Kräutersteckbrie Hirtentäschel

Kräutersteckbrie Hirtentäschel

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Deutscher Name Hirtentäschel (Hirtentäschelkraut, Blutkraut, Herzelkraut)
Lateinischer Name Capsella bursa-pastoris
Traditionelle Anwendung Hirtentäschel wird seit der Antike als blutstillendes Mittel geschätzt. Traditionell bei starken Blutungen, Nasenbluten und Wunden eingesetzt. In der Volksmedizin auch bei Gebärmutterblutungen, Magen-Darm-Blutungen und zur Wundbehandlung verwendet. Äußerlich wurde es bei Verletzungen und schlecht heilenden Wunden angewendet. Bei Pferden wird Hirtentäschel traditionell bei Blutungen aller Art, zur Wundheilung und bei Verdauungsproblemen mit blutigem Kot geschätzt.
Wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung(en) Saponine, Flavonoide (Diosmetin, Luteolin), Gerbstoffe, Tyramin, Cholin, Acetylcholin, Histamin, Kaliumsalze, Vitamin C, ätherische Öle   Stark blutstillend, gefäßverengend, adstringierend, entzündungshemmend, antimikrobiell, wundheilungsfördernd, harntreibend  
Kontraindikationen Nicht bei trächtigen Stuten anwenden, da es wehenfördernd wirken kann.   Nicht bei bekannten Herzrhythmusstörungen ohne tierärztliche Beratung.   Bei niedrigem Blutdruck nur mit Vorsicht anwenden.  
Wann wird sie gesammelt? Beste Sammelzeit ist von März bis Oktober. Am wirkstoffreichsten während der Blüte- und Fruchtzeit.
Welche Pflanzenteile werden verwendet? Das ganze oberirdische Kraut mit Blüten, Knospen und den charakteristischen herzförmigen Schötchen
Wie wird sie zubereitet? Frisch oder getrocknet ins Futter gemischt, als Tee aufgebrüht, äußerlich als Presssaft oder Waschung bei Blutungen und Wunden
Trivia Das Hirtentäschel hat viele Namen, auch historisch regional, etwa „Blutwurz“, „Herzkraut“, „Beutelschnüttekraut“, „Geldbeutel“ etc. Diese Namen reflektieren seine Form, seine Wirkung (z. B. auf Blutung) oder seine Verwendung in der Volksmedizin. Der botanische Name Capsella bursa-pastoris leitet sich ab aus capsa („Kästchen, Schatulle“) + -ella (Verkleinerung) = kleiner Behälter, und bursa pastoris = „der Tasche des Hirten“. Die Fruchtschötchen sind herz- oder dreieckig und erinnern an kleine Beutel oder Geldtaschen, wie sie Hirten früher vielleicht getragen haben.   Schon in alten Kräuterbüchern des Mittelalters wurde Hirtentäschel gegen Nasenbluten empfohlen, z. B. indem man das Kraut erwärmte und vor der Nase hielt, um Blutungen zu stoppen.   Archäologische Funde zeigen, dass Hirtentäschel schon vor über 7.000 Jahren in Regionen wie dem Gebiet von Çatalhöyük (heutiges Türkei) gegessen wurde. Junge Blätter können roh als Wildsalat verwendet werden; Geschmack leicht pikant, ein bisschen wie Rettich. Die Samen / Fruchtschötchen wurden historisch als Gewürz oder Ersatz von Pfeffer verwendet.   Das Hirtentäschel kann bis zu vier Generationen pro Jahr hervorbringen.   Zeigerpflanze für nährstoffreiche, oft gestörte Böden. Wächst bevorzugt auf Äckern, an Wegrändern und in Gärten. Sehr anpassungsfähig und weltweit verbreitet.  

Kräutertipp:

Das Hirtentäschel ist eines der vielseitigsten Heilkräuter in der Notfallapotheke für Pferde und verdient deutlich mehr Beachtung, als es normalerweise erhält. Diese unscheinbare Pflanze mit ihren charakteristischen herzförmigen Schötchen entlang ihres Stiels ist ein wahres Wundermittel bei Blutungen aller Art und sollte jedem Pferdehalter bekannt sein.

