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Das Wichtigste in Kürze:

  • Grundregeln im Stall schützen Kinder vor Unfällen und schaffen klare Orientierung
  • Kinder müssen lernen, die Körpersprache von Pferden zu lesen und richtig zu deuten
  • Ruhiges, berechenbares Verhalten gibt Pferden Sicherheit – und damit auch den Kindern
  • Gefahrenzonen kennen: Hinterhand, enge Durchgänge und unübersichtliche Situationen meiden
  • Sicherheit entsteht durch Wissen, nicht durch Verbote – Kinder brauchen altersgerechte Erklärungen

Warum Sicherheit beim Pferd so wichtig ist

Pferde sind beeindruckende Tiere – groß, stark und manchmal unberechenbar. Für Kinder ist der Umgang mit ihnen ein großes Abenteuer, aber auch eine Verantwortung. Sicherheit im Stall ist kein Zeichen von Angst, sondern von Respekt vor dem Tier und gesundem Menschenverstand.

Die gute Nachricht: Die meisten Unfälle lassen sich vermeiden, wenn Kinder einige grundlegende Regeln kennen und verstehen. Dabei geht es nicht darum, ihnen Angst zu machen, sondern ihnen das nötige Wissen mitzugeben, um selbstbewusst und sicher mit Pferden umzugehen.

Grundregeln für den Stall – Klar und verständlich

Kinder brauchen klare, einfache Regeln, an denen sie sich orientieren können. Diese Grundsätze sollten vom ersten Tag an gelten:

Immer ruhig bewegen: Hektik und laute Geräusche machen Pferde nervös. Kinder lernen schnell, dass langsame Bewegungen und eine ruhige Stimme dem Pferd Sicherheit geben – und umgekehrt.

Nie hinter dem Pferd stehen: Die Hinterhand ist eine Gefahrenzone. Ein Pferd, das sich erschreckt, kann blitzschnell ausschlagen. Kinder sollten immer seitlich am Pferd stehen und sich beim Vorbeigehen an der Hinterhand laut bemerkbar machen und nah am Pferd bleiben.

Nicht vor dem Pferd auf dem Boden hocken: Pferde haben einen toten Winkel direkt vor ihrer Nase. Ein Kind, das am Boden sitzt oder kniet, kann übersehen oder im Schreck über etwas anderes überrannt werden.

Türen und Tore immer schließen: Eine offene Box oder ein offenes Weidetor kann fatale Folgen haben. Diese Regel sollte zur absoluten Selbstverständlichkeit werden.

Keine Finger in den Mund: Pferde haben starke Kiefer und können versehentlich zubeißen, wenn sie nach Leckerlis suchen. Futter wird immer auf flach ausgestreckter Hand gegeben.

Keine Schals, lange Bänder oder Kordeln tragen: Alles, was sich in Halfter, Führstrick oder Stalleinrichtung verfangen kann, ist gefährlich.

Diese Regeln sind nicht verhandelbar – und Kinder verstehen das meist sehr gut, wenn man ihnen erklärt, warum sie wichtig sind.

Pferdesprache lesen lernen

Pferde kommunizieren ständig über ihre Körpersprache. Kinder, die lernen, diese Signale zu deuten, können Gefahren frühzeitig erkennen und angemessen reagieren.

Ohren: Entspannte, locker bewegte Ohren signalisieren Aufmerksamkeit und Wohlbefinden. Angelegte Ohren bedeuten Warnung oder Unwohlsein – dann ist Vorsicht geboten.

Schweif: Ein entspannt hängender Schweif zeigt Ruhe. Heftiges Schweifschlagen kann Unruhe bedeuten, ein hoch gerissener Schweif deutet auf Aufregung oder Angst hin.

Körperhaltung: Ein entspanntes Pferd steht locker, hat weiches Maul und ruhige Augen. Ein angespanntes Pferd macht sich groß, der Körper wirkt steif, die Muskeln sind angespannt.

Abstand halten: Wenn ein Pferd sich abwendet, den Kopf hoch reißt oder zurückweicht, braucht es Raum. Kinder sollten lernen, diese Signale zu respektieren und nicht zu bedrängen.

