Kernpunkte im Überblick:
- Der Click ist ein präziser Marker für erwünschtes Verhalten
- Der Click wird durch klassische Konditionierung zum Belohnungsversprechen
- Nach jedem Click muss eine Belohnung folgen
- Clickertraining ermöglicht präziseres Training als direkte Belohnung
- Der Click selbst ist keine Belohnung, sondern ein Kommunikationsmittel
Was ist Clickertraining eigentlich?
Clickertraining ist eine wissenschaftlich fundierte Trainingsmethode, die auf den Prinzipien der klassischen und operanten Konditionierung basiert. Im Kern geht es darum, dem Pferd präzise mitzuteilen, welches Verhalten erwünscht ist. Der charakteristische Click dient dabei als Marker – wie ein Fotoblitz, der genau den richtigen Moment „einfriert“. Er sagt dem Pferd: „Genau das war richtig, dafür gibt es eine Belohnung!“
Der entscheidende Unterschied zu anderen Trainingsmethoden liegt in der Präzision der Kommunikation. Während bei der direkten Belohnung mit Leckerlis oft mehrere Sekunden zwischen dem erwünschten Verhalten und der Belohnung liegen, markiert der Click den exakten Moment. Das Pferd lernt dadurch viel genauer, welches spezifische Verhalten belohnt wird.
Die Magie der klassischen Konditionierung
Bevor wir mit dem eigentlichen Training beginnen können, muss der Click seine Bedeutung erlernen. Dies geschieht durch klassische Konditionierung: Click und Belohnung werden so oft miteinander gekoppelt, bis der Click selbst zum verlässlichen Signal für eine kommende Belohnung wird. Das Pferd lernt: Nach jedem Click folgt garantiert etwas Gutes – so wie die Hunde beim Pawlow gelernt haben, dass auf das Glockensignal Futter folgt oder der Labrador zu Hause schon sabbert, wenn er die Kühlschranktür klappen hört.
Diese Konditionierung ist so stark, dass der Click zu einem sogenannten „sekundären Verstärker“ wird. Das bedeutet, der Click selbst löst bereits positive Gefühle aus, weil er eine sichere Belohnung ankündigt – ähnlich wie bei uns Menschen das Klingeln des Handys, wenn wir eine Nachricht von einem geliebten Menschen erwarten.
Muss nach jedem Click eine Belohnung folgen?
Diese Frage wird häufig gestellt, und die Antwort ist eindeutig: Ja! Der Click ist ein Versprechen, und dieses Versprechen müssen wir immer einhalten. Würden wir manchmal nach dem Click keine Belohnung geben, würde der Click seine Bedeutung als verlässlicher Marker verlieren. Das Pferd würde unsicher werden, was der Click eigentlich bedeutet.
Das heißt aber nicht, dass die Belohnung immer gleich sein muss. Sie kann:
- unterschiedlich groß sein
- aus verschiedenen Leckerbissen bestehen
- durch andere angenehme Dinge wie Kraulen ersetzt werden
- zeitlich leicht verzögert erfolgen (wenn nicht anders möglich, weil man z.B. erst eine Distanz zum Pferd überwinden muss)
Wichtig ist nur: Irgendetwas Positives muss auf jeden Click folgen.
Clickertraining versus direkte Belohnung
Der Unterschied zwischen Clickertraining und direkter Belohnung wird besonders deutlich, wenn wir uns eine konkrete Trainingssituation vorstellen: Ein Pferd soll lernen, den Kopf zu senken.
Bei direkter Belohnung:
- Wir warten, bis das Pferd den Kopf senkt
- Greifen in die Tasche
- Holen das Leckerli heraus
- Geben es dem Pferd
In dieser Zeit hat das Pferd möglicherweise:
- Den Kopf wieder gehoben
- Sich nach dem Leckerli gestreckt
- Die Position mehrfach verändert
Was genau wurde nun belohnt?
Beim Clickertraining hingegen:
- Der Click markiert exakt den Moment der korrekten Kopfhaltung
- Das Pferd weiß sofort, welches Verhalten richtig war
- Die nachfolgende Belohnung bestätigt nur noch diese Information
- Auch wenn das Pferd die Position verändert – der markierte Moment ist „gespeichert“
Die Bedeutung der Präzision
Diese Präzision macht Clickertraining zu einem besonders effektiven Werkzeug für:
- Das Erlernen neuer Verhaltensweisen
- Die Verfeinerung bereits bekannter Lektionen
- Das schrittweise Formen von komplexen Verhaltensketten
- Die Korrektur unerwünschter Verhaltensweisen durch Aufbau alternativer Verhaltensmuster
Besonders wertvoll ist Clickertraining beim sogenannten „Shaping“, wo erwünschtes Verhalten in kleinen Schritten aufgebaut wird. Der Click ermöglicht es uns, auch kleinste Fortschritte in die richtige Richtung präzise zu markieren und zu verstärken.
Ist der Click selbst eine Belohnung?
Ein weiteres häufiges Missverständnis ist die Annahme, der Click selbst sei bereits eine Belohnung. Das ist nicht der Fall. Der Click ist ein Kommunikationssignal, ein Marker, der dem Pferd sagt: „Das war richtig, dafür kommt eine Belohnung.“ Er ist vergleichbar mit der Markierung eines Textes mit einem Textmarker – der Marker selbst ist nicht der Inhalt, er hebt nur hervor, was wichtig ist.
Gerade diese neutrale, präzise Eigenschaft macht den Click zu einem so wertvollen Trainingswerkzeug. Er ist:
- Emotional neutral
- Immer gleich
- Kurz und prägnant
- Eindeutig
- Unmissverständlich
Der Weg zum erfolgreichen Clickertraining
- Sorgfältige Grundkonditionierung des Clicks
- Präzises Timing
- Konsequente Einhaltung des Click-Belohnungs-Versprechens
- Klare Kriterien für den Click
- Systematischer Trainingsaufbau
Wenn diese Grundlagen beachtet werden, ist Clickertraining eine der präzisesten und effektivsten Methoden, um Pferden neue Verhaltensweisen beizubringen oder bestehende zu verfeinern. Es schafft dabei nicht nur klare Kommunikation, sondern macht das Training für Pferd und Mensch zu einer freudigen, gemeinsamen Aktivität.
Mehr Informationen zum Thema Lernverhalten gibt es auf unserer Themenseite: Verhalten & Verhaltensauffälligkeiten
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