Du findest Hirtentäschel praktisch überall – an Wegrändern, auf Äckern, in Gärten und auf Brachflächen. Die Pflanze ist extrem anpassungsfähig und wächst vom Frühjahr bis in den späten Herbst hinein. Das Besondere: Hirtentäschel blüht und fruchtet fast die ganze Vegetationsperiode über, wodurch es praktisch immer verfügbar ist – ein großer Vorteil für ein Notfallkraut.

Die herausragende Eigenschaft des Hirtentäschels ist seine stark blutstillende Wirkung. Die enthaltenen Saponine und Flavonoide bewirken eine Verengung der Blutgefäße und fördern die Blutgerinnung. Dies macht das Kraut zu einem unschätzbaren Helfer bei Verletzungen, Schnittwunden oder anderen blutenden Wunden bei Pferden.

Besonders wertvoll ist Hirtentäschel bei äußeren Verletzungen. Der frische Presssaft oder ein starker Absud können direkt auf blutende Wunden aufgetragen werden und bewirken oft ein schnelles Stoppen der Blutung. Gleichzeitig wirken die enthaltenen Gerbstoffe und ätherischen Öle desinfizierend und fördern die Wundheilung.

Aber auch innerlich angewendet kann Hirtentäschel bei verschiedenen Problemen hilfreich sein. Bei Pferden mit schweren Magengeschwüren oder blutigem Kot kann es unterstützend wirken – allerdings sollte hier immer ein Tierarzt hinzugezogen werden, gerade Blut im Kot auch lebensbedrohende Ursachen haben kann.

Die entzündungshemmenden Eigenschaften machen Hirtentäschel auch zu einem wertvollen Helfer bei Magen-Darm-Problemen. Die adstringierenden Gerbstoffe können gereizte Schleimhäute beruhigen und zur Heilung beitragen.

Die Anwendung ist je nach Situation unterschiedlich: Bei akuten Blutungen kann frisches Hirtentäschel zerquetscht und direkt auf die Wunde aufgelegt werden. Für die innerliche Anwendung wird ein Teelöffel getrocknetes Kraut als Tee aufgebrüht oder das Kraut direkt unter das Futter gemischt.

Ein besonderer Vorteil des Hirtentäschels ist seine schnelle Wirkung. Bei äußeren Blutungen kann oft schon nach wenigen Minuten eine deutliche Besserung eintreten. Dies macht es zu einem idealen Ersthelfer-Kraut, das in keiner Stallapotheke fehlen sollte.

Hirtentäschel lässt sich auch gut mit anderen wundheilungsfördernden Kräutern kombinieren. Mit Spitzwegerich gemischt entsteht eine wirkungsvolle Wundauflage, zusammen mit schwarzem Tee eine adstringierende Waschung für verletzte Haut z.B. bei Ekzemern.

Ein wichtiger Hinweis: Aufgrund der stark blutstillenden und gefäßverengenden Wirkung sollte Hirtentäschel bei trächtigen Stuten nicht angewendet werden, da es wehenfördernd wirken kann. Auch bei Pferden mit Herzproblemen oder niedrigem Blutdruck sollte vorher ein Tierarzt oder kompetenter Therapeut konsultiert werden.

Für die Vorratshaltung kannst du Hirtentäschel den ganzen Sommer über sammeln und trocknen. Die getrocknete Pflanze behält ihre Wirksamkeit über längere Zeit und ist damit ein zuverlässiger Notfallhelfer. Am besten sammelst du die ganze oberirdische Pflanze während der Blüte- und Fruchtzeit.

Ein praktischer Sammeltipp: Hirtentäschel lässt sich leicht erkennen und wächst fast überall am Wegesrand. Die Pflanze ist völlig ungiftig und kann bedenkenlos gesammelt werden. Sie darf aber nicht verwechselt werden mit der giftigen Graukresse. Der Unterschied ist leicht an den Früchten zu erkennen: Während das Hirtentäschel die charakteristischen, herzförmigen Früchte entlang seines Stiels ausbildet, weist die Graukresse an ihrem Stiel ovale Fruchtstände auf. Auch die Blüten sind mit etwas Übung gut zu unterscheiden, da die Graukresseblüte „plüschiger“ aussieht als das zarte Hirtentäschel.

Besonders in der Übergangszeit, wenn Pferde vermehrt draußen sind und sich leichter verletzen können, ist es sinnvoll, einen Vorrat an getrocknetem Hirtentäschel bereitzuhalten. So bist du für kleine Notfälle gerüstet und kannst schnell und natürlich helfen.

Quellen:

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Team Sanoanimal

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