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Das Wichtigste in Kürze

  • Verschiedene Systeme für jeden Bedarf: Von einfachen Drucktränken über Schwimmersysteme bis hin zu beheizten Lösungen für den Winter
  • Wasserqualität entscheidend: Alle Systeme müssen regelmäßig gereinigt werden, da stehendes Wasser schnell verkeimt und Algen bildet
  • Frostsicherheit kostet: Beheizte Systeme verbrauchen viel Strom, alternative Frostschutzmaßnahmen sind oft billiger, aber aufwendig
  • Wartungsaufwand bedenken: Komplexere Systeme mit Schwimmern oder Elektronik benötigen häufigere Kontrollen und Reparaturen
  • Wassermenge wichtig: Pferde trinken 30-60 Liter täglich, das System muss entsprechende Durchflussmengen gewährleisten
  • Standort entscheidend: Wasserleitungen müssen frostsicher verlegt werden, Stromanschlüsse bei beheizten Systemen nötig
  • Kosten variieren stark: Von 50 Euro für einfache Drucktränken bis über 1.000 Euro für beheizte Schwimmersysteme

Warum die richtige Tränke so wichtig ist

Wasser ist der wichtigste Nährstoff für Pferde. Ein 500 kg schweres Pferd trinkt täglich zwischen 30 und 60 Liter, bei heißem Wetter oder intensiver Arbeit sogar noch mehr. Die Qualität und ständige Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser entscheidet maßgeblich über Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere. Wer einmal einen Winter lang zweimal täglich Wasser für seine Pferde geschleppt hat, der weiß, dass winterfeste automatische Tränkesysteme Gold wert sind.

Viele Pferdehalter unterschätzen jedoch die Anforderungen an ein gutes Tränkesystem. Stehendes Wasser verkeimt schnell, Algen bilden sich besonders im Sommer innerhalb weniger Tage, und im Winter gefriert Wasser in den Leitungen oder Tränken. Jedes System hat spezifische Vor- und Nachteile, die man bei der Auswahl berücksichtigen sollte.

Die Wahl des richtigen Tränkesystems hängt von vielen Faktoren ab: Anzahl der Pferde, Stallbau, verfügbare Wasserversorgung, klimatische Bedingungen und nicht zuletzt Budget und Zeit, die man für Wartung und Reinigung aufwenden möchte.

Druckselbsttränken: Der bewährte Klassiker

Druckselbsttränken sind die einfachste und kostengünstigste Lösung für die Wasserversorgung im Stall. Das Pferd drückt mit Maul oder Nase auf eine Lasche oder einen Hebel, wodurch frisches Wasser in eine kleine Schale fließt. Sobald der Druck nachlässt, stoppt der Wasserfluss.

Der größte Vorteil liegt in der permanenten Frische des Wassers. Da bei jedem Trinkvorgang neues Wasser nachfließt und kein Wasser stehenbleibt, können sich keine Algen bilden und die Verkeimung wird minimiert. Die Systeme sind robust, wartungsarm und kosten zwischen 50 und 150 Euro pro Stück.

Problematisch wird es jedoch im Winter. Drucktränken frieren bereits bei leichten Minusgraden schnell ein, da die zuführenden Wasserleitungen und die Mechanik sehr frostanfällig sind. Auch haben manche Pferde Schwierigkeiten mit der Bedienung oder trinken ungern aus den meist recht kleinen Schalen, da bei ihrem Schlürf-Trinken der Wasserfaden oft abreißt und sie Luft mitschlucken. Bei sensiblen Pferden kann das plötzliche, zwischende Wassergeräusch zusätzlich abschreckend wirken.

Schwimmertränken: Größere Wassermengen verfügbar

Schwimmertränken funktionieren nach dem Spülkastenprinzip: Ein Schwimmer reguliert den Wasserzustand in einer Schale, einem größeren Bottich oder einer Wanne. Sinkt der Wasserspiegel durch das Trinken der Pferde, öffnet sich automatisch das Ventil und füllt frisches Wasser nach. Ist der Sollpegel erreicht, schließt der Schwimmer den Wasserzulauf.

