Guter Reitunterricht für Kinder – Worauf Eltern achten sollten

Guter Reitunterricht für Kinder – Worauf Eltern achten sollten

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Reitpädagogische Konzepte berücksichtigen die kindliche Entwicklung und vermeiden Überforderung
  • Kleine Gruppen, erfahrene Lehrer und gut ausgebildete Schulponys sind entscheidend
  • Verschiedene Reitweisen haben unterschiedliche Vor- und Nachteile für Kinder
  • Guter Unterricht verbindet Technik mit Spaß und fördert den respektvollen Umgang mit dem Pferd
  • Eltern sollten Probestunden nutzen und auf ihr Bauchgefühl hören

Warum die Wahl der Reitschule so wichtig ist

Der erste Reitunterricht prägt die Einstellung eines Kindes zum Reiten nachhaltig. Eine gute Reitschule weckt Begeisterung, vermittelt solides Können und legt den Grundstein für einen sicheren, respektvollen Umgang mit Pferden. Eine schlechte Erfahrung hingegen kann die Freude am Reiten für immer zerstören.

Doch woran erkennen Eltern, die selbst oft keine Reiterfahrung haben, ob eine Reitschule gut ist? Worauf sollte man achten, und welche Warnsignale gibt es?

Reitpädagogik – Mehr als nur auf dem Pferd sitzen

Klassischer Reitunterricht folgt oft einem festen Schema: Kind aufs Pferd, Runden drehen, technische Anweisungen. Für viele Kinder – besonders jüngere – ist das zu einseitig und überfordert motorisch.

Reitpädagogische Konzepte hingegen berücksichtigen die kindliche Entwicklung. Sie verbinden Reiten mit Spiel, Bewegung und ganzheitlichem Lernen. Bekannte Ansätze sind:

Hippolini: Kinder lernen in Kleingruppen spielerisch den Umgang mit Ponys. Bewegungsübungen, Spiele und geführtes Reiten stehen im Vordergrund. Erst wenn die Basis stimmt, folgt selbstständiges Reiten.

Pony-Führerschein-Konzepte: Kinder erwerben in Modulen Wissen über Pferdepflege, Verhalten und erste Reiterfahrungen. Das Pferd wird ganzheitlich erlebt, nicht nur als Sportgerät.

Integrierter Unterricht: Mischung aus Bodenarbeit, Voltigieren, geführtem Reiten und freiem Reiten – je nach Alter und Können des Kindes.

Diese Konzepte sind ideal für Kinder bis etwa acht Jahre. Sie nehmen Druck raus, fördern Selbstvertrauen und schaffen eine gesunde Basis für späteres Reiten.

Kleine Gruppen, große Wirkung

In einer Reitstunde mit acht Kindern kann kein Lehrer jedem einzelnen Kind gerecht werden. Guter Kinderreitunterricht findet in kleinen Gruppen statt – idealerweise mit maximal vier bis sechs Kindern.

So hat der Lehrer Zeit, auf jedes Kind einzugehen, Fehler zu korrigieren und individuell zu fördern. Außerdem bleibt die Atmosphäre ruhiger, was gerade für unsichere Kinder wichtig ist.

Ein weiterer Vorteil kleiner Gruppen: Die Kinder sind annähernd auf einem Level. Mischen sich Anfänger und Fortgeschrittene, fühlen sich die Anfänger schnell überfordert oder die Fortgeschrittenen gelangweilt.

Der Reitlehrer – Fachkompetenz und Kinderverständnis

Ein guter Kinderreitunterricht braucht einen Lehrer, der beides mitbringt: reiterliches Können und pädagogisches Geschick.

Worauf Eltern achten sollten:

Ausbildung: Hat der Lehrer eine anerkannte Trainer-Lizenz? Gibt es Zusatzqualifikationen im Bereich Reitpädagogik oder Kinderunterricht?

Geduld: Geht der Lehrer ruhig und verständnisvoll mit den Kindern um, auch wenn etwas nicht sofort klappt?

Klare Anweisungen: Erklärt der Lehrer kindgerecht, ohne zu überfordern? Werden Übungen verständlich und anschaulich vermittelt?

Sicherheitsbewusstsein: Wird auf Helmpflicht geachtet? Greift der Lehrer ein, wenn eine Situation gefährlich wird?

Motivation statt Druck: Werden Kinder ermutigt und gelobt, oder herrscht ein strenger, leistungsorientierter Ton?

Ein guter Lehrer erkennt, wann ein Kind eine Pause braucht, wann es bereit für den nächsten Schritt ist – und wann einfach nur Spaß im Vordergrund stehen sollte.

Die richtigen Schulponys – Geduldig und zuverlässig

Das beste Konzept nützt nichts, wenn die Ponys nicht geeignet sind. Schulponys für Kinder sollten:

  • Ruhig und gelassen im Umgang sein
  • Geduldig mit Unsicherheiten umgehen
  • Gut ausgebildet und verlässlich in den Grundgangarten sein
  • Gesund und gepflegt aussehen
  • Nicht überfordert oder abgestumpft wirken

Ein Warnsignal sind Ponys, die lustlos in der Bahn herumtrotten, kaum auf Hilfen reagieren oder umgekehrt nervös und unruhig sind. Auch Ponys, die sichtbar zu viele Reitstunden pro Tag geben müssen, sind ein Hinweis auf mangelnde Tierwohlstandards.

