Erste Turniererfahrungen – Führzügelklasse und Co.

Erste Turniererfahrungen – Führzügelklasse und Co.

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Turniere sollten erst dann ein Thema sein, wenn das Kind sicher reitet und Freude daran hat
  • Die Führzügelklasse ermöglicht erste Turniererfahrungen in geschütztem Rahmen
  • Elterlicher Druck und übertriebener Ehrgeiz schaden der Entwicklung des Kindes
  • Sieg und Niederlage gehören dazu – der richtige Umgang damit will gelernt sein
  • Turniere sind ein Angebot, keine Pflicht

Wann Turniere sinnvoll sind

Nicht jedes Kind, das reitet, muss auf Turniere gehen. Viele Kinder sind glücklich mit Reitstunden, Ausritten und der Zeit im Stall. Turniere sind ein zusätzliches Angebot für Kinder, die Lust haben, sich mit anderen zu messen und neue Erfahrungen zu sammeln.

Der richtige Zeitpunkt für das erste Turnier ist dann gekommen, wenn das Kind technisch so weit ist, dass es die geforderten Aufgaben sicher beherrscht, und wenn es selbst Interesse zeigt. Ein Kind, das noch unsicher im Sattel sitzt oder Angst vor neuen Situationen hat, ist nicht bereit für ein Turnier. Druck von außen hilft hier nicht weiter.

Ideal ist es, wenn das Kind ein Turnier erst einmal als Zuschauer erlebt. Es kann beobachten, wie so ein Turnier abläuft, welche Atmosphäre herrscht und was von den Teilnehmern erwartet wird. Wenn das Kind dann sagt „Das möchte ich auch probieren“, ist der richtige Moment gekommen.

Die Führzügelklasse – Geschützte erste Schritte

Die Führzügelklasse ist die klassische Einstiegsklasse für junge Reiter. Hier werden Kinder meist im Alter von drei bis acht Jahren von einer erwachsenen Person zu Fuß geführt, während sie kleine Aufgaben im Schritt absolvieren.

Das können einfache Dressuraufgaben sein, kleine Geschicklichkeitsparcours oder Stilreiten, bei dem es vor allem um einen harmonischen Gesamteindruck geht. Die Anforderungen sind bewusst niedrig gehalten, damit auch unerfahrene Kinder teilnehmen können.

Das Besondere an der Führzügelklasse: Die Sicherheit steht im Vordergrund. Das Pony wird die ganze Zeit geführt, ein Erwachsener ist direkt dabei. Das Kind kann sich auf das Reiten konzentrieren, ohne sich um die Kontrolle des Ponys sorgen zu müssen. Diese Sicherheit nimmt viel Druck und ermöglicht es dem Kind, die Atmosphäre zu genießen.

Für viele Kinder ist die Führzügelklasse ein schönes Erlebnis. Sie dürfen sich hübsch machen, bekommen vielleicht ein Turnieroutfit, sehen andere Ponys und Kinder und erleben zum ersten Mal, wie es ist, vor Publikum zu reiten. Ob am Ende eine Schleife dabei herauskommt, ist zweitrangig.

Spaß vor Ehrgeiz – Die richtige Einstellung

Ein Turnier sollte in erster Linie Spaß machen. Es ist eine Gelegenheit, das eigene Können zu zeigen, neue Erfahrungen zu sammeln und andere Kinder und Ponys kennenzulernen. Die Platzierung ist nett, aber nicht das Wichtigste.

Eltern können diese Einstellung fördern, indem sie den Fokus auf das Erlebnis legen, nicht auf das Ergebnis. Fragen wie „Hattest du Spaß?“ oder „Was hat dir am besten gefallen?“ sind wertvoller als „Welchen Platz hast du gemacht?“.

Wenn das Kind eine Schleife gewinnt, darf man sich natürlich freuen. Aber auch wenn es keine Schleife gibt, war der Tag nicht umsonst. Das Pony hat brav mitgemacht, das Kind hat sich getraut, die Familie hatte einen schönen Ausflug. Das sind die Dinge, die zählen.

Kinder, die lernen, dass Reiten Freude bereitet – unabhängig von Schleifen – werden langfristig dabei bleiben. Kinder, die nur für Erfolge gelobt werden, verlieren die Motivation, sobald die Erfolge ausbleiben.

Siege und Niederlagen – Beides gehört dazu

Nicht jedes Turnier läuft gut. Manchmal geht das Pony nicht wie gewünscht, manchmal macht das Kind Fehler, manchmal sind die anderen einfach besser. Das ist normal und kein Weltuntergang.