Diese Systeme bieten mehrere Vorteile. Pferde können aus größeren Wasserflächen trinken, was dem natürlichen Trinkverhalten eher entspricht. Bei Kübeln können mehrere Tiere gleichzeitig trinken, und die größeren Wassermengen puffern Bedarfsspitzen ab. Die Anschaffungskosten liegen zwischen 100 und 400 Euro je nach Größe und Ausstattung.

Der Nachteil liegt im stehenden Wasser. Besonders in den warmen Monaten bilden sich schnell Algen, und die größeren Wasserflächen verschmutzen durch Heu, Stroh oder andere Stallrückstände. Eine wöchentliche, im Sommer oft tägliche Reinigung ist unerlässlich. Auch Schwimmersysteme sind frostanfällig, da sowohl die Schwimmermechanik als auch die größeren Wassermengen bei Minusgraden einfrieren. Daher kann man Wannen mit Schwimmer und Wasserschlauch-Zuleitung (wie man sie z.B. für Rinder im Stallbedarfshandel bekommt) sehr gut im Sommer auf der Weide einsetzen, im Winter auf dem frostigen Auslauf sind sie hingegen weniger geeignet.

Beheizte Tränkesysteme: Winterlösung mit hohen Kosten

Beheizte Tränkesysteme lösen das Frostproblem durch integrierte elektrische Heizelemente. Diese halten das Wasser auch bei starken Minusgraden flüssig und gewährleisten die Wasserversorgung während der gesamten Winterperiode.

Moderne beheizte Systeme verfügen über Thermostate, die die Heizung nur bei Bedarf einschalten. Trotzdem ist der Stromverbrauch erheblich. Je nach Größe und Außentemperatur verbrauchen beheizte Tränken zwischen 100 und 500 Watt kontinuierlich. Bei einer Heizperiode von fünf Monaten entstehen Stromkosten von 150 bis 750 Euro pro Winter und Tränke.

Die Anschaffungskosten liegen zwischen 300 und 1.200 Euro, hinzu kommen die Kosten für das Verlegen frostsicherer Stromleitungen. Die Heizelemente sind wartungsintensiv und gehen häufiger kaputt, besonders wenn Pferde die Kabel beschädigen oder Feuchtigkeit eindringt. Viele Systeme halten nur zwei bis drei Winter, bevor größere Reparaturen nötig werden.

Balltränken: Direkt an der Brunnenpumpe

Balltränken stellen eine interessante Alternative für Betriebe mit eigenen Brunnen dar. Das System funktioniert über einen schwimmenden Ball, der von den Pferden beiseite gedrückt werden muss, um an das darunter in einem isolierten Kasten befindliche Wasser zu kommen. Da es im Kasten dunkel ist, findet Algenwachstum nur reduziert statt, allerdings können sich Bakterien („Biofilm“) vermehren, daher müssen auch diese Tränken regelmäßig gereinigt werden. Isolierung und die Durchbrechung der Wasseroberfläche durch den Ball sorgen dafür, dass das Wasser erst bei extrem tiefen Temperaturen einfriert. Ab vier Pferden bleiben Balltränken normalerweise den ganzen Winter eisfrei.

Im Wasserkasten ist ein Schwimmer, der bei sinkendem Wasserstand ein Ventil öffnet. Diese Tränken können direkt an eine Brunnenpumpe angeschlossen werden und liefern kontinuierlich frisches Grundwasser. Der Vorteil liegt in der direkten Verbindung zur Wasserquelle ohne lange Leitungswege. Das Wasser ist meist kälter und frischer als aus dem normalen Leitungssystem. Balltränken sind robust und funktionieren auch bei niedrigem Wasserdruck zuverlässig. Die Kosten liegen zwischen 80 und 250 Euro.

