidet mehr über das Gewicht als die Futtermenge.
  • Trennung nach Futterbedürfnissen verhindert Überversorgung einzelner Pferde.
  • „Ponyschlupf“-Konzepte ermöglichen gezieltes Füttern ohne Stress.
  • Stroh ist eine sinnvolle Ergänzung, aber kein Ersatz für Heu.

Heuqualität statt Mengenreduktion

Das Ziel im Raufuttermanagement von Pferden mit Neigung zu Übergewicht ist nicht, die Heumenge zu minimieren, sondern das Pferd mit einem Heu zu versorgen, das seinem Energiebedarf entspricht. Ein Später Schnitt mit hohem Rohfaseranteil, moderatem Eiweißgehalt und niedrigem Zuckergehalt sättigt, ohne übermäßig Energie zu liefern. Dadurch kann das Pferd jederzeit fressen, ohne dass das Gewicht weiter steigt, denn es ist nicht die Cellulose im Heu, die dick macht, sondern Zucker und Eiweiß, wenn das Heu nicht pferdegerecht ist.

Wird dagegen ein energiereicher früher Schnitt oder Heu von Leistungswiesen gefüttert, können selbst kleine Mengen schnell zu einer positiven Energiebilanz führen – das Pferd nimmt zu, auch wenn subjektiv „passend“ gefüttert wird. Bei solchem Heu helfen auch die besten Heunetze und Zusatzfuttermittel nicht – ist das Heu zu nahrhaft, kann man das Gewicht von leichtfuttrigen Pferden nicht in den Griff bekommen.

Herdenstrukturen anpassen

In gemischten Gruppen aus leicht- und schwerfuttrigen Pferden kommt es oft zu Fütterungskonflikten. Die einen brauchen viel und nahrhaftes Heu, die anderen eher ein nährstoffarmes, gerne noch aus engmaschigen Heunetzen oder mit Stroh gemischt. Studien zeigen außerdem, dass es meist gerade die wohlgenährten Pferde sind, die am radikalsten das Futter verteidigen und sich an den Raufen vordrängeln. Solche Pferde blockieren die besten Plätze, rangniedere Tiere fressen zu wenig, während die ohnehin schon moppeligen „Bullys“ endlos Zugang haben.

In solchen bunt gemischten Gruppen wird die Fütterung nie so funktionieren, dass sie allen gerecht wird. Hier bietet sich die zeitweise Trennung der Pferde an, beispielsweise ein separater Bereich für schwerfuttrige, alte und rangniedrige Pferde. Hat man ein Aktivstallsystem mit Chipsteuerung, kann man dieses nutzen, um bestimmten Pferden den Zugang zu einem Bereich zu geben, in dem nahrhaftes Heu lose in der Raufe liegt, während im allgemein zugänglichen Bereich nur Magerheu unter Heunetzen angeboten wird.

Alternativ kann man die Pferde mit der „Sonderbehandlung“ abends manuell separieren und über Nacht in Ruhe ihr nahrhaftes Heu oder ihre Heucobs fressen lassen, bis man sie morgens – entweder manuell oder mit einem zeitgesteuerten Tor – wieder in die Gruppe lässt. Man kann also Lösungen auch in solchen gemischten Gruppen finden, es ist aber immer mit mehr Aufwand verbunden, als wenn man die Gruppen gleich so zusammenstellt, dass ihre Futterbedürfnisse zusammenpassen.

Der „Ponyschlupf“ als Lösung

Häufig sieht man in Privathaltung das große Reitpferd zusammen mit einem mit Pony oder Minishetty als Kompagnon stehen. Auch das ist eine schwierige Konstellation, wenn man sich die Fütterung anschaut – der große ist rippig, der kleine eine Kugel (und meist auch noch der Chef). Hier ist der „Ponyschlupf“ eine einfache, aber effektive Lösung: ein Durchgang, der so niedrig ist, dass nur das Pony hindurchpasst. Dahinter kann eine Raufutterstation eingerichtet werden, die auf dessen Bedürfnisse abgestimmt ist – energiereduziertes Heu mit Stroh gemischt im engmaschigen Netz, aber rund um die Uhr zugänglich.

Der Große bekommt hingegen sein nahrhafteres Heu in einem grobmaschigen Netz hinter einer hohen Bretterwand, sodass er jederzeit problemlos rankommt, das Pony aber zu klein ist. So wird verhindert, dass es ständig mitfrisst am Leckerheu des Großen. Da Fressen eine soziale Angelegenheit ist, kann man beiden auch noch ein Netz mit eher magerem zur Verfügung stellen, an dem beide gleichzeitig knabbern können – das aber nicht über den ganzen Tag reicht.

Stroh als Ergänzung – aber nicht als Ersatz

Stroh kann helfen, die Energiedichte der Ration zu senken und die Fresszeit zu verlängern. Es liefert viel Rohfaser, regt zum Kauen an und sorgt für Beschäftigung. Allerdings ist es für Pferde kaum verdaulich. Wird es als alleinige Raufutterquelle gefüttert, drohen Nährstoffmängel und Verdauungsprobleme bis hin zur Verstopfungskolik. Optimal ist eine Kombination von Heu und Stroh, bei der das Heu die Grundversorgung deckt und das Stroh ergänzend eingesetzt (und größtenteils von den Pferden aussortiert) wird.

Bewegungsfördernde Fütterung

Ein durchdachtes Raufuttermanagement kann auch die Bewegung fördern. Mehrere kleine Futterstellen, verteilt über den Auslauf oder das Paddock, zwingen Pferde, sich zwischen den Mahlzeiten zu bewegen. So wird nebenbei mehr Energie verbraucht, ohne dass es nach zusätzlichem Training aussieht.

Team Sanoanimal