Je früher Kinder diese Körpersprache verstehen, desto sicherer bewegen sie sich im Umgang mit Pferden. Es lohnt sich, gemeinsam Pferde zu beobachten und ihre Signale zu besprechen.

Gefahren erkennen – Situationen richtig einschätzen

Manche Situationen im Stall bergen besondere Risiken. Kinder sollten lernen, diese zu erkennen und zu meiden:

Enge Durchgänge: Wenn ein Pferd in einem engen Gang erschrickt, hat das Kind keine Ausweichmöglichkeit. Deshalb immer genug Platz lassen und nicht drängen.

Fütterungszeit: Viele Pferde werden bei der Fütterung aufgeregt oder sogar aggressiv. Kinder sollten währenddessen Abstand halten und nicht in die Boxen gehen.

Fremde Pferde: Nicht jedes Pferd ist kinderlieb oder geduldig. Fremde Pferde sollten nur mit Erlaubnis des Besitzers und unter Aufsicht angefasst werden.

Hektik und Unruhe: Wenn im Stall Hektik herrscht – etwa weil gerade mehrere Pferde gleichzeitig herausgeführt werden – ist es besser, zur Seite zu gehen und zu warten.

Unbekannte Situationen auf der Weide: Auf der Weide können Rangkämpfe, schnelles Laufen oder erschreckende Einflüsse (flatternde Plastiktüten, vorbeifahrendes Auto) gefährlich werden. Kinder sollten nicht ohne Erwachsene auf Weiden mit mehreren Pferden gehen.

Verhalten im Notfall – Was tun, wenn’s brenzlig wird?

Selbst bei aller Vorsicht kann es zu kritischen Momenten kommen. Kinder sollten wissen, wie sie reagieren:

Bei Angst oder Unsicherheit: Zurückweichen und sofort einen Erwachsenen rufen. Es ist keine Schande, um Hilfe zu bitten – im Gegenteil.

Wenn das Pferd erschrickt: Ruhig bleiben, nicht schreien, nicht rennen. Oft beruhigt sich das Pferd schneller, wenn die Umgebung ruhig bleibt.

Wenn das Pferd durchgeht: Niemals am Führstrick festhalten oder sich einwickeln lassen. Sofort loslassen – Pferde sind stärker als Menschen. Ein Kind, das vom Pferd mitgerissen wird, kann schwer verletzt werden.

Bei Sturz: Möglichst zusammenrollen, Kopf schützen, schnell aus dem Gefahrenbereich rollen. Niemals sofort aufspringen, wenn das Pferd noch in der Nähe ist.

Diese Verhaltensweisen sollten Kinder kennen – nicht, um ihnen Angst zu machen, sondern um ihnen Handlungssicherheit zu geben.

Erwachsene als Vorbild und Begleitung

Kinder lernen Sicherheit vor allem durch Beobachtung. Wenn Erwachsene selbst die Regeln einhalten, ruhig mit Pferden umgehen und potenzielle Gefahren ernst nehmen, übernehmen Kinder dieses Verhalten.

Gleichzeitig sollten Erwachsene Kinder nicht überbehüten. Ein gewisses Maß an Eigenverantwortung ist wichtig – natürlich altersgerecht und mit wachsendem Freiraum. Ein Sechsjähriger braucht engere Begleitung als ein Zwölfjähriger.

Wichtig ist auch, Fehler als Lernchancen zu sehen. Wenn ein Kind eine Regel vergisst, wird es ruhig daran erinnert – ohne Drama, aber konsequent.

Sicherheit beginnt mit Wissen

Kinder, die verstehen, warum Regeln existieren und wie Pferde ticken, gehen sicherer und selbstbewusster mit den Tieren um. Angst ist kein guter Ratgeber, aber Respekt und Wissen sehr wohl.

Der Umgang mit Pferden lehrt Kinder, Verantwortung für sich selbst und das Tier zu übernehmen. Diese Lektion ist wertvoll – nicht nur im Stall, sondern fürs ganze Leben.

Team Sanoanimal