Pferdedecken im Überblick: Winterdecken, Regendecken, Abschwitzdecken und Spezialdecken

Pferdedecken im Überblick: Winterdecken, Regendecken, Abschwitzdecken und Spezialdecken

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Pferdedecken lassen sich in Stalldecken, Outdoordecken, Übergangsdecken, Funktionsdecken und Spezialdecken unterteilen
  • Winterdecken unterscheiden sich vor allem durch ihre Fütterung von üblicherweise 0 bis 400 Gramm und die Wasserdichtigkeit
  • Regendecken und Übergangsdecken schützen ungefüttert vor Nässe und Wind bei milderen Temperaturen
  • Abschwitzdecken, Nierendecken und Fliegendecken erfüllen spezifische Funktionen während oder nach der Arbeit oder auf der Weide
  • Ekzemerdecken und Therapiedecken decken besondere gesundheitliche Bedürfnisse ab
  • Die Wahl der richtigen Decke hängt von Jahreszeit, Einsatzzweck, Haltungsform und individuellem Bedarf des Pferdes ab
  • Viele Pferdehalter benötigen mehrere verschiedene Deckentypen, um für alle Situationen gerüstet zu sein

Stalldecken: Wärme ohne Wetterschutz

Stalldecken sind für die Verwendung in geschlossenen oder überdachten Bereichen konzipiert. Sie bieten Wärme, sind aber nicht wasserdicht und daher für den Einsatz bei Regen oder Schnee ungeeignet. Das Obermaterial besteht typischerweise aus atmungsaktiven Stoffen wie Polyester oder Nylon, die ein angenehmes Klima unter der Decke ermöglichen.

Die Fütterung von Stalldecken variiert je nach Temperaturbedarf zwischen 100 und 400 Gramm. Leichte Stalldecken mit 100 bis 150 Gramm eignen sich für kühle Herbsttage oder temperierte Ställe, mittelschwere Decken mit 200 bis 300 Gramm für kalte Wintermonate und schwere Stalldecken mit 300 bis 400 Gramm für sehr kalte Stallungen oder besonders kälteempfindliche Pferde.

Viele Stalldecken verfügen über ein glattes Innenfutter aus Nylon oder Polyester, das das Fell schont und ein Verfilzen verhindert. Hochwertige Modelle sind am Widerrist und an den Schultern besonders geformt und verstärkt, um Scheuerstellen zu vermeiden. Für geschorene Pferde ist eine gut sitzende Stalldecke in der entsprechenden Grammatur unerlässlich, während ungeschorene Pferde in geschlossenen Ställen häufig auch ohne Decke auskommen.

Outdoordecken: Wasserdicht und robust für den Weidegang

Outdoordecken oder Weidedecken müssen deutlich mehr leisten als ihre Stallverwandten. Sie sind wasserdicht, windabweisend und robust genug, um den Belastungen des Weidegangs, inklusive Wälzen oder auch mal einem wilden Spiel, standzuhalten. Das Obermaterial ist mit einer speziellen Beschichtung versehen, die das Eindringen von Regen und Schnee verhindert, während die Decke gleichzeitig atmungsaktiv bleibt.

Die Wasserdichtigkeit wird in Millimeter Wassersäule angegeben. Werte ab 3.000 Millimeter gelten als wasserdicht, hochwertige Outdoordecken erreichen Werte von 5.000 bis 10.000 Millimeter. Die Atmungsaktivität ist ebenso wichtig, damit Schweiß nach außen entweichen kann und sich kein feuchtes Klima unter der Decke bildet.

Die Fütterung von Outdoordecken reicht von ungefüttert bis 400 Gramm. Ungefütterte Regendecken eignen sich für milde Temperaturen mit Regenschauern, während gefütterte Winterdecken mit 200 bis 400 Gramm Füllung auch bei strengem Frost ausreichend Wärme bieten. Viele Hersteller bieten Systeme an, bei denen sich die Isolierung durch zusätzliche Unterdecken flexibel anpassen lässt. Dabei ist die Außendecke meist wasserabweisend und wenig bis gar nicht gefüttert, während die Unterdecke – ähnlich wie eine Stalldecke – isolierend, aber nicht wetterfest ist.

