Übergewicht bei Pferden: Ursachen, Risiken und Prävention
von Alexandra Schmid
Das Wichtigste in Kürze:
- Pferde speichern überschüssige Energie als Fett, was in der heutigen Haltung oft zu Übergewicht führt.
- Übergewicht belastet Gelenke und kann schwere Erkrankungen wie EMS oder Hufrehe auslösen.
- Vorbeugung von Übergewicht gelingt durch angepasstes Futtermanagement und regelmäßige Bewegung.
- Wölbungen an Mähnenkamm, Schulter, Schweifansatz und Rippenbereich sind Anzeichen für Übergewicht.
- Trainingsmethoden wie Equikinetic® und EquiGym® fördern Muskelaufbau, Stoffwechselaktivität und gesunde Gewichtsreduktion.
Pferde verfügen über die Fähigkeit, überschüssige Energie in Form von Körperfett zu speichern. Dieses evolutionsbedingte Merkmal war für Wildpferde überlebenswichtig: In kargen Regionen, in denen Futter knapp war, diente das Fett als Energiereserve. In der heutigen Pferdehaltung sind die Rahmenbedingungen jedoch grundlegend anders. Den meisten Pferden steht das ganze Jahr über energiereiches Futter zur Verfügung – von saftigen Weiden über hochwertiges Heu bis hin zu energiedichten Futtermischungen. Gleichzeitig ist ihr Bewegungsbedarf im Alltag stark reduziert. Der Stoffwechsel des Pferdes ist jedoch unverändert, sodass überschüssige Energie weiterhin als Fett gespeichert wird. Ohne entsprechende körperliche Aktivität wird dieses Depot nicht abgebaut – Übergewicht ist die Folge.
Gesundheitliche Risiken

Übergewicht ist für Pferde nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern birgt erhebliche gesundheitliche Gefahren. Zu den häufigsten Folgen zählen:
- Equines Metabolisches Syndrom (EMS): Stoffwechselstörung mit verminderter Insulinempfindlichkeit, oft Auslöser weiterer Erkrankungen.
- Hufrehe: Schmerzhafte und potenziell lebensbedrohliche Entzündung der Huflederhaut, häufig als Folge von EMS.
- Fetteinlagerungen an Organen: Beeinträchtigen die Funktionsfähigkeit und können zu weiteren Gesundheitsproblemen führen.
Vorbeugende Maßnahmen
Der wichtigste Schritt zur Vorbeugung ist die Anpassung der Futterration an den tatsächlichen Energiebedarf. Kraftfutter wie Müsli ist in vielen Fällen überflüssig und kann zu einer deutlichen Überversorgung führen. Ebenso entscheidend ist ausreichende Bewegung. Training baut Muskulatur auf, die den Grundumsatz des Pferdes erhöht – selbst im Ruhezustand verbrauchen Muskeln mehr Energie als Fettgewebe. Neben dem Reiten eignen sich Bodenarbeit, Longieren oder geführte Spaziergänge. Stark übergewichtige Pferde sollten zunächst vom Boden aus trainiert werden, um Rücken und Gelenke nicht zusätzlich zu belasten.
Erkennen von Übergewicht
Das Bauchvolumen allein ist kein verlässlicher Indikator, da auch untrainierte, aber magere Pferde durch schwache Bauchmuskulatur einen „Hängebauch“ entwickeln können.
Aussagekräftiger sind Fettdepots an typischen Stellen:
- Verdickter Mähnenkamm, der in extremen Fällen seitlich kippt
- Fettpolster hinter den Schulterblättern
- Fettansammlungen am Schweifansatz
- Verdickung entlang der Wirbelsäule, sodass Rippen nicht mehr tastbar sind
Fett oder Muskulatur?
Muskeln sind fest und unbeweglich, Fett hingegen weich und verschiebbar. Eine Ausnahme bildet der verhärtete Fettkamm am Hals. Ein ausgeprägter Hals ist bei Hengsten und trainierten Pferden physiologisch, bei untrainierten Tieren jedoch oft ein Anzeichen für Übergewicht. Zu viel Gewicht ist für ein Pferd kein Schönheitsfehler, sondern ein ernstes Gesundheitsrisiko. Jetzt heißt es handeln: Fütterung umstellen und für ein regelmäßiges Training sorgen. Dabei sollte man auf zusätzliche Belastung durch Reitergewicht verzichten – besonders in der Startphase. Stattdessen sollte man auf gezielte Bodenarbeit setzen: Sie baut Muskeln auf, regt den Stoffwechsel an und hilft, überschüssiges Fett schonend abzubauen. Muskulatur verbrennt auch im Ruhezustand Fett und hilft dem Pferd, dauerhaft schlank zu bleiben – vorausgesetzt, man trainiert regelmäßig. In der blau-gelben Trainingswelt von Michael Geitner, ist die schonendste Trainingsmethode sicherlich Equikinetic®.
