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Die wichtigsten Fakten zur Infektiösen Anämie bei Pferden:

  • Erreger der EIA: Das Equine Infektiöse Anämievirus (EIAV) gehört zu den Lentiviren der Retroviren-Familie und verursacht eine lebenslange Infektion bei Pferden
  • Übertragungswege: Hauptsächlich durch blutsaugende Insekten wie Bremsen und Stechfliegen, aber auch über kontaminierte Blutprodukte, Nadeln oder chirurgische Instrumente
  • Krankheitsverlauf: Chronische Infektion mit wiederkehrenden Fieberschüben, Anämie (Blutarmut) und Leistungsabfall – infizierte Pferde bleiben lebenslange Virusträger
  • Geografische Verbreitung: Endemisch in Osteuropa, Südamerika, Asien und Afrika; in Deutschland sehr selten dank strenger Importkontrollen und Testverfahren
  • Präventionsmaßnahmen: Verpflichtende EIA-Tests (Coggins-Test/ELISA) beim Import, 30-tägige Quarantäne und strikte Hygienemaßnahmen zum Schutz vor Ansteckung

Was ist die Infektiöse Anämie der Einhufer?

Die Infektiöse Anämie der Einhufer (EIA) ist eine schwerwiegende Viruserkrankung, die durch das Equine Infektiöse Anämievirus (EIAV) verursacht wird. Dieses Retrovirus aus der Gattung der Lentiviren ist eng mit anderen persistierenden Viren wie HIV verwandt und etabliert nach der Infektion eine lebenslange Persistenz im Pferdekörper. Die Erkrankung wurde erstmals Ende des 19. Jahrhunderts wissenschaftlich beschrieben und stellt heute vor allem in Regionen mit unzureichenden Kontrollmaßnahmen ein bedeutendes veterinärmedizinisches Problem dar.

Krankheitsverlauf und Symptome der EIA beim Pferd

Das EIAV befällt primär Monozyten und Makrophagen im Immunsystem der Pferde. Obwohl das Immunsystem mit der Bildung spezifischer Antikörper reagiert, gelingt es nicht, das Virus vollständig zu eliminieren. Charakteristisch für die Infektiöse Anämie sind wiederkehrende Fieberschübe, eine progrediente Anämie (Blutarmut), Ödembildung und eine deutliche Leistungsminderung. Besonders tückisch ist, dass viele infizierte Pferde nur milde Symptome zeigen oder sogar vollständig asymptomatisch bleiben, dabei aber als lebenslange Virusträger eine Infektionsquelle für andere Pferde darstellen.

Übertragungswege des EIA-Virus

Die Verbreitung der Infektiösen Anämie erfolgt hauptsächlich über blutsaugende Insekten, insbesondere Bremsen (Tabanidae) und verschiedene Stechfliegenarten. Diese Arthropoden übertragen das Virus mechanisch, wenn sie beim Blutsaugen gestört werden und anschließend auf ein anderes Pferd übergehen. Neben diesem natürlichen Übertragungsweg kann eine EIA-Infektion auch durch kontaminierte medizinische Instrumente wie Nadeln, Kanülen oder chirurgische Geräte erfolgen. Weitere Risikofaktoren sind Blutprodukte, Transfusionen und in seltenen Fällen eine intrauterine Übertragung von der infizierten Stute auf das Fohlen.

Verbreitung und epidemiologische Situation

In Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern ist die Infektiöse Anämie dank strenger Kontroll- und Importbestimmungen sehr selten geworden. Endemische Gebiete finden sich hingegen vor allem in osteuropäischen Ländern wie Rumänien, Bulgarien und Teilen Italiens sowie in verschiedenen Regionen Südamerikas, Afrikas und Asiens. In diesen Hochrisikogebieten können mehrere Prozent der gesamten Pferdepopulation mit dem EIA-Virus infiziert sein, wobei die tatsächliche Prävalenz oft unterschätzt wird, da viele Träger asymptomatisch verlaufen.

Importbestimmungen und Schutzmaßnahmen aus Risikogebieten

Beim Import von Pferden aus osteuropäischen oder anderen Risikogebieten gelten strenge veterinärmedizinische Auflagen. Für den Handel und Transport innerhalb der EU ist ein negativer EIA-Test mittels Coggins-Test oder ELISA-Verfahren zwingend vorgeschrieben, wobei das Testergebnis maximal 30 Tage alt sein darf. Nach der Einfuhr empfehlen Veterinärexperten eine Quarantänezeit von mindestens 30 Tagen mit wiederholten Kontrolluntersuchungen, um eine mögliche Infektion zuverlässig ausschließen zu können. Zusätzliche Hygienemaßnahmen wie der Verzicht auf gemeinsam genutzte Nadeln, Ausrüstung oder Blutprodukte sowie eine effektive Insektenkontrolle im Stallbereich sind essentiell für die Prävention.

Rechtliche Konsequenzen bei EIA-Nachweis in Deutschland

Die Infektiöse Anämie der Einhufer unterliegt in Deutschland der Anzeigepflicht gemäß Tierseuchenverordnung und EU-Rechtsvorschriften. Bei einem positiven Testergebnis werden umgehend Seuchenbekämpfungsmaßnahmen eingeleitet: Der betroffene Bestand wird sofort unter Quarantäne gestellt und das Untersuchungsergebnis in einem Referenzlabor bestätigt. Da eine Heilung der EIA nicht möglich ist und infizierte Pferde lebenslange Virusträger bleiben, erfolgt aus seuchenhygienischen Gründen die Euthanasie des positiv getesteten Tieres. Eine Therapie oder dauerhafte Quarantänehaltung ist gesetzlich nicht zulässig. Alle Kontaktpferde im Bestand werden einem intensiven Monitoring mit wiederholten Testungen unterzogen, um weitere Infektionen frühzeitig zu erkennen.

Team Sanoanimal