Das Außenmaterial muss besonders strapazierfähig sein, da Pferde auf der Weide oder dem Paddock gerne mal an Zäunen, Bäumen oder anderen Pferden hängenbleiben. Jeder Pferdebesitzer, der sein Pferd eindeckt, kennt das leidige Thema der zerrissenen Decken…. Die Denier-Zahl gibt Auskunft über die Robustheit des Gewebes. Werte zwischen 600 und 1200 Denier sind für normale Verhältnisse ausreichend, für Pferde, die ihre Decken stark beanspruchen oder in Gruppen mit ruppigem Sozialverhalten leben, empfehlen sich 1200 bis 1680 Denier oder sogar Ripstop-Gewebe mit zusätzlicher Verstärkung.

Übergangsdecken: Flexibel für Frühling und Herbst

Die Übergangszeit stellt besondere Anforderungen an Pferdedecken. Tagsüber können frühlingshafte Temperaturen herrschen, während es nachts noch frostig wird. Sonne und Regenschauer wechseln sich über den Tag ab, was eine zusätzliche Herausforderung für das Eindecken darstellt. Übergangsdecken sind meist ungefüttert oder nur leicht gefüttert mit 50 bis 100 Gramm und bieten dennoch Schutz vor Wind und Regen.

Diese Decken kombinieren die Wasserdichtigkeit einer Outdoordecke mit der geringeren Wärmeleistung einer leichten Stalldecke. Sie sind ideal für Pferde, die bereits ihr Winterfell verloren haben oder geschoren sind, aber noch keine schwere Winterdecke benötigen. Auch im Frühjahr, wenn das Fell noch nicht vollständig nachgewachsen ist, die Temperaturen aber bereits steigen, leisten Übergangsdecken gute Dienste.

Viele Übergangsdecken sind besonders atmungsaktiv gestaltet, da im Frühling die Sonneneinstrahlung bereits intensiver ist und die Gefahr besteht, dass Pferde unter zu warmen Decken schwitzen. Hochwertige Modelle verfügen über Mesh-Einsätze oder spezielle Belüftungssysteme, die einen optimalen Temperaturausgleich ermöglichen.

braunes Pferd mit Thermodecke auf der Winterweide
Übergangsdecken sind nur leicht gefüttert und bieten dennoch Schutz vor Wind und Regen. Sie eignen sich perfekt für Frühjahr und Herbst
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Abschwitzdecken: Schnelle Trocknung nach der Arbeit

Nach intensivem Training oder an kalten Tagen nach leichter Arbeit findet die Abschwitzdecke Verwendung. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, das verschwitzte Pferd vor Zugluft zu schützen, während die Feuchtigkeit schnell nach außen abgegeben wird. Anders als wärmende Decken soll die Abschwitzdecke nicht isolieren, sondern einen kontrollierten Trocknungsprozess ermöglichen.

Klassische Abschwitzdecken bestehen aus Baumwolle oder Fleece. Baumwolldecken sind saugfähig und nehmen die Feuchtigkeit auf, müssen aber nach der Verwendung selbst trocknen, da sie sich regelrecht mit Feuchtigkeit vollsaugen. Fleecedecken sind weniger saugfähig, trocknen dafür aber sehr schnell und leiten die Feuchtigkeit eher nach außen ab, wo sie verdunstet, anstatt sie aufzusaugen. Moderne High-Tech-Abschwitzdecken aus speziellen Funktionsfasern wie Windstopper-Textilien kombinieren hohe Feuchtigkeitsaufnahme mit schneller Trocknung und sind oft waschmaschinengeeignet.

Die Verwendung ist denkbar einfach: Die Abschwitzdecke wird direkt nach der Arbeit auf das durchgeschwitzte Pferd gelegt. Das Pferd sollte sich dabei bewegen können, etwa durch lockeres Führen, Trockenreiten oder laufen in einer Führanlage. Nach etwa 20 bis 40 Minuten ist das Fell in der Regel trocken und die (meist noch feuchte) Abschwitzdecke kann entfernt werden. An sehr kalten Tagen oder bei stark verschwitzten Pferden kann eine zweite, trockene Abschwitzdecke verwendet werden, wenn die erste durchfeuchtet ist, um das Pferd in der Box noch „nachtrocknen“ zu lassen, bevor man die Stall- oder Thermodecke wieder anlegt.