Eltern sollten sich vor der Anmeldung zur Reitstunde die Ponys genau ansehen: Wirken sie zufrieden? Haben sie Zugang zu Weide oder Paddock? Werden sie artgerecht gehalten?

Welche Reitweise für Kinder?

Es gibt verschiedene Reitweisen – und nicht alle sind für Kinder gleichermaßen geeignet.

Englische Reitweise (Dressur/Springen): Die verbreitetste Form in Deutschland. Technisch anspruchsvoll, klare Hilfengebung, oft leistungsorientiert. Für Kinder ab etwa acht Jahren geeignet, wenn der Unterricht kindgerecht gestaltet ist.

Westernreiten: Entspannte Sitzweise, viel Bodenarbeit, oft ruhigere Pferde. Kann für Kinder sehr geeignet sein, besonders wenn der Fokus auf Horsemanship liegt.

Freizeitreitweise: Mischung aus verschiedenen Stilen, oft naturnaher und weniger wettkampforientiert. Ideal für Kinder, die einfach Spaß am Umgang mit Pferden haben möchten.

Klassisch-barocke Reitweise: Seltener, aber für interessierte ältere Kinder spannend. Fokus auf feine Kommunikation und historische Lektionen.

Wichtiger als die Reitweise ist die Philosophie der Reitschule: Steht das Pferd im Mittelpunkt? Wird respektvoll mit den Tieren umgegangen? Oder geht es nur um schnelle Erfolge und Turnierplatzierungen?

Woran man eine gute Reitschule erkennt

Checkliste für Eltern:

✓ Saubere, sichere Stallanlage mit artgerechter Haltung 
✓ Freundliches, kompetentes Personal 
✓ Kleine Unterrichtsgruppen 
✓ Probestunde möglich 
✓ Transparente Preise und Vertragsbedingungen 
✓ Eltern dürfen zuschauen 
✓ Helmpflicht wird konsequent durchgesetzt 
✓ Ruhige, geduldige Atmosphäre – kein Drill 
✓ Kinder lernen auch Pferdepflege und Theorie 
✓ Ponys wirken zufrieden und gepflegt

Warnsignale, die Eltern ernst nehmen sollten

Nicht jede Reitschule ist seriös. Folgende Punkte sollten Eltern aufhorchen lassen:

✗ Eltern dürfen nicht zuschauen oder werden aktiv ferngehalten 
✗ Sehr große Gruppen (mehr als acht Kinder) 
✗ Kein Helm vorhanden oder Helmpflicht wird nicht durchgesetzt 
✗ Ponys wirken abgestumpft, vernachlässigt oder gestresst 
✗ Lehrer wirkt ungeduldig oder überfordert oder wechselt ständig
✗ Starker Leistungsdruck, auch bei Anfängern 
✗ Turniere werden wichtiger genommen als kindgerechtes Lernen 
✗ Unsichere Anlage (marode Zäune, schlechter Boden, dunkle Halle)

Im Zweifelsfall gilt: Lieber weitersuchen. Die richtige Reitschule ist da draußen – und das Warten lohnt sich.

Die Probestunde nutzen

Vor der Anmeldung sollte das Kind unbedingt eine Probestunde machen. Eltern können dabei beobachten:

  • Wie geht der Lehrer mit den Kindern um?
  • Fühlt sich mein Kind wohl?
  • Passen Niveau und Tempo zur Entwicklung meines Kindes?
  • Macht es Spaß, oder wirkt es wie Pflichtprogramm?

Auch das Bauchgefühl zählt. Wenn etwas nicht stimmt, sollte man dem nachgehen – auch wenn man selbst nicht vom Fach ist.

Guter Unterricht wächst mit dem Kind

Eine gute Reitschule bietet verschiedene Angebote für unterschiedliche Altersgruppen und Niveaus. Vom spielerischen Einstieg über Anfängerunterricht bis zu Fortgeschrittenen- Kursen sollte alles vorhanden sein.

So kann das Kind langfristig in der gleichen Umgebung bleiben und muss nicht ständig wechseln. Das schafft Kontinuität und Vertrauen – sowohl zu den Lehrern als auch zu den Ponys.

Reiten lernen mit Freude

Der beste Reitunterricht ist der, bei dem Kinder mit leuchtenden Augen aus der Stunde kommen. Wenn sie von „ihrem“ Pony erzählen, stolz von neuen Fortschritten berichten und schon die nächste Stunde kaum erwarten können.

Diese Freude entsteht, wenn Unterricht, Lehrer, Ponys und Umgebung passen. Eltern, die sich Zeit für die Auswahl nehmen, legen den Grundstein für eine lebenslange Liebe zu Pferden.

Team Sanoanimal

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