Ist das Pferd übergewichtig, bewegt es sich meist im Energiesparmodus: Es verbraucht nur das Nötigste – der Rest landet auf den Fettdepots. Die Lösung ist im Grunde einfach: angepasstes Futtermanagement kombiniert mit gezieltem Muskelaufbau. Das Ergebnis? Ein gesundes, leistungsfähiges Pferd.
Equikinetic®
Intervall-Longiertraining in einer Quadratvolte mit einem Durchmesser von 8 Metern.
Die Quadratvolte ist sichtbar eingerahmt mit blau-gelben Schaumstoffbalken, die dem Pferd klare Begrenzungen geben und für Sicherheit sorgen.Ablauf:
Feste Intervalle: z. B. 1 Min. Arbeit / 30 Sek. Pause- 8 Einheiten
Arbeit in Innenstellung und Biegung
Wechsel zwischen Schritt und Trab je nach TrainingsstandZiele:
Muskelaufbau (Rücken, Bauch, Hinterhand)
Verbesserung von Balance und Geraderichtung
Schonendes KonditionstrainingBesonders geeignet für:
Übergewichtige Pferde
Pferde im Muskelaufbau
Rehapferde nach Verletzungen
Infokasten Ende
EquiGym® – Effektiv Muskeln aufbauen

Das neue Programm von Michael Geitner und Alexandra Schmid trägt den Namen EquiGym®. Es kann einem Pferd helfen Fett ab und Muskulatur aufzubauen. Wie bei den anderen Geitner-Methoden kommen auch hier blau-gelbe Gassen und Pylonen als optische und räumliche Orientierungshilfen zum Einsatz. Wie immer arbeitet man mit einem Zeitsystem. Neu hinzugekommen – und damit der eigentliche Gamechanger – sind Gymnastikmatten, über die das Pferd longiert wird. Dieses zusätzliche Trainingselement eröffnet neue Möglichkeiten für Koordination, Muskelaufbau und Körperwahrnehmung Ihres Pferdes.
Kadenz und Schrittweite – Bewegungsqualität
Kadenz
Unter Kadenz versteht man, wie stark ein Pferd die Hufe vom Boden löst, wie weit es die Beine nach vorne führt und ob es dabei im Takt bleibt. Dieses Merkmal ist teils genetisch bedingt: Ein Schwarzwälder Kaltblut wird naturgemäß nicht die Kadenz eines iberischen Pferdes zeigen. Manche Pferde bewegen sich flach, andere mit auffällig hoher Aktion – letzteres wirkt zwar eindrucksvoll, geht jedoch nicht selten zulasten der Koordination.
Schrittweite
Die Schrittweite beschreibt den Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Abdrücken desselben Hufes. Sie wird stark von Exterieur und Rasse geprägt: Pferde mit langer Schulter und gut gewinkelter Hinterhand verfügen über mehr Raumgriff als kompakte Rassen wie Fjordpferde. Ein gleichmäßiger, fleißiger und raumgreifender Schritt gilt als Qualitätsmerkmal – verkürzte Bewegungen deuten oft auf muskuläre Dysbalancen oder mangelnde Losgelassenheit hin.
Entwicklungspotenzial durch EquiGym®
Auch kompakter gebaute Pferde können ihre Schrittweite verbessern. Fehlender Muskelaufbau und Übergewicht zählen zu den größten Hemmnissen. Trainingsansätze wie EquiGym® fördern Losgelassenheit, Geraderichtung und Dehnbereitschaft und tragen zugleich zum gezielten Muskelaufbau bei. Damit lässt sich die Bewegungsqualität von Pferden aller Rassen nachhaltig entwickeln. Dehnungsbereitschaft, Schrittweite und Kadenz verbessern sich, wenn das Pferd durch Training mehr Energie entwickelt – das wiederum unterstützt Gewichtsreduktion und einen gezielten Muskelaufbau.