Nierendecken, Walkerdecken und Ausreitdecken: Schutz während der Arbeit

Nierendecken sind kurze Decken, die während des Reitens verwendet werden und hauptsächlich die Nierenpartie schützen. Sie sind besonders bei kaltem, windigem und regnerischem Wetter sinnvoll, wenn das Pferd während des Ausritts oder auf dem Reitplatz Schutz benötigt, eine normale Decke aber zu einschränkend wäre. Die Befestigung erfolgt meist über den Sattel und / oder Sattelgurt, sowie über Beinschnüre oder elastische Gurte. So sitzt die Decke sicher und verrutscht auch bei schnelleren Gangarten nicht. Einige Modelle verfügen über eine wasserdichte Außenschicht, andere sind aus warmem Fleece gefertigt.

Ausreitdecken sind etwas länger als Nierendecken und bedecken auch die Kruppe. Sie eignen sich besonders für längere Ausritte bei ungünstiger Witterung. Moderne Ausreitdecken sind oft mit reflektierenden Elementen ausgestattet, die die Sichtbarkeit im Straßenverkehr oder bei Dämmerung erhöhen. Die richtige Passform ist entscheidend, da eine zu kurze oder zu lange Decke die Bewegungsfreiheit einschränken oder ins Rutschen kommen kann.

Walkerdecken wurden speziell für den Einsatz in Führanlagen oder auf Laufbändern entwickelt, wie sie in vielen Sportställen Verwendung finden. Sie halten den Rücken trocken und warm, während sie gleichzeitig maximale Schulterfreiheit für die Bewegung ermöglichen.

Fliegendecken: Insektenschutz im Sommer

Sobald die Temperaturen steigen, werden Fliegen, Bremsen und andere Insekten zur Plage. Fliegendecken bestehen aus leichtem, engmaschigem Netzgewebe, das Insekten abhält, ohne das Pferd zu überhitzen. Das luftdurchlässige Material ermöglicht eine gute Luftzirkulation und verhindert damit einen Hitzestau, während gleichzeitig den Insekten das Landen auf dem Pferd erschwert wird.

Einige Fliegendecken sind so engmaschig gewebt, dass selbst kleinste Insekten wie Kriebelmücken nicht durchdringen können, hier besteht aber häufig wieder ein Hitzestau-Risiko. Viele Modelle decken nicht nur den Rumpf, sondern auch den Hals und teilweise sogar den Kopf ab. Besonders empfindliche Bereiche wie Bauch und Brust sollten gut geschützt sein, da hier die Haut dünn ist und die Insekten besonders gerne stechen.

Einige Fliegendecken sind zusätzlich mit UV-Schutz ausgestattet, was besonders für Perlinos, Cremellos, Schecken oder Pferde mit heller Haut wichtig sein kann. Diese Decken schützen zusätzlich vor Sonnenbrand und reduzieren das Risiko von Hautkrebs.

Zebramuster-Decken haben sich als besonders effektiv erwiesen, da das kontrastreiche Muster Insekten verwirrt und sie von der Landung abhält. Es gibt Fliegendecken für die Weide oder zum Ausreiten, was in einigen Regionen wirklich ein Segen sein kann, vor allem wenn die Weiden oder das Ausreitgelände im Bereich von Feuchtwiesen liegen.

Ekzemerdecken: Maximaler Schutz für allergische Pferde

Pferde mit Sommerekzem leiden unter einer allergischen Reaktion auf den Speichel bestimmter Mückenarten. Die einzige effektive Möglichkeit, den quälenden Juckreiz zu verhindern, besteht darin, die Insekten konsequent vom Pferd fernzuhalten. Hier kommen Ekzemerdecken zum Einsatz, die einen nahezu vollständigen Körperschutz bieten.

Ekzemerdecken sind aus besonders engmaschigem, reißfestem Material gefertigt und bedecken meist den gesamten Körper inklusive Hals, Bauch und oft auch große Teile der Beine. Ein fest anliegender Bauchlatz verhindert, dass Insekten von unten an die empfindliche Bauchnaht gelangen. Viele Modelle verfügen über integrierte Gesichtsmasken mit Ohr- und Augenschutz.

Die Passform ist bei Ekzemerdecken besonders kritisch. Die Decke muss eng anliegen, um keine Angriffsfläche für Insekten zu bieten, darf aber nirgends scheuern