Problematisch ist jedoch die Abhängigkeit von der Brunnenpumpe und damit vom Strom. Fällt diese aus, steht kein Wasser zur Verfügung. Auch die Wasserqualität aus privaten Brunnen ist nicht immer optimal und sollte regelmäßig untersucht werden. Im strengen Winter frieren auch Balltränken ein, daher müssen sie täglich untersucht werden, ob die Pferde noch Wasser zur Verfügung haben.

Reinigung und Wartung: Der entscheidende Faktor

Unabhängig vom gewählten System ist die regelmäßige Reinigung entscheidend für die Wasserqualität. Algenbildung beginnt bereits nach drei bis vier Tagen bei warmen Temperaturen, Biofilme und Bakterien entwickeln sich noch schneller. Stehendes Wasser wird schnell zur Gesundheitsgefahr.

Schwimmertränken benötigen die intensivste Pflege. Man sollte sie mindestens wöchentlich (im Sommer täglich) leeren, mechanisch reinigen und desinfizieren. Bewährt haben sich Bürsten mit langen Stielen und spezielle Tränkenreiniger ohne schädliche Rückstände.

Drucktränken sind pflegeleichter, da kein Wasser stehenbleibt. Trotzdem sammeln sich in der Trinkschale Schmutz und Bakterien, eine wöchentliche Reinigung ist auch hier nötig. Bei Schwimmersystemen müssen zusätzlich die Schwimmermechaniken regelmäßig kontrolliert und von Kalk oder Schmutz befreit werden.

Frostschutz ohne Heizung: Alternative Lösungen

Anstatt teure beheizte Systeme zu installieren, gibt es praktische Alternativen für den Winterbetrieb. Tränkenwärmer ohne Strom funktionieren über spezielle Wärmespeicher-Materialien oder nutzen die Erdwärme durch entsprechende Einbautiefe.

Eine bewährte Lösung sind isolierte Tränkebottiche mit großem Wasservolumen. Je größer die Wassermenge, desto länger dauert das Einfrieren. 200-Liter-Bottiche mit guter Isolation überstehen oft mehrere Frosttage ohne Probleme. Die Investition in einen großen, gut isolierten Bottich mit einer kleinen Trinköffnung ist oft günstiger als ein beheiztes System.

Auch die Leitungsführung spielt eine wichtige Rolle. Wasserleitungen sollten in nördlichen Breitengraden mindestens 80 cm tief verlegt werden, um Frostschäden zu vermeiden. In kritischen Bereichen können Begleitheizungen für die Leitungen sinnvoller sein als beheizte Tränken, da sie gezielter und energiesparender arbeiten.

Standort und Installation richtig planen

Die Positionierung der Tränke entscheidet maßgeblich über deren Funktionsfähigkeit und Langlebigkeit. In Offenställen sollten Tränken windgeschützt aber gut zugänglich aufgestellt werden. Zu nahe am Futterplatz verschmutzen sie schnell durch Heureste. Eine Stallwand mit Südausrichtung, die sich tagsüber in der Sonne aufheizt, kann zusätzlich zur Frostsicherung der davon installierten Tränke beitragen.

Bei der Installation ist auf ausreichende Entwässerung zu achten. Überlaufendes Wasser darf nicht zu Matsch oder Eisbildung führen. Ein Kiesbett oder eine Drainage um die Tränke herum löst diese Probleme. Bei beheizten Systemen müssen Stromleitungen fachgerecht und feuchtesicher verlegt werden.

Die Höhe der Tränke sollte der Größe der Pferde angepasst sein. Zu tiefe Tränken verschmutzen schneller, zu hohe erschweren das Trinken. Als Faustregel gilt: Die Wasseroberfläche sollte zwischen Karpalgelenk und Pferdebrust liegen.

Kosten-Nutzen-Vergleich der Systeme

Einfache Drucktränken sind mit 50-150 Euro in der Anschaffung am günstigsten, benötigen aber Frostschutzmaßnahmen oder alternative Winterlösungen. Schwimmertränken kosten 100-400 Euro und haben höhere Reinigungskosten durch den Zeitaufwand.