Was machen diese Gymnastikmatten besonders effektiv, um damit ein Pferd besser trainieren zu können?
Läuft das Pferd über den ungewohnt weichen Untergrund, verbessert sich das Gangbild fast wie von selbst. Die Gymnastikmatten nehmen einem dabei ein Stück Arbeit ab: Schon durch einfaches Darüberlaufen werden Dehnungsbereitschaft, Schrittweite und Kadenz gefördert. In Kombination mit sinnvoll gestalteten Parcours – etwa auf gebogenen Linien, Volten oder mit kleinen Sprüngen in Cavaletti-Höhe – unterstützt EquiGym® Ihr Pferd zusätzlich effektiv beim Abnehmen. Für das Pferd ist es deutlich anstrengender als normales Laufen – mit maximalem Trainingseffekt.
Sinnvolles Equipment für EquiGym®
Equi-Matten
Für EquiGym® empfehlen wir Matten mit ca. 2 Meter Länge, 1 Meter Breite und 6–8 Zentimeter Stärke. Wichtig sind Rutschfestigkeit und Stabilität. Unterschiedliche Untergründe erhöhen die sensorischen Reize für Ihr Pferd. Im Handel finden Sie robuste Modelle aus LKW-Plane, Kunstleder oder klappbare Varianten bis 3 Meter Länge. Besonders praktisch: die wetterfesten EquiGym® Sensorik- und Balance-Matten, speziell für Pferde entwickelt. Nicht geeignet sind Bettmatratzen oder dünne Gymnastikmatten – sie sind unsicher und nicht zu empfehlen.
EquiGym®-Blöcke
Die Blöcke bereichern jeden Parcours: Sie dienen als Walk-Over-Hindernisse, Sprungblöcke oder zur Markierung der Ecken einer Quadratvolte und unterstützen so das Bewegungsbild Ihres Pferdes. Die Schaumstoffblöcke (ca. 1 Meter x 20 Zentimeter x 30 Zentimeter) sind mit robuster LKW-Plane ummantelt.
Parcour mit Pylonen, Dual-Gassen®, Longe und Timer
Zeitsystem
Maximal 6 Einheiten à 3 Minuten, mit jeweils 1 Minute Pause dazwischen.
Zeitsystem für einen longierten Parcours:
Maximal 6 Einheiten á 3 Minuten, dazwischen jeweils eine Minute Pause.
Parcoursvorschlag:
1. Start – Braune Pferdchen
Longiert wird an der offenen Seite des Kleeblatts in einer halben Volte.
Anschließend sollte das Pferd einmal geradeaus geführt werden – zuerst über die blaue, dann über die gelbe Matte.
Dann erneut auf der offenen Seite abbiegen und anschließend geradeaus durch die beiden Gassen ohne Matten gehen.
Auf diese Weise longiert man das gesamte Kleeblatt.
2. Grüne Pferdchen
Nach dem Kleeblatt sollte man auf der ganzen Bahn bis zur zweiten Ecke der kurzen Seite longieren.
3. Blaue Pferdchen
Man longiert zweieinhalb Achterschlaufen über die gelegten EquiGym®-Blöcke.4. Rosa Pferdchen
Am besten beginnt man das Kleeblatt auf der rechten Hand.
Dieser Parcours bietet sowohl Pferd als auch Reiter Abwechslung. Man kann zunächst im Schritt longieren und anschließend den Trab hinzufügen. Sollte das Pferd die sechs Einheiten noch nicht bewältigen, sollte man das Training vorzeitig beenden und den Parcours im Schritt longieren.
Kombination – EquiGym® mit Equikinetic®
Das Zeitsystem, wenn man EquiGym® mit Equikinetic® kombiniert:
Maximal 8-12 Einheiten á 1 Minute mit jeweils 30-45 Sekunden Pause. Empfohlen wird, zwei Matten gegenüberliegend in der 8-Quadratmeter-Volte zu platzieren. Man longiert wie in der Equikinetic® und sollte darauf achten, auch bei einem geübten Equikinetic®-Pferd zunächst im Schritt zu beginnen. Durch die Matten muss das Pferd noch mehr Kraft aufwenden. Auch hier gilt: Wenn das Pferd die acht Einheiten noch nicht bewältigt, sollte man das Training vorzeitig beenden.
- Abnehmen mit EquiGym® - 26. September 2025