Wie Besitzer und Pferd gemeinsam profitieren, wenn Liebe nicht nur durch den Magen geht
Das Wichtigste in Kürze
- Füttern ist für viele Besitzer ein Ausdruck von Zuneigung – zu viel davon kann jedoch krank machen.
- Übergewicht entsteht oft nicht durch eine große Mahlzeit, sondern durch viele kleine Extras.
- Stressfreies Abnehmen braucht Routinen, die sowohl Pferd als auch Besitzer zufriedenstellen.
- Alternative Beschäftigungen und gesunde Belohnungen ersetzen kalorienreiche „Liebesgaben“.
- Verständnis für die psychologischen Hintergründe hilft, Veränderungen langfristig umzusetzen.
Wenn Füttern mehr als Nahrungsaufnahme ist
Für viele Pferdebesitzer ist das Füttern weit mehr als eine rein funktionale Aufgabe, um das Pferd mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Es ist ein Ritual, ein Moment der Nähe, manchmal sogar der wichtigste Teil des Tages mit dem Pferd. Gerade, wenn das Tier als Partner, Freund oder Familienmitglied gesehen wird, ist der Griff zum Leckerli oder zum gefüllten Trog oft ein reflexartiger Ausdruck von Fürsorge.
Das Problem: Genau diese Form der „Zuwendung“ kann – wenn sie nicht bewusst gesteuert wird – Übergewicht und damit langfristig gesundheitliche Schäden verursachen.
Kleine Gesten mit großer Wirkung
Übergewicht entsteht selten durch eine einzelne große Futtergabe. Meist sind es viele kleine Extras, die sich unbemerkt summieren: das Leckerli beim Holen, ein Apfel nach dem Training, ein paar Handvoll Müsli „damit er auch was hat“. Diese zusätzlichen Kalorien fallen im Alltag kaum auf, können aber im Monat mehrere Kilo Gewichtsunterschied ausmachen. Das ist beim Pferd genauso wie bei uns: Die Kekse während des Meetings, der Schokoriegel auf dem Weg von der Arbeit zum Stall, um schnell den kleinen Hunger zu besänftigen und dann das Tortenstück am Sonntag, um sich für eine harte Woche zu belohnen – all das oben draufsummiert auf die Kalorien, die wir durch unsere normalen Mahlzeiten schon zu uns nehmen.
Routinen als Schlüssel
Damit Abnehmen funktioniert, ohne dass das Gefühl von „Entzug“ entsteht, brauchen Pferd und Besitzer feste Strukturen. Die durchgehende Versorgung mit einem pferdegerechten Heu (also reich an Struktur und arm an Nährstoffen) nimmt dem Pferd schonmal jeglichen „Hungerstress“. Für uns Besitzer sind dann Alternativen zum klassischen „Füttern“ wichtig.
Dazu gehört beispielsweise die Beschäftigung mit dem Pferd ohne Futterbezug, wie Spaziergänge, Bodenarbeit oder ausgiebiges Putzen. Pferdebesitzer sein ist soviel mehr als „nur“ Reiten und Füttern. Gut sind auch Futtermittel, die wenig Energie liefern, aber trotzdem als „etwas Gutes“ empfunden werden – z. B. eine Handvoll Hagebutten, wenn sie gerade reif sind oder eine feine Kräutermischung, die den Stoffwechsel unterstützt oder Knabberäste, die man frisch von ungiftigen Bäumen oder Büschen geerntet hat – alles Futtermittel mit niedriger Energiedichte aber hohem Mehrwert für das Pferd.
Kräutermischungen wie das Vierjahreszeitenfutter von OKAPI kann man gut füttern „wenn alle in der Gruppe was bekommen. Die Hagebutten oder die Äste sind eine schöne Beschäftigung und Belohnung nach dem Reiten. Und gemeinsam „Leckereien“ suchen gehen ist eine wunderbare Motivation, einen Spaziergang mit eingelegten Knabberpausen im Wald und an Hecken zu machen. Auch das ein schönes Ritual, beispielsweise für den Sonntagnachmittag, wenn alle Arbeit getan ist.
Belohnen ohne Kalorienbomben
Natürlich sorgen Belohnungen dafür, dass unsere Pferde deutlich motivierter mitarbeiten. Gerade in der nasskalten Jahreszeit, wenn Reiten keine Option ist, wechselt man gerne zu Clickertraining oder Zirkuslektionen – und die funktionieren nun einmal nicht ohne Leckerli. Aber auch hier gibt es gesunde und kalorienarme Alternativen, es müssen nicht die stärkehaltigen Maisringe oder die aufgeblasenen Zuckerkugeln in Schlumpfblau sein.
Wer sein Pferd belohnen oder beschäftigen möchte, ohne den Abnehmprozess zu gefährden, kann auf Alternativen setzen, die Gesundheit fördern:
- Hagebutten – manche Pferde lieben sie, andere spucken sie aus. Der Herbst ist immer eine gute Zeit, sie als Belohnung auszuprobieren, wenn sie einem in ihrem hellen Rot aus den Rosenbüschen entgegen leuchten.
- Biostickies basieren auf einer Mischung aus 80-90% Heu, mit Leinsamen und – je nach Sorte – auch Kräutern. Sie werden von den meisten Pferden sehr gerne genommen und sind durch den Leinsamen geschmacklich deutlich attraktiver als Heucobs.
- Selbstgebackene Kekse aus viel Kräutern und etwas Leinsamen. Der Leinsamen wird ausgesprochen schleimig, wenn man ich mit heißem Wasser übergießt und stehenlässt. Kräutermischung reinrühren, bis eine feste Masse entsteht und diese mit dem Löffel als Kleckse auf ein Backbleck legen und etwas plattdrücken. Dann bei geöffneter Ofenklappe bei 80°C langsam „trockenbacken“, gelegentlich wenden. Wer einen Dörrautomaten zu Hause hat, kann die Kekse für 45 „anbacken“ und anschließend im Dörrautomaten durchtrocknen. Was sagt mehr „ich hab dich lieb“ als ein selbstgebackenes Leckerli?
Der wichtige Perspektivwechsel
Das Gewicht des Pferdes zu managen oder das Übergewicht wieder in Normalgewicht zu verwandeln, ist nicht nur eine Frage des Futterplans, sondern auch des Denkens. Wenn der Besitzer versteht, dass zu viel Futter langfristig mehr schadet als nützt, wird aus jedem „Füttern“ ein bewusstes Unterstützen der Gesundheit. Die Zuneigung bleibt – nur die Form verändert sich.
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