Angstfrei reiten lernen – der spielerische Weg aufs Pferd

Angstfrei reiten lernen – der spielerische Weg aufs Pferd

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Angst ist normal und sollte ernst genommen, nicht übergangen werden
  • Geführtes Reiten schafft Sicherheit und lässt Kinder erste Bewegungen entspannt erleben
  • Sitzübungen und Balance-Spiele trainieren Gleichgewicht ohne Leistungsdruck
  • Voltigieren verbindet Bewegung, Geschicklichkeit und Teamgeist auf dem Pferderücken
  • Der Schlüssel zum angstfreien Reiten: kleine Schritte, viel Lob und geduldige Begleitung

Warum manche Kinder Angst haben – und das völlig okay ist

Pferde sind große, starke Tiere. Für ein Kind, das zum ersten Mal auf einem Pferderücken sitzt, kann das überwältigend sein. Der Boden ist plötzlich weit weg, das Pferd bewegt sich unter einem, und alles fühlt sich wackelig an.

Manche Kinder steigen ohne Zögern auf, andere brauchen Zeit. Beides ist völlig normal. Angst ist ein sinnvoller Schutzmechanismus – und sollte niemals klein geredet oder ignoriert werden. Ein Kind, das sich nicht traut, braucht keine Überredung, sondern Verständnis und einen sanften, schrittweisen Einstieg.

Das Ziel ist nicht, dass Kinder möglichst schnell reiten, sondern dass sie eine positive, vertrauensvolle Beziehung zum Pferd aufbauen. Alles andere kommt dann von selbst.

Geführtes Reiten – Der sanfte Einstieg

Für die ersten Erfahrungen auf dem Pferderücken ist geführtes Reiten ideal. Das Kind sitzt auf dem Pferd, während ein Erwachsener das Pferd am Führstrick oder an der Longe führt. So kann sich das Kind ganz auf das Gefühl der Bewegung konzentrieren, ohne sich um die Kontrolle des Pferdes kümmern zu müssen.

Wichtig dabei: Das Tempo ist langsam, die Atmosphäre entspannt. Schritt für Schritt gewöhnt sich das Kind an die Höhe, die Bewegung und das Gefühl, auf einem lebendigen Tier zu sitzen. Viele Kinder entspannen sich dabei erstaunlich schnell – besonders, wenn das Pferd ruhig und geduldig ist.

Geführtes Reiten funktioniert besonders gut in vertrauter Umgebung: auf dem Reitplatz, auf einem bekannten Weg, vielleicht sogar im Beisein von Geschwistern oder Freunden. Je vertrauter die Umgebung, desto sicherer fühlt sich das Kind.

Sitzübungen – Balance finden ohne Stress

Bevor Kinder aktiv reiten, ist es sinnvoll, erst einmal ein Gefühl für den Pferderücken zu entwickeln. Sitzübungen auf dem stehenden oder langsam geführten Pferd helfen dabei enorm.

Arme kreisen: Während das Pferd steht oder im Schritt geführt wird, kreist das Kind mit den Armen. Das lockert die Schultern und hilft, das Gleichgewicht zu finden.

Nach hinten greifen: Das Kind dreht sich vorsichtig im Sattel um und versucht, mit einer Hand die Kruppe des Pferdes zu berühren. Das fördert die Beweglichkeit und das Vertrauen.

Bauchübung: Das Kind legt sich vorsichtig nach vorne, bis es auf Widerrist und Hals des Pferdes liegt, Arme und Beine baumeln locker herunter. Diese Übung nimmt die Anspannung und zeigt: Man kann sich fallen lassen, das Pferd trägt einen.

Im Takt mit Händen oder Kopf wippen: Im Schritt versucht das Kind, die Bewegung des Pferdes mitzumachen – nicht verkrampft festhalten, sondern locker mitschwingen.

Diese Übungen sind spielerisch, machen Spaß und nehmen die Angst vor der Bewegung. Und das Beste: Sie funktionieren komplett ohne Leistungsdruck.

Balance-Spiele – Gleichgewicht mit Spaßfaktor

Kinder lernen am besten, wenn sie nicht merken, dass sie lernen. Balance-Spiele auf dem Pferderücken verbinden Training mit Freude.

Gegenstände übergeben: Zwei Kinder reiten nebeneinander, während ein Erwachsener führt. Sie reichen sich einen Ball, einen Ring oder ein Tuch hin und her. Das schult Gleichgewicht, Koordination und nimmt die Aufmerksamkeit weg von der Angst.