Kinder müssen lernen, mit Niederlagen umzugehen. Diese Fähigkeit ist im Leben wichtiger als jede Platzierung. Ein Kind, das verlieren kann, ohne den Mut zu verlieren, hat etwas Wertvolles gelernt.

Eltern können dabei helfen, indem sie Fehler als Lernchancen sehen. „Was könntest du beim nächsten Mal anders machen?“ ist eine konstruktive Frage. „Warum hast du das verbockt?“ ist destruktiv. Der Unterschied liegt im Ton und in der Haltung.

Genauso wichtig ist der Umgang mit Siegen. Ein Kind, das gewinnt, sollte lernen, bescheiden zu bleiben und die anderen zu respektieren. Großspurig herumzuprahlen oder sich über Verlierer lustig zu machen, ist schlechter Stil. Fair Play beginnt schon bei den Kleinsten.

Die Rolle des Reitlehrers

Ein guter Reitlehrer begleitet das Kind auf Turniere und bereitet es angemessen vor. Er weiß, welche Klasse das Kind bewältigen kann und welche noch zu schwer ist. Er sorgt dafür, dass das Kind nicht überfordert wird.

Am Turniertag selbst ist der Reitlehrer eine wichtige Stütze. Er kümmert sich um organisatorische Dinge, hilft beim Aufwärmen und gibt dem Kind Sicherheit. Wenn etwas schiefgeht, redet er mit dem Kind, erklärt, tröstet.

Eltern sollten dem Reitlehrer vertrauen und ihm die fachliche Führung überlassen. Es hilft niemandem, wenn drei verschiedene Personen gleichzeitig Anweisungen geben. Das verwirrt das Kind nur.

Wann Turniere zu viel werden

Manche Kinder entwickeln großen Ehrgeiz und möchten jedes Wochenende auf Turniere. Das kann funktionieren, wenn Kind und Pony gesund bleiben und die Freude nicht verloren geht. Aber es kann auch kippen.

Wenn das Kind nur noch für Turniere trainiert, wenn der Stall zur Arbeit wird, wenn Freundschaften und andere Hobbys vernachlässigt werden, läuft etwas schief. Reiten sollte ein Teil des Lebens sein, nicht das ganze Leben.

Auch das Pony braucht Pausen. Ein Tier, das jedes Wochenende transportiert wird, in fremden Umgebungen Leistung bringen muss und immer unter Stress steht, leidet. Tierwohlstandards gelten auch im Sport.

Eltern dürfen hier gegensteuern und auch mal Nein sagen. Ein freies Wochenende, ein Ausritt statt eines Turniers, ein Tag ohne Leistungsdruck – all das ist wichtig für die Balance.

Alternativen zum klassischen Turnier

Nicht jedes Kind findet klassische Dressur- oder Springturniere spannend. Zum Glück gibt es Alternativen, die genauso viel Spaß machen können.

Geschicklichkeitsturniere, bei denen es um kreative Aufgaben geht, sind oft entspannter. Geländeritte, bei denen es nicht um Geschwindigkeit, sondern um Ruhe und Orientierung geht, sprechen andere Kinder an. Voltigierwettbewerbe verbinden Turnen und Pferd.

Manche Vereine organisieren Hoffeste mit kleinen internen Wettbewerben, bei denen die Atmosphäre familiär und freundlich ist. Hier geht es weniger um Leistung als um Gemeinschaft.

Diese Veranstaltungen sind gerade für Kinder ideal, die Turniere ausprobieren möchten, ohne gleich in den großen Wettkampfsport einzusteigen.

Turniere sind kein Muss

Am Ende ist es wichtig, das zu betonen: Kein Kind muss auf Turniere gehen. Es gibt unzählige wunderbare Reiter, die nie eine Schleife gewonnen haben und trotzdem ein erfülltes Leben mit Pferden führen.

Turniere sind ein Angebot, keine Verpflichtung. Manche Kinder lieben sie, andere nicht. Beides ist völlig in Ordnung. Die Freude am Pferd ist das, was zählt – nicht die Anzahl der Schleifen an der Wand.

Eltern, die das verstehen und ihren Kindern diese Freiheit lassen, schenken ihnen etwas Unbezahlbares: die Möglichkeit, ihren eigenen Weg mit Pferden zu gehen.

Team Sanoanimal

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