Beheizte Systeme sind in der Anschaffung mit 300-1.200 Euro teuer und verursachen zusätzlich hohe Stromkosten. Über fünf Jahre gerechnet können die Betriebskosten die Anschaffungskosten übersteigen. Reparaturen kommen häufig hinzu. Dagegen rechnen muss man die Arbeitszeit, die entsteht, wenn man zweimal täglich Wasser zu den Pferden transportieren und Wasserbottiche freihacken muss.

Die günstigste Lösung für viele Betriebe ist oft ein Mischsystem: Einfache Kübel mit angeklemmten Schwimmern und Wasserschlauch für den Sommer auf der Weide, kombiniert mit großen isolierten Bottichen oder beheizbaren Lösungen für den Winter. So vermeidet man hohe Investitions- und Betriebskosten.

Pferd trinkt aus einer Druckselbsttränke
Die Druckselbsttränken sind die gängigsten in Pferdeställen, doch wie alles biete sie Vor- und Nachteile die abgewogen gehören © Adobe Stock / Turbowerner

Spezielle Anforderungen verschiedener Haltungsformen

In Boxenhaltung eignen sich Drucktränken oder kleine beheizte Schwimmertränken pro Box. Man hat die volle Kontrolle über Reinigung und Wartung, und jedes Pferd hat seine eigene Wasserversorgung. Die Installation ist einfach, da die Leitungen geschützt im Stall verlaufen, der immer einige Grad über den Außentemperaturen liegt.

Offenstallhaltung erfordert robustere Systeme. Große Schwimmertränken oder mehrere Tränkestellen sind nötig, da sich mehrere Pferde eine Wasserquelle teilen. Frostschutz ist hier besonders wichtig, da die Tränken der Witterung ausgesetzt sind. Balltränken sind vor allem in abseits gelegenen Offenställen sehr beliebt, die ohnehin über einen Brunnen als Wasserquelle verfügen.

Bei Weidehaltung kommen oft mobile Wassertanks (z.B. IBC Fass mit Selbsttränke) oder Bottiche mit Schwimmern zum Einsatz, die an Wasserschläuche angeschlossen werden. Hier ist besonders auf Vandalismus durch die Pferde und Verschmutzung zu achten.

Wasserqualität überwachen und sicherstellen

Unabhängig vom Tränkesystem sollte man die Wasserqualität regelmäßig kontrollieren. Trübes Wasser, Algenwachstum oder schlechter Geruch sind deutliche Warnsignale. Bei eigenen Brunnen sind jährliche Wasseranalysen empfehlenswert.

Die Durchflussmenge ist ebenfalls wichtig. Eine Tränke sollte mindestens 10-15 Liter pro Minute liefern können, damit auch bei höherem Bedarf ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Bei zu geringem Durchfluss trinken Pferde möglicherweise nicht genug.

Auch die Wassertemperatur spielt eine Rolle. Zu kaltes Wasser wird von manchen Pferden gemieden, besonders im Winter. Zu warmes Wasser schmeckt schlecht und kann verkeimen. Die ideale Temperatur liegt zwischen 8 und 18 Grad Celsius.

Das passende System für jeden Betrieb

Die Wahl des richtigen Tränkesystems hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Einfache Drucktränken reichen für den Stall oft aus und sind kostengünstig in Anschaffung und Betrieb. Für größere Bestände oder Offenställe bieten Schwimmersysteme mehr Komfort, erfordern aber intensivere Pflege.

Beheizte Systeme sollte man installieren, wenn alternative Frostschutzmaßnahmen nicht möglich oder zu aufwendig sind. Die hohen Betriebskosten und die Wartungsanfälligkeit machen sie oft zur teuersten (allerdings auch bequemsten) Lösung. Oft ist eine Kombination verschiedener Systeme je nach Jahreszeit die praktischste Variante.

Team Sanoanimal