Slalom um Hütchen: Während das Kind geführt wird, führt das Pferd um kleine Pylonen herum. Das Kind merkt, wie sich die Richtungswechsel anfühlen – ohne selbst aktiv lenken zu müssen.

Rückwärts sitzen: Erfahrene Kinder können sich einmal umdrehen und rückwärts auf dem Pferd sitzen. Das ist ungewohnt, witzig – und nimmt die Ernsthaftigkeit aus der Situation.

Musik und Rhythmus: Bei manchen Reitschulen wird zu Musik geritten. Kinder bewegen sich im Takt, klatschen oder singen. Das lenkt ab und macht Freude.

Voltigieren – Akrobatik auf vier Hufen

Voltigieren ist eine wunderbare Möglichkeit, Kindern das Reiten näherzubringen – ganz ohne Zügel und Sattel. Auf einem breiten Voltigiergurt turnen die Kinder verschiedene Übungen, während das Pferd an der Longe im Kreis läuft.

Das Besondere: Kinder trainieren Gleichgewicht, Körperspannung und Mut, ohne sich um die Steuerung des Pferdes kümmern zu müssen. Gleichzeitig ist Voltigieren ein Gruppenerlebnis. Kinder feuern sich gegenseitig an, helfen sich und haben gemeinsam Spaß.

Viele Reitschulen bieten Voltigieren schon für Kinder ab vier Jahren an. Es ist eine ideale Vorbereitung fürs spätere Reiten – und manchmal entdecken Kinder, dass Voltigieren selbst ihre große Leidenschaft ist.

Die Rolle des richtigen Ponys

Nicht jedes Pferd ist für ängstliche oder unerfahrene Kinder geeignet. Ein gutes Schulpony sollte:

  • Geduldig und gelassen sein
  • Nicht auf jede kleine Unsicherheit des Kindes reagieren
  • Erfahrung mit Kindern haben
  • Ruhig im Umgang und verlässlich in der Bewegung sein

Ein nervöses oder ungeduldiges Pferd überträgt seine Unsicherheit auf das Kind – und verstärkt die Angst. Ein braves, erfahrenes Pony hingegen gibt Sicherheit und Vertrauen.

Eltern sollten bei der Wahl der Reitschule darauf achten, dass geeignete Ponys zur Verfügung stehen. Ein guter Reitlehrer kennt seine Tiere genau und weiß, welches Pony zu welchem Kind passt.

Geduld, Lob und keine Vergleiche

Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Manche sitzen nach zwei Wochen selbstständig im Trab, andere brauchen Monate, bis sie sich sicher fühlen. Beides ist in Ordnung.

Wichtig ist, dass Kinder niemals verglichen werden – weder mit Geschwistern noch mit anderen Kindern im Reitunterricht. Sätze wie „Die anderen können das doch auch schon“ sind Gift für das Selbstvertrauen.

Stattdessen sollte jeder noch so kleine Fortschritt gelobt werden: „Heute hast du dich schon viel länger getraut!“ oder „Hast du gemerkt, wie ruhig du heute warst?“

Kinder, die sich gesehen und wertgeschätzt fühlen, fassen schneller Mut – und entwickeln echte Freude am Reiten.

Wenn die Angst bleibt – Alternativen anbieten

Manchmal wird aus der anfänglichen Unsicherheit keine Begeisterung. Manche Kinder merken, dass Reiten einfach nicht ihr Ding ist. Auch das ist völlig okay.

In solchen Fällen kann es hilfreich sein, andere Wege zu finden, Zeit mit Pferden zu verbringen: Bodenarbeit, Pferdepflege, Spaziergänge mit dem Pferd, im Stall helfen. Nicht jeder Pferdefan muss reiten – die Beziehung zum Tier kann auch vom Boden aus wunderschön sein.

Der Druck, unbedingt reiten zu müssen, schadet mehr, als er nützt. Respekt vor der Entscheidung des Kindes ist der beste Weg.

Angstfrei heißt nicht furchtlos

Angstfreies Reiten bedeutet nicht, dass Kinder keine Momente der Unsicherheit haben. Es bedeutet, dass sie lernen, mit diesen Momenten umzugehen, dass sie Vertrauen in sich selbst und das Pferd entwickeln – und dass sie wissen: Es ist okay, langsam an das Pferd zu gehen.

Der spielerische, geduldige Weg aufs Pferd schafft eine stabile Basis. Kinder, die ohne Druck lernen, werden zu selbstbewussten, feinfühligen Reitern – und haben ein Leben lang Freude an ihrem Hobby.

Team Sanoanimal

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