Das Wichtigste in Kürze:
- Bodenarbeit schafft Vertrauen und Verständnis zwischen Kind und Pferd
- Führen, Putzen und Pflegen sind keine Nebensache, sondern wichtige Lernfelder
- Kinder lernen Pferdesprache zu verstehen und selbst klar zu kommunizieren
- Clickertraining macht Spaß und fördert präzise, gewaltfreie Kommunikation
- Bodenarbeit ist ideal für Kinder, die (noch) nicht reiten möchten oder können
Nicht nur oben auf dem Pferd passiert das Lernen
Viele Kinder träumen davon zu reiten. Doch die wertvollsten Momente mit Pferden finden oft am Boden statt. Hier entsteht echte Beziehung, hier lernen Kinder die Sprache der Pferde, hier wächst gegenseitiges Vertrauen.
Bodenarbeit ist kein Ersatz fürs Reiten, sondern eine eigenständige, wertvolle Form des Umgangs mit Pferden. Sie macht Kinder zu besseren Reitern – und zu besseren Pferdemenschen.
Führen lernen – Klarheit und Vertrauen aufbauen
Das Führen eines Pferdes klingt simpel, ist aber eine anspruchsvolle Aufgabe. Das Kind muss dem Pferd durch Körpersprache, Stimme und Führposition klar signalisieren: Ich weiß, wo es langgeht, du kannst mir vertrauen.
Wichtige Grundlagen beim Führen:
Das Kind geht auf Höhe der Schulter des Pferdes, nicht davor und nicht dahinter. Es hält den Strick locker, aber aufmerksam. Klare Stimmsignale wie „Halt“ oder „Weiter“ helfen dem Pferd, die Erwartung zu verstehen.
Kinder lernen dabei eine Menge: Sie müssen aufmerksam sein, vorausschauend denken und konsequent bleiben. Gleichzeitig müssen sie ruhig und freundlich sein – Pferde folgen keinem hektischen oder unsicheren Führer.
Das Schöne: Bereits jüngere Kinder können erste Führübungen mit geduldigen Ponys machen. Es stärkt ihr Selbstbewusstsein enorm, wenn ein großes Tier ihnen folgt.
Putzen und Pflegen – Mehr als sauber machen
Für viele Kinder ist die Pferdepflege der schönste Teil des Stallbesuchs. Hier ist Zeit für Ruhe, Nähe und Zuwendung. Das Pferd genießt die Aufmerksamkeit, das Kind lernt, achtsam mit dem Tier umzugehen.
Was Kinder beim Putzen lernen:
- Feinmotorik durch den Umgang mit Bürsten und Striegel
- Aufmerksamkeit für Details: Wo ist das Pferd empfindlich? Wo mag es fester gebürstet werden?
- Verantwortungsbewusstsein: Dreck, Verknotungen oder kleine Verletzungen werden entdeckt
- Geduld: Manche Pferde stehen nicht still, manche Knoten im Schweif brauchen Zeit
Auch hier gilt: Das Pferd gibt direktes Feedback. Wenn das Kind zu hektisch bürstet, weicht das Pferd aus. Wenn es sanft und ruhig arbeitet, entspannt sich das Pferd sichtbar.
Diese nonverbale Kommunikation ist unglaublich lehrreich und schafft eine tiefe Verbindung.
Pferdesprache verstehen – Beobachten und interpretieren
Je mehr Zeit Kinder am Boden mit Pferden verbringen, desto besser lernen sie, die feine Körpersprache der Pferde zu lesen. Sie bemerken die kleinen Zeichen: das Ohr, das sich in ihre Richtung dreht, das Abkauen nach einer Übung, die Anspannung vor einem unbekannten Gegenstand.
Diese Beobachtungsgabe ist Gold wert – nicht nur beim Reiten, sondern im gesamten Umgang mit Pferden. Kinder entwickeln ein Gespür dafür, was das Pferd gerade braucht, was es stresst und was es entspannt.
Eltern und Lehrer können dieses Lernen fördern, indem sie mit den Kindern gemeinsam Pferde beobachten: „Schau mal, wie das Pferd gerade steht. Was glaubst du, was es fühlt?“ Solche Gespräche schärfen die Wahrnehmung.
