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Individuelle Fütterung per Chip – Chancen und Grenzen für Offenstall und Box

Das Wichtigste in Kürze

  • Kraftfutterautomaten ermöglichen eine individuell gesteuerte Versorgung jedes Pferdes.
  • Im Offenstall funktioniert die Steuerung meist über Chip oder Transponder.
  • In der Boxenhaltung werden Automaten oft zeit- oder Chip-gesteuert genutzt.
  • Vorteile: Entlastung des Personals, exakte Rationsgestaltung, gleichmäßige Aufnahme.
  • Nachteile: Anschaffungskosten, Wartung, mögliche Technikstörungen.
  • Geeignet vor allem für Betriebe mit unterschiedlichen Futterbedürfnissen innerhalb der Herde.

Individuelle Fütterung auf Knopfdruck

Kraftfutter ist für viele Freizeitpferde kein tägliches Muss, aber in bestimmten Situationen – bei Sportpferden, Zuchtstuten, Senioren oder Pferden mit erhöhtem Nährstoffbedarf – ein wichtiger Bestandteil der Ration. Herkömmliche Fütterung von Hand ist zeitaufwändig und fehleranfällig. Gerade bei Gruppenhaltung ist das Trennen der Pferde für eine individuelle Zufütterung in vielen Ställen wirtschaftlich schwierig machbar. Moderne Kraftfutterautomaten bieten hier eine technische Lösung: Sie dosieren individuell, exakt und meist mehrmals täglich kleine Portionen. Das kommt dem natürlichen Futteraufnahme- und Verdauungsverhalten der Pferde entgegen und entlastet die Mitarbeiter im Stall.

Chip-gesteuerte Kraftfutterautomaten im Offenstall

Im Offenstall lebt die Herde zusammen, was die individuelle Fütterung von Kraftfutter zur Herausforderung macht. Futterautomaten für Offenstallsysteme sind Fressständer, in die immer nur ein Pferd eintreten kann. Chip- oder Transpondersysteme – an einem Halsband, als Band um das Röhrbein oder sogar implantiert – erkennen jedes Pferd und geben nur die hinterlegte Menge frei. Steht dem Pferd kein Futter (mehr) zu, bleibt der Trog leer und irgendwann verlässt das Pferd den Stand wieder, um stattdessen Heu fressen zu gehen.

So erhält jedes Tier die passende Ration – ob Mineralfutter oder Getreide, in Zusammensetzung und Menge an die Vorgaben durch den Besitzer oder Stallbetreiber angepasst. Der Faktor „menschliches Versagen“ wird durch die Chip-Erkennung ausgeschlossen, sodass nicht das eine Pferd das Futter des anderen bekommt, weil es beides braune Warmblüter ohne Abzeichen sind und der neue Mitarbeiter die zwei nicht auseinanderhalten kann. Rangniedrige Pferde können in Ruhe fressen, ohne verdrängt zu werden. Viele kleine, über den Tag verteilte Portionen regen außerdem zu mehr Bewegung zwischen Heuraufe und Futterautomat an und sorgen dafür, dass Kraftfutter besser verwertet wird.

Vorteile

  • Exakte Rationskontrolle auch bei sehr unterschiedlichen Bedürfnissen in der Gruppe.
  • Stressfreie Fütterung: Pferde fressen in Ruhe ohne Konkurrenzdruck.
  • Gesündere Aufnahme durch kleinere Portionen über den Tag verteilt.
  • Arbeitsentlastung für den Stallbetreiber.

Nachteile

  • Hohe Anschaffungskosten für Technik und Einbau.
  • Technikabhängigkeit – Störungen und Stromausfall können die Fütterung unterbrechen.
  • Chipverlust oder Defekte erfordern schnelle Nachjustierung.
  • Trainingsaufwand: Pferde müssen den Automaten akzeptieren und nutzen lernen.

Kraftfutterautomaten für die Boxenhaltung

Auch in Boxen können Kraftfutterautomaten eine Alternative zum klassischen Eimer oder Füllen des Futtertrogs sein. Sie sind häufig zeitgesteuert, es gibt sie aber auch mit Chip-Steuerung, wenn man beispielsweise zwei Pferde in einer Doppelbox hält. Auch sie geben eine vordefinierte Menge an Futter zu definierten Zeiten in den Trog. Gerade in Sportställen, wo die Pferde häufig sehr kraftfutterbetont gefüttert werden, können solche Automaten für eine bessere Verdaulichkeit und weniger Belastung für den Magen sorgen. Blutzuckerspitzen werden abgemildert und die oft überwiegend in der Box stehenden Pferde haben immer wieder eine kleine Abwechslung in ihrem sonst recht öden Alltag.

Vorteile

  • Regelmäßige, kleine Portionen statt großer Mahlzeiten.
  • Reduzierte Arbeitszeit bei der Futtergabe.
  • Genaue Dosierung nach individuellem Bedarf.
  • Einbindung in Fütterungsmanagement (z. B. via App oder Software).

Nachteile

  • Hohe Investitionskosten pro Box.
  • Technikintensiv: Wartung und Stromversorgung erforderlich.
  • Geräuschentwicklung kann empfindliche Pferde stören.
  • Nicht immer nötig: Bei reiner Raufutterfütterung überflüssig.

Für wen lohnen sich Kraftfutterautomaten?

Kraftfutterautomaten sind besonders sinnvoll für Ställe mit sehr heterogener Pferdepopulation – etwa Sportpferde, Senioren und leichtfuttrige Ponys in einem Betrieb – wo einige sehr viel Zufütterung benötigen, andere hingegen gar nicht. In Offenställen lösen sie das Problem, die Pferde sonst für die Zufütterung vereinzeln zu müssen – in kleinen Paddocks, an Anbindern oder in Fressständern. In Boxenställen bringen sie vor allem Arbeitsersparnis und eine gleichmäßig verteilte Aufnahme von kleinen Mengen über den Tag. Die Entscheidung hängt letztlich vom Betriebskonzept, der Zahl der Pferde und dem verfügbaren Budget ab.

Team Sanoanimal