Warum Heuanalysen der Schlüssel für gesundes Abnehmen sind
Das Wichtigste in Kürze
- Heuanalysen sind die Grundlage für jede Futteranpassung bei übergewichtigen Pferden.
- Zucker- und Proteingehalte können je nach Bewuchs, Schnittzeitpunkt und Witterung stark schwanken.
- Die Herkunft des Heus und die Erntebedingungen bestimmen maßgeblich die Futterqualität und damit auch die Verwertung.
- Leichtfuttrige Pferde benötigen Heu mit niedrigerer Energiedichte, nicht einfach „weniger Heu“.
- Stroh kann ergänzen, ersetzt aber Heu nicht.
- Ein kritischer Blick auf Heuoptik, Geruch und Lagerung ist ebenso wichtig wie Laborwerte.
Warum Heuanalysen der erste Schritt sind
Wer ein Pferd gesund abnehmen lassen möchte, muss wissen, was im Heu steckt. Äußerlich schönes, duftendes Heu kann sehr unterschiedlich zusammengesetzt sein: Zuckergehalte und Proteingehalte variieren je nach Erntezeitpunkt, Pflanzenzusammensetzung und Wetterbedingungen erheblich. Und das sieht man dem Heu leider nicht an. Ein optisch und geruchlich ansprechendes, spät gemähtes Heu kann trotzdem Zuckergehalte von über 15% aufweisen – für Pferde der Super-GAU. Vor allem für leichtfuttrige Pferde kann ein Heu mit hohem Zucker- oder Proteingehalt ein echter „Diätverhinderer“ sein – selbst wenn die aufgenommene Gesamtmenge durch Slowfeeder reduziert wird.
Nicht die Menge macht’s beim Pferd – die Inhaltsstoffe entscheiden.
Wichtige Parameter in der Heuanalyse
Eine Standard-Heuanalyse sollte mindestens folgende Werte enthalten:
- Rohfaser – hoch erwünscht, möglichst >30%, fördert Sättigung und Darmgesundheit, denn hohe Rohfasergehalte weisen auf viel Cellulose hin, das wichtigste Futter für das Dickdarm-Mikrobiom.
- Zucker– soll für Pferde unter 10 %, bei stoffwechselempfindlichen Pferden besser unter 6 % sein.
- Rohprotein – sollte bei 6-9% liegen, das ist ausreichend, um Muskulatur zu erhalten, aber nicht überhöht. Rohproteingehalte von 10-12% sind nur für Hochleistungs-Sportpferde geeignet, Freizeitpferde neigen bei solchem Heu schnell zu Verfettung.
Hohe Rohfaser- und moderate Proteingehalte bei gleichzeitig niedrigem Zucker sind für leichtfuttrige Pferde optimal. Ja, solches Heu ist schwer zu finden, aber die mühsame Suche wird durch gesunde Pferde belohnt.
Heuqualität aktiv steuern
Der Schnittzeitpunkt spielt eine große Rolle in der Nährstoffdichte. Spät geschnittenes Heu enthält in der Regel weniger Zucker und Protein als ein früher Schnitt. Das gilt jedoch vor allem für Naturschutzwiesen. Denn diese Werte werden erheblich beeinflusst durch Pflanzenzusammensetzung und Düngestatus. Bei Hochleistungswiesen können diese Werte sogar über den Tag – in Abhängigkeit von Sonneneinstrahlung und Luftdruck – massiv schwanken.
Der zweite wichtige Einflussfaktor ist die Pflanzenzusammensetzung: Für Pferde wünscht man sich kräuterreiche Wiesen mit dazwischenstehenden Magergräsern. Die Realität in der Grünlandbewirtschaftung sind aber meist eher Hochzuckergräser und fehlende Artenvielfalt. Außer Klee, Löwenzahn und Bärenklau ist auf vielen Wiesen oft nicht mehr viel zu finden, der Rest sind Weidelgräser und ähnliche „Zuckerbomben“. Hochzuckergräser wurden für Mast- und Milchvieh entwickelt. Werden sollche Wiesen zu „Pferdeheuwiesen“ umgewidmet, weil der Bauer beispielsweise seine Kühe abgeschafft hat, ist das gewonnene Heu oft aufgrund der viel zu hohen Zucker und Proteinwerte für Pferde nicht zu gebrauchen, egal wie gut es aussieht und duftet.
Stroh als Ergänzung – kein Ersatz
Stroh kann helfen, die Energiedichte der Ration zu senken und die Fresszeit zu verlängern. Es darf jedoch nur zusätzlich und in guter Qualität eingesetzt werden – es ersetzt Heu nicht, da für Pferde quasi unverdaulich ist. Füttert man Stroh statt Heu steigt nicht nur das Risiko für Strohkoliken, wenn die Pferde tatsächlich so viel Stroh aufnehmen, wie sie sonst Heu fressen würden. Ein solches Vorgehen ist auch tierschutzrelevant, da man das Pferd sozusagen bei vollem Magen hungern lässt.
Praxis-Tipp
Heuanalysen können bei vielen Futtermittellaboren beauftragt werden und sind preislich durchaus bezahlbar. Wichtig ist, das Heu erst nach dem „Abschwitzen“ (also frühestens 8 Wochen nach der Ernte) zu beproben, weil sich die Nährwerte in dieser Zeit noch ändern können. Außerdem sollte man bei der Ernte von einer Wiese immer mehrere Ballen von verschiedenen Bereichen der Wiese beproben und als Sammelprobe einschicken, um einen Durchschnittswert zu bekommen. Wenn die Werte pferdegerecht sind, dann kann man die beste Grundlage für gesundes Gewichtsmanagement beim Pferd.
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