| Deutscher Name | Brombeere (Echte Brombeere, Kratzbeere, Hirschbeere) |
| Lateinischer Name | Rubus fruticosus (Artengruppe), Rubus sectio Rubus |
| Traditionelle Anwendung | Brombeerblätter werden seit der Antike als „Alleskönner“ unter den Heilmitteln geschätzt. Traditionell bei Durchfall, Magenbeschwerden und Entzündungen im Mund- und Rachenraum eingesetzt. In der Volksmedizin auch bei Hautproblemen, schlecht heilenden Wunden und zur Blutstillung verwendet. Die adstringierenden Eigenschaften machten sie zu einem bewährten Mittel bei verschiedenen Schleimhautproblemen. Bei Pferden werden Brombeerblätter traditionell bei Verdauungsstörungen, Durchfall und zur allgemeinen Stärkung des Magen-Darm-Trakts geschätzt. |
| Wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung(en) | Gerbstoffe (Ellagitannine, Gallotannine), Flavonoide (Quercetin, Kämpferol), Vitamin C, organische Säuren (Zitronen-, Äpfelsäure), Mineralstoffe (Kalium, Calcium, Eisen, Mangan), Anthocyane Stark adstringierend, entzündungshemmend, antimikrobiell, verdauungsregulierend, blutstillend, wundheilungsfördernd, antioxidativ |
| Kontraindikationen | Bei sehr empfindlichen Pferden können große Mengen stopfend wirken Dornen können Verletzungen verursachen – Vorsicht beim Sammeln |
| Wann wird sie gesammelt? | Junge Blätter von Mai bis Juli vor der Blüte sammeln, da sie dann den höchsten Wirkstoffgehalt haben. Ältere Blätter können bis in den Winter hinein gesammelt werden, sind aber weniger wirksam. |
| Welche Pflanzenteile werden verwendet? | Hauptsächlich junge Blätter, seltener auch die Triebspitzen und Früchte |
| Wie wird sie zubereitet? | Getrocknete Blätter gerebelt ins Futter mischen, als Tee aufgebrüht, frische Blätter gehackt verfüttern, äußerlich als Waschung oder Umschlag bei Hautproblemen |
| Trivia | Brombeeren sind botanisch gesehen keine Beeren, sondern Sammelsteinfrüchte. Eine einzelne „Beere“ besteht aus vielen kleinen Einzelfrüchten. Man glaubte in mehreren Regionen, dass Brombeerhecken nicht nur für Fruchtbarkeit und Fülle stehen (weil sie sich extrem stark vermehren), sondern auch Schutz bieten vor bösen Geistern. Hecken aus dornigen Pflanzen wie Weißdorn, Wildrose oder eben Brombeere als natürliche Abgrenzungen hatten immer einen starken symbolischen Charakter als Schutzwall gegen Böses. In manchen Traditionen symbolisieren sie auch „Schwierigkeiten, die zu süßen Ergebnissen führen“ — also Arbeit & Ausdauer, die sich lohnen. Brombeeren können sich durch Wurzelausläufer und überhängende Triebe, die sich bewurzeln, stark ausbreiten und bilden mit der Zeit undurchdringliche Dickichte. Als Heckenpflanze um Pferdeweiden bieten sie natürlichen Schutz vor neugierigen Spaziergängern und gleichzeitig gesunde Knabbereien für die Pferde, die trotz der Dornen gerne an den Ranken fressen. |
Kräutertipp:
Brombeeren gehören zu den wertvollsten heimischen Heilpflanzen für die Pferdegesundheit und werden dabei völlig zu Unrecht oft nur als lästiges Dornengestrüpp betrachtet. Was viele Pferdehalter überrascht: Trotz der scharfen Dornen fressen Pferde Brombeerranken mit großer Begeisterung und zeigen dabei eine erstaunliche Geschicklichkeit im Umgang mit den stacheligen Trieben.
Brombeeren wachsen praktisch überall, wo sie ein wenig Platz finden – an Waldrändern, in Hecken, auf Brachflächen und gerne auch in Gärten, wo sie sich schnell ausbreiten. Diese Eigenschaft macht sie zu idealen Heckenpflanzen für Pferdeweiden, Ausläufen und entlang von Trails. Als dornige Barriere gepflanzt, halten sie neugierige Spaziergänger und deren Hunde zuverlässig auf Abstand, während die über den Zaun ragenden Ranken den Pferden wertvolle Nährstoffe liefern.
