Lesedauer 5 Minuten  

Den Ernährungszustand eines Pferdes richtig einzuschätzen, ist eine wichtige Aufgabe des Pferdehalters. Denn ein unausgewogener Ernährungszustand – sei es Übergewicht oder Unterernährung (Untergewicht) – kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit des Tieres haben.

Dabei ist die Beurteilung des Ernährungszustands gar nicht so einfach; selbst Fachleuten aus dem Pferdebereich fällt es oftmals schwer, diesen richtig einzuschätzen. Gerade im Hinblick auf die unterschiedlichen Pferdetypen gilt es, verschiedene Dinge zu beachten, denn Pferde unterscheiden sich stark in ihrer Körperstruktur: Ein Kaltblut hat eine ganz andere Statur als ein Araber, und die Muskelmasse eines trainierten Sportpferdes kann schwerer wiegen als die Einlagerungen eines überfütterten Pferdes.

Doch wie erkennt man, ob das eigene Pferd den richtigen Ernährungszustand hat? In diesem Artikel geht es darum, was bei der Beurteilung unbedingt beachtet werden sollte und wie die Sanoanimal App dabei unterstützen kann.

Warum der Ernährungszustand wichtig ist

Ein gesunder Ernährungszustand ist essenziell, um Erkrankungen wie Insulinresistenz, EMS, Hufrehe oder Kreislaufprobleme zu vermeiden. Ebenso wichtig ist es, unterernährte Pferde besonders während des Winters zu unterstützen, da ihnen die Energiereserven fehlen, um sich gegen die Kälte zu schützen.

Überernährung und Unterernährung bei Pferden

Überernährung ist ein wachsendes Problem in der Pferdehaltung. Sie entsteht oft durch zu energiereiches Futter, zu wenig Bewegung, häufig auch in Kombination mit genetischer Veranlagung, insbesondere bei Ponys und Robustrassen. Folgen können Hufrehe, Gelenkprobleme oder Stoffwechselstörungen sein.

Unterernährung tritt häufig bei älteren, kranken oder schlecht ernährten Pferden auf. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, es können Zahnprobleme, Parasiten oder Krankheiten wie Pseudo-Cushing dahinter stecken, aber auch zu nährstoffarmes Heu, zu enge Maschen des Heunetzes oder zu wenig Futterplätze, so dass die rangniederen Pferde der Herde schlicht nicht genug zu fressen bekommen. Unterernährung schwächt das Immunsystem und kann zu einem Verlust von Muskelmasse führen, was die Lebensqualität des Pferdes erheblich beeinträchtigt.

Muskulatur, Fett oder eingelagerte Lymphe?

Ein weiteres Problem bei der Einschätzung des Ernährungszustands: Nicht jede Umfangszunahme ist auf Fett zurückzuführen. Neben echten Fettdepots kann es sich auch um Wassereinlagerungen handeln – genauer gesagt um eingelagerte Lymphe. Diese entsteht unter anderem durch zuckerreiche Fütterung, Bewegungsmangel oder einen aus dem Gleichgewicht geratenen Stoffwechsel.

Zucker spielt dabei eine zentrale Rolle. Er dient den Muskeln als primäre Energiequelle für Bewegung. Die Fähigkeit von Pferden, überschüssigen Zucker in Fett umzuwandeln, ist hingegen begrenzt.

Ein oft unterschätzter Zuckerlieferant ist das Heu: In Analysen finden sich regelmäßig enorm hohe Zuckergehalte – Werte von bis zu 16 % sind keine Seltenheit, und diese liegen deutlich über dem empfehlenswerten Bereich. Wird solches Heu verfüttert, ohne dass das Pferd derdarin enthaltene Zucker durch ausreichend Bewegung abgebaut bzw. auch die nötige Muskulatur vorhanden ist, um den Zucker zu verbrennen, kann es zu einer fehlerhaften Verstoffwechselung kommen. Dabei entstehen Stoffwechselabfallprodukte, die sich im Bindegewebe ablagern und vermehrt Lymphe binden. Die Folge: Das Pferd wirkt äußerlich „aufgeschwemmt“, obwohl es sich nicht um zusätzliche Fett- oder Muskelmasse handelt.

Statt in solchen Fällen auf radikale Diäten zu setzen, sollte vorrangig der Zuckergehalt in der Fütterung reduziert und die Nierenfunktion gezielt unterstützt werden. Wird die eingelagerte Lymphe abgebaut, schrumpft das scheinbare Übergewicht oft deutlich – und es zeigt sich, dass „mehr Pferd“ gar nicht da war.

Es gibt jedoch auch Pferderassen, die dazu neigen, überschüssige Energie bevorzugt in Form von Fett einzulagern. Anders als beim Menschen geschieht dies beim Pferd häufig nicht in sichtbaren Fettpolstern, sondern als sogenannte Fettsträhnen innerhalb der Muskulatur. Dadurch kann ein überernährtes Pferd auf den ersten Blick gut bemuskelt wirken – obwohl es gar nicht entsprechend trainiert wird. Umso wichtiger ist es, genau hinzuschauen.

Warum die klassische BCI-Bestimmung bei Pferden nicht geeignet ist

Die Body Condition Index (BCI)-Bestimmung ist für Pferde aufgrund der unterschiedlichen Körpertypen nur mäßig geeignet. Pferde unterscheiden sich stark in ihrer Körperstruktur, abhängig von Rasse, Alter und Verwendungszweck. Ein Warmblutpferd weist völlig andere körperliche Merkmale auf als ein Shetlandpony oder ein Kaltblut. Die klassische BCI-Bestimmung berücksichtigt keine Unterschiede in der Muskelmasse, Fettverteilung oder den rassetypischen Proportionen.

Wie die Sanoanimal App helfen kann

Die Sanoanimal App (Apple Store oder Play Store) bietet Pferdehaltern praktische Funktionen, um den Ernährungs- und Gesundheitszustand ihrer Pferde besser zu überblicken. Mit der App lässt sich anhand der Beurteilung verschiedener Körperpartien und unter Einbezug des Rassetyps der Ernährungszustand ermitteln. Wobei die App nicht nur beurteilt, ob Unter- oder Überernährung vorliegt, sondern auch, ob es sich um Fett-, Lympheinlagerungen oder Muskulatur handelt.

Zudem lassen sich Maßnahmen wie Gewichtsschätzungen durchführen, indem die Maße des Pferdes erfasst werden. Dies ist besonders hilfreich, wenn keine Waage zur Verfügung steht.

Auch ermöglicht die App die Dokumentation von Notizen, Fütterungsplänen und Beobachtungen, um Veränderungen im Ernährungs- und Gesundheitszustand langfristig nachzuvollziehen. Besonders wertvoll ist dies bei Pferden mit chronischen Problemen wie EMS oder Tendenzen zu Unterernährung, da Halter auf einen Blick erkennen können, ob sich ihr Management positiv auswirkt.

Fazit

Den Ernährungszustand eines Pferdes zu beurteilen, erfordert Erfahrung und eine individuelle Betrachtung. Die Sanoanimal App bietet hierbei ein hilfreiches Werkzeug, um einzuschätzen, ob ein Pferd überernährt, unterernährt oder genau richtig versorgt ist. Dementsprechend angepasst, ist es wichtig, das Pferd in seiner Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu fördern und zu unterstützen.

Ist der Stoffwechsel des Pferdes bereits entgleist, kann ein erfahrener Therapeut helfen, die Balance mit dem richtigen Fütterungs- und Bewegungsmanagement wiederherzustellen.

Team Sanoanimal