Selbst klar kommunizieren – Körpersprache bewusst einsetzen
Pferde reagieren auf feinste Signale. Ein Kind, das lernt, seine eigene Körpersprache bewusst einzusetzen, wird im Umgang mit Pferden deutlich erfolgreicher.
Wichtige Aspekte der Körpersprache:
- Aufrechte Haltung signalisiert Sicherheit
- Ruhige Bewegungen vermitteln Gelassenheit
- Klare Gesten (z. B. Handzeichen zum Stehenbleiben) geben Orientierung
- Blickrichtung beeinflusst die Bewegungsrichtung des Pferdes
Kinder, die in der Bodenarbeit diese Fähigkeiten entwickeln, profitieren auch im Alltag davon. Sie lernen, wie wichtig klare Kommunikation ist – und wie viel man ohne Worte sagen kann.
Clickertraining – Spielerisch präzise arbeiten
Clickertraining ist eine wunderbare Methode, um Kindern und Pferden gemeinsam Spaß zu bereiten. Dabei wird ein gewünschtes Verhalten mit einem Click-Geräusch markiert und sofort mit einem Leckerli belohnt.
Warum Clickertraining für Kinder ideal ist:
- Es macht Spaß und ist wie ein Spiel
- Erfolge sind sofort sichtbar
- Kinder lernen, präzise zu belohnen und klar zu kommunizieren
- Gewalt oder Druck haben hier keinen Platz – nur positive Verstärkung zählt
Einfache Übungen für den Einstieg:
- Target-Touch: Das Pferd berührt mit der Nase einen Gegenstand (z. B. einen Ball oder die Hand des Kindes) → Click → Belohnung
- Kopf senken: Das Pferd senkt auf Signal den Kopf → Click → Belohnung
- Huf geben: Das Pferd hebt auf Berührung den Huf → Click → Belohnung
Diese Übungen stärken das Vertrauen, fördern die Konzentration und machen einfach Freude. Viele Kinder sind begeistert, wenn „ihr“ Pony plötzlich neue Tricks kann.
Für wen Bodenarbeit besonders geeignet ist
Bodenarbeit ist nicht nur für Kinder, die (noch) nicht reiten. Sie ist wertvoll für alle:
- Ängstliche Kinder: Vom Boden aus fühlen sie sich sicherer und können in Ruhe Vertrauen aufbauen
- Jüngere Kinder: Die motorisch noch nicht fürs Reiten bereit sind, aber gerne Zeit mit Pferden verbringen
- Kinder mit körperlichen Einschränkungen: Die nicht reiten können, aber trotzdem eine Beziehung zum Pferd aufbauen möchten
- Alle, die mehr wollen als „nur“ reiten: Die das Pferd ganzheitlich erleben möchten
Bodenarbeit ist auch eine wunderbare Alternative für Tage, an denen das Wetter schlecht ist, das Kind müde ist oder das Pferd eine Reitpause braucht.
Die Beziehung wächst am Boden
Viele erfahrene Reiter sagen: Die besten Reiter sind die, die auch vom Boden aus gut mit Pferden umgehen können. Denn nur wer das Pferd versteht, kann es auch vom Sattel aus fein und respektvoll reiten.
Kinder, die früh lernen, dass Pferde mehr sind als Sportgeräte, entwickeln eine tiefe, respektvolle Beziehung zu den Tieren. Sie werden zu Menschen, die Pferde nicht nur benutzen, sondern mit ihnen kommunizieren.
Bodenarbeit als Basis fürs Leben
Ob ein Kind später regelmäßig reitet oder nicht – die Zeit am Boden mit dem Pferd prägt. Hier lernen Kinder Geduld, Empathie, klare Kommunikation und Verantwortungsbewusstsein.
Diese Fähigkeiten tragen sie ihr Leben lang mit sich. Und wer weiß – vielleicht entdecken sie, dass die schönsten Momente mit Pferden gar nicht im Sattel stattfinden, sondern mit beiden Füßen fest auf dem Boden.
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