| Deutscher Name | Linde (Winterlinde, Sommerlinde, Silberlinde) |
| Lateinischer Name | Tilia cordata (Winterlinde), Tilia platyphyllos (Sommerlinde), Tilia tomentosa (Silberlinde) |
| Traditionelle Anwendung | Lindenblüten werden seit dem Mittelalter als beruhigendes und schweißtreibendes Mittel geschätzt. Traditionell bei Erkältungen, Fieber, Nervosität und Schlaflosigkeit eingesetzt. In der Volksmedizin auch bei Magenbeschwerden, Kopfschmerzen und zur allgemeinen Entspannung verwendet. Die Rinde wurde früher bei Brandwunden und Geschwüren angewendet. Bei Pferden werden Lindenblüten traditionell bei Unruhe, Stress und zur Unterstützung bei fieberhaften Erkrankungen geschätzt. |
| Wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung(en) | Ätherische Öle (Farnesol, Eugenol), Flavonoide (Quercetin, Kämpferol, Rutin), Schleimstoffe, Saponine, Gerbstoffe, Cumarine, Vitamin C Beruhigend, entspannend, schweißtreibend, krampflösend, entzündungshemmend, schleimlösend, mild harntreibend, herzstärkend |
| Kontraindikationen | Keine bekannten Kontraindikationen bei normaler Dosierung Bei Herzproblemen sollte aufgrund der entwässernden Wirkung vorher ein Tierarzt konsultiert werden Sehr große Mengen können bei empfindlichen Tieren zu weichem Kot führen |
| Wann wird sie gesammelt? | Während der Vollblüte von Juni bis Juli sammeln. Am besten bei trockenem Wetter am Vormittag nach dem Tau. |
| Welche Pflanzenteile werden verwendet? | Blüten mit den flügelartigen Hochblättern, seltener auch junge Blätter |
| Wie wird sie zubereitet? | Getrocknete Blüten als Tee aufgebrüht, gemahlen ins Futter gemischt, frische Blüten können auch direkt verfüttert werden |
| Trivia | Linden können über 1000 Jahre alt werden und erreichen gewaltige Ausmaße. Viele Ortschaften haben historische Linden als Mittelpunkt des Dorfes. Die sogenannten „Tanzlinden“ sind Lindenbäume, bei denen die unteren Äste waagerecht gezogen und teilweise mit Plattformen ausgestattet wurden, sodass man in oder unter der Linde tanzen konnte. Diese Bäume standen im Mittelpunkt von Kirchweihen und Dorffesten. Die „Gerichtslinden“ sind Lindenbäume, unter denen in alten Zeiten Gerichte abgehalten wurden. Der Baum war Symbol von Gerechtigkeit, Wahrheit und Gemeinschaft. Das „Gericht“ unter der Linde war oft Gerichtsbarkeit des Dorfes oder einer Region. In der germanischen Mythologie galt die Sommerlinde als heiliger Baum der Liebesgöttin Freya. In mittelalterlichen Liedern und Gedichten gibt es häufig Begegnungen oder Gelübde „unter der Linde“. Lindenblüten wurden in manchen Überlieferungen als schützend gegen Unheil oder böse Geister angesehen. Die Linde stand für Wahrheit – man glaubte, unter ihr könne man keine Lüge sprechen. Lindenblütenhonig gilt als besonders mild und heilkräftig. Ein großer Lindenbaum kann bis zu 60.000 Blüten tragen und ist eine wichtige Bienenweide. |
Kräutertipp:
Die Linde gehört zu den sanftesten und gleichzeitig wirkungsvollsten Heilbäumen und verdient mehr Aufmerksamkeit in der natürlichen Pferdemedizin. Während der Lindenbaum vielen Menschen vor allem als majestätischer Schattenspender bekannt ist, stecken in den duftenden Blüten wertvolle Heilkräfte, die besonders in der kalten Jahreszeit geschätzt werden.
Linden findet man häufig in Parks, an Straßen und in Dorfzentren, wo sie oft als markante Wahrzeichen dienen. Die beste Sammelzeit für die Blüten liegt im Hochsommer von Juni bis Juli, wenn die cremefarbenen Blütenstände ihren intensivsten Duft verströmen. Dabei sollten die charakteristischen flügelartigen Hochblätter mit gesammelt werden, da auch sie wertvolle Wirkstoffe enthalten.
Für Pferde sind Lindenblüten besonders wertvoll als mildes Beruhigungsmittel. Die enthaltenen ätherischen Öle und Flavonoide wirken entspannend auf das Nervensystem, ohne dabei müde zu machen oder die Reaktionsfähigkeit zu beeinträchtigen. Dies macht Lindenblüten zu einem idealen Mittel für nervöse Pferde, die unter Stress stehen, aber trotzdem aufmerksam und leistungsbereit bleiben sollen.
Besonders wertvoll sind Lindenblüten auch als vorbeugende Maßnahme in stressigen Zeiten. Wenn man schon weiß, dass eine aufregende Situation auf das Pferd zukommt – wie ein Stallwechsel oder ein Transport – kann man bereits einige Tage vorher mit der Fütterung von Lindenblüten beginnen, um das Pferd sanft zu stabilisieren.
Ein weiterer wichtiger Anwendungsbereich sind leichte Erkältungen und beginnende fieberhafte Infekte. Die schweißtreibenden Eigenschaften der Lindenblüten können dabei helfen, den Körper beim natürlichen Heilungsprozess zu unterstützen. Die schleimlösenden Inhaltsstoffe wirken zudem lindernd bei leichten Atemwegsinfekten.
Die Anwendung ist denkbar einfach: Getrocknete Lindenblüten können täglich unter das Futter gemischt werden – eine kleine Handvoll täglich reicht völlig aus. Besonders wirkungsvoll ist auch ein Lindenblütentee, der lauwarm angeboten wird. Dafür werden zwei Teelöffel getrocknete Blüten mit 250ml heißem Wasser übergossen, zehn Minuten ziehen gelassen und dann lauwarm angeboten – mit einem Löffel Honig ein idealer Erkältungstee in der nasskalten Jahreszeit.
Die krampflösenden Eigenschaften der Lindenblüten können auch bei leichten Verdauungsproblemen hilfreich sein. Pferde mit nervösem Magen oder stressbedingten Verdauungsstörungen profitieren oft von der entspannenden Wirkung auf den gesamten Organismus.
Lindenblüten lassen sich hervorragend mit anderen beruhigenden Kräutern kombinieren. Mit Kamille gemischt entsteht eine besonders milde Entspannungsmischung, zusammen mit Melisse eine wirkungsvolle Kombination gegen Stress und Nervosität. Für die Erkältungszeit eignet sich eine Mischung aus Lindenblüten, Weidenrinde und Thymian.
Ein praktischer Tipp für das Sammeln: Lindenblüten sollten nur an trockenen Tagen gesammelt werden, am besten am Vormittag, wenn der Tau bereits verdunstet ist. Die Blüten trocknen am besten an einem luftigen, schattigen Ort und können dann in gut verschlossenen Behältern das ganze Jahr über aufbewahrt werden.
Ein schöner Nebeneffekt: Lindenblüten verleihen dem Futter einen angenehm süßlichen Duft, der von den meisten Pferden sehr geschätzt wird. Selbst mäkelige Fresser nehmen Futter mit Lindenblüten oft bereitwilliger auf.
Quellen:
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