Das Geheimnis der Heilkraft liegt in den Blättern, die einen außergewöhnlich hohen Gehalt an Gerbstoffen aufweisen. Diese Gerbstoffe, insbesondere die Ellagitannine, verleihen den Brombeerblättern ihre stark adstringierenden Eigenschaften. Sie ziehen Gewebe und Schleimhäute zusammen, wirken entzündungshemmend und können bei verschiedenen gesundheitlichen Problemen, vom Maul über den Magen bis zum Darm, Linderung verschaffen.
Für Pferde sind Brombeerblätter besonders wertvoll bei Verdauungsproblemen. Die adstringierenden Eigenschaften können bei Durchfall und anderen Magen-Darm-Störungen regulierend und festigend wirken. Gleichzeitig stärken die enthaltenen Gerbstoffe die Schleimhäute des gesamten Verdauungstrakts und können bei chronischen Problemen zur langfristigen Stabilisierung beitragen.
Besonders bewährt haben sich Brombeerblätter bei Pferden mit empfindlichem Magen-Darm-System oder bei solchen, die zu weichem Kot oder Kotwasser neigen. Die natürlich regulierende Wirkung hilft dabei, das Gleichgewicht im Darm wiederherzustellen, ohne zu stark zu stopfen oder andere Probleme zu verursachen.
Auch äußerlich können Brombeerblätter wertvolle Dienste leisten. Ein starker Absud aus den Blättern eignet sich hervorragend für Waschungen bei Hautproblemen, kleinen Wunden oder Ekzemen. Die Gerbstoffe fördern die Wundheilung und wirken gleichzeitig desinfizierend.
Die Anwendung ist unkompliziert: Getrocknete und gerebelte Brombeerblätter können täglich unter das Futter gemischt werden – eine kleine Handvoll täglich ist völlig ausreichend. Bei akuten Verdauungsproblemen kann auch ein Tee zubereitet werden: Zwei Teelöffel getrocknete Blätter mit 250ml heißem Wasser übergießen, 15 Minuten ziehen lassen und lauwarm anbieten oder in eingeweichte Heucobs einmischen.
Ein besonderer Vorteil von Brombeeren als Heckenpflanzen ist ihre lange Verfügbarkeit. Während der gesamten Vegetationsperiode können die Pferde frische Blätter und junge Triebspitzen knabbern. Selbst im Winter enthalten die immergrünen Blätter noch wertvolle Inhaltsstoffe, wenn auch nicht mehr so viel wie im Frühjahr.
Für die Heckenpflanzung eignen sich besonders robuste Sorten, die sich schnell ausbreiten und dichte Bestände bilden. Du solltest die Brombeeren aber unbedingt außerhalb des Zauns pflanzen, damit die Pferde nicht zu tief in das Dornengestrüpp gelangen können, was zu Verletzungsgefahr führt. Außerdem passiert es dann gerne, dass die Pflanzen bis zum Boden abgefressen werden und irgendwann keine Kraft mehr haben, auszutreiben. Die Pferde fressen aber mit Begeisterung die über den Zaun wuchernden Ranken.
Brombeerblätter lassen sich auch gut mit anderen verdauungsregulierenden Kräutern kombinieren. Mit Kamille und Fenchel gemischt entsteht eine besonders milde Mischung für empfindliche Pferdemägen, zusammen mit Schafgarbe eine wirkungsvolle Kombination zur Stärkung des Dickdarms.
Ein praktischer Sammeltipp: Die besten Blätter findest du an jungen Trieben im Frühjahr und Frühsommer. Diese sind nicht nur reicher an Wirkstoffen, sondern auch einfacher zu sammeln, da die Dornen noch weicher sind. Beim Sammeln solltest du immer dicke Leder-Handschuhe tragen und vorsichtig vorgehen.
Ein schöner Nebeneffekt: Im Spätsommer liefern dieselben Pflanzen auch noch leckere Früchte, die sowohl für Pferde als auch für Menschen einen vitaminreichen Leckerbissen darstellen.
