Viele Pferde kommen mit deutlichem Übergewicht aus der Weidesaison. Doch Fettpolster sind kein harmloser „Babyspeck“ – sie belasten Gelenke, fördern Entzündungen im Körper und erhöhen das Risiko für Hufrehe, Insulinresistenz und EMS. Mit einem strukturierten Plan kannst du frühzeitig gegensteuern. Hier findest du 5 effektive Schritte, die dich dabei unterstützen – praktisch, konkret und sofort umsetzbar:
1. Körperzustand einschätzen – Muskeln, Lymphe oder Fett?
Bevor du etwas änderst, solltest du genau wissen, was du ändern musst. Sieht dein Pferd nur „kräftig“ aus oder ist da wirklich zu viel Gewicht drauf? Und wo lagert es dein Pferd ein – eher an Hals, Flanke, Kruppe oder unter Modell „schwangerer Wallach“? Die kostenlose Sanoanimal App hilft dir dabei, den Body Condition Index deines Pferdes korrekt zu beurteilen – und zu unterscheiden zwischen Muskulatur, Fett und Lymphe. Nur so kannst du die Maßnahmen richtig planen, Fortschritte objektiv messen und rechtzeitig gegensteuern.
2. Fütterung anpassen – Nährwerte im Heu testen
24/7 Heu ist ein Muss. Aber: Viele Pferde nehmen allein durchs Raufutter zu – wenn das Heu oder Weidegras zu zucker- oder eiweißreich ist. Leider ist das immer häufiger der Fall, selbst bei spät gemähtem Wiesenheu. Miss daher unbedingt den Zuckergehalt im Heu – wie das einfach und günstig geht, erklären wir dir in unserem Artikel zur schnellen Zuckermessung im Heu. Die komplette Nährwertanalyse deines Heus bekommst du von einem landwirtschaftlichen Fachlabor. Achte außerdem auf langsame Futteraufnahme:
- Heunetze oder andere Slowfeeder mit kleiner Maschenweite – das verlängert die Fresszeit und senkt die Kalorienaufnahme
- Stroh mit Heu mischen im Netz (nur hygienisch einwandfreies Stroh) – verlängert ebenfalls die Fresszeit
- Verteilte Heunetze im Offentall oder Paddock Trail – sorgen für mehr Bewegung und kurze Pausen, in denen zum nächsten Heunetz gewechselt wird, statt weiter zu mampfen.
3. Bewegung gezielt fördern – mit System statt Zufall
Mehr Bewegung bedeutet mehr Kalorienverbrauch – aber nicht jedes Pferd bewegt sich freiwillig mehr, nur weil es tagsüber draußen steht. Hier helfen gezielte Maßnahmen:
- Paddock Trails: Ein strukturierter Bewegungsparcours (z. B. Heu an einem Ende, Wasser am anderen) sorgt für mehr Aktivität – besonders effektiv auf Hanggrundstücken, da gibt es gleich Bauch-Beine-Po-Training dazu.
- Raufutterbälle oder spielbasiertes Füttern (z. B. Heubälle, Futterkegel) regen zum Laufen an, wenn das Futter wegrollt (aber nicht auf Hanggrundstücken, wo der Ball unter dem Zaun davonrollt).
- Spaziergänge, Bodenarbeit oder Longieren – regelmäßiges Training, am besten täglich, schon 30 Minuten reichen.
- Pferdekumpel als Motivator: In der Gruppe sind viele Pferde aktiver als allein oder zu zweit.
Wichtig: Keine Überforderung! Übergewichtige Pferde haben oft Gelenkprobleme – fang langsam an und steigere das Training behutsam.
4. Haltungsbedingungen optimieren, Stress reduzieren
Auch die Umgebung beeinflusst, wie viel sich ein Pferd bewegt und wie schnell es frisst. Außerdem führt dauerhafter Stress bei vielen Pferden zum „Stressfressen“. Hier ein paar Stellschrauben:
- Auf gutes, soziales Herdenverhalten achten, häufige Wechsel in der Gruppe vermeiden.
- Attraktive Bereiche weitläufig verteilen, z. B. mehrere Heustationen, sandige Liegekuhle, Salzleckstein, Schatten, Windschutz…
- Wenig Anreize zum Stehen – Offenstall oder Paddock Trail statt Box oder Paddockbox.
- Kein Zugang zu Weiden mit hohem Zuckergehalt wie „Kuhwiesen“ oder ehemalige Leistungswiesen – erst die Weide „ausmagern“ (www.diegutepferdeweide.de zeigt dir, wie).
- Fressbremse nur in Maßen einsetzen, nie 24 Stunden – stattdessen lieber zeitlich begrenzter Weidegang mit Fressbremse am Vormittag und ansonsten Auslauf mit nährstoffarmem Heu.
5. Dranbleiben – und Geduld haben
Abnehmen beim Pferd braucht Zeit – und Konsequenz. Es ist wie beim Menschen: Ein kleiner Ausrutscher wirft dich nicht zurück auf Start, aber ständiges „ab morgen fangen wir an“ schon. Hilfreich ist es, regelmäßig Fotos zu machen, das Gewicht zu kontrollieren (z. B. mit Maßband) und über die Sanoanimal App Fortschritte zu dokumentieren. Und wenn es mal stagniert – dranbleiben. Der Körper braucht manchmal einfach Zeit, um zu reagieren.
Es braucht keine radikalen Maßnahmen – sondern klare Entscheidungen, clevere Umstellungen und einen langen Atem. Mit gezielten Anpassungen bei Haltung, Fütt+erung und Bewegung wird auch dein Pferd wieder in Balance kommen – gesünder, beweglicher und glücklicher.
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