Quellen:
- Fritz C: Kräuter, die Pferde fit machen. Sanoanimal Verlag 2024
- Verma, Rameshwar, et al. „Rubus fruticosus (blackberry) use as an herbal medicine.“ Pharmacognosy reviews 8.16 (2014): 101.
- Zia-Ul-Haq, Muhammad, et al. „Rubus fruticosus L.: constituents, biological activities and health related uses.“ Molecules 19.8 (2014): 10998-11029.
- Riaz, Muhammad, Mansoor Ahmad, and Najmur Rahman. „Antimicrobial screening of fruit, leaves, root and stem of Rubus fruticosus.“ J. Med. Plants Res 5.24 (2011): 5920-5924.
- Hummer, Kim E. „Rubus pharmacology: antiquity to the present.“ HortScience 45.11 (2010): 1587-1591.
- Patel, A. V., J. Rojas-Vera, and C. G. Dacke. „Therapeutic constituents and actions of Rubus species.“ Current medicinal chemistry 11.11 (2004): 1501-1512.
- Monforte, Maria Teresa, et al. „Evaluation of antioxidant, antiinflammatory, and gastroprotective properties of Rubus fruticosus L. fruit juice.“ Phytotherapy Research 32.7 (2018): 1404-1414.
- Abu-Shandi, Khalid, et al. „A novel strategy for the identification of the medicinal natural products in Rubus fruticosus plant by using GC/MS technique: A study on leaves, stems and roots of the plant. Adv.“ Anal. Chem 5.2 (2015): 31-41.
- Riaz, Muhammad, et al. „Neuropharmacological effects of methanolic extracts of Rubus fruticosus L.“ Turkish journal of medical sciences 44.3 (2014): 454-460.
- AFIF, CHAOUCHE Thanina, Mourad BENDAHOU, and Karim ARAB. „Antibacterial activity of two extracts from Rubus fruticosus L. against resistant pathogens and their antioxidant potential.“ African Journal of Microbiology Research 9.18 (2015): 1255-1262.
- Weli, Afaf M., et al. „Cytotoxic and antimicrobial potential of different leaves extracts of R. fruticosus used traditionally to treat diabetes.“ Toxicology reports 7 (2020): 183-187.
- Meng, Qinglin, Hakim Manghwar, and Weiming Hu. „Study on supergenus Rubus L.: Edible, medicinal, and phylogenetic characterization.“ Plants 11.9 (2022): 1211.
- Rocabado, Guillermo Omar, et al. „Rubus-a review of its phytochemical and pharmacological profile.“ Natural Product Communications 3.3 (2008): 1934578X0800300319.
- Ahmad, Mushtaq, et al. „Antioxidant and nutraceutical value of wild medicinal Rubus berries.“ Pak J Pharm Sci 28.1 (2015): 241-247.
- Nazir, Nuzhat, Tahira Batool, and Shahzad Akbar Khan. „Exploration of total flavonoids, phenolic contents, antioxidant and anti-bacterial activities of Rubus fruticosus L. as a new sources of drug.“ Pure and Applied Biology (PAB) 13.2 (2023): 112-122.
- Lim, T. K. „Rubus fruticosus aggr.“ Edible Medicinal And Non-Medicinal Plants: Volume 4, Fruits. Dordrecht: Springer Netherlands, 2012. 544-554.
- Yiğit, Demet, and Nimet Yiğit. „Antibacterial properties of blackberry (Rubus Fruticosus).“ Erzincan University Journal of Science and Technology 7.2 (2014): 267-274.
- Rajeswari, T., et al. „Antimicrobial and Phytochemical Screening of Rubus fruticosus.“ Pharmacologyonline 3 (2010): 297-301.
- Četojević-Simin, Dragana D., et al. „Bioactivity of blackberry (Rubus fruticosus L.) pomace: Polyphenol content, radical scavenging, antimicrobial and antitumor activity.“ Acta periodica technologica 48 (2017): 63-76.
- Bhagat, Madhulika, and Sakshima Thusoo. „Phytochemical, cytotoxic and immunomodulatory analysis of an Indian blackberry Rubus fruticosus.“ Journal of Biologically Active Products from Nature 5.5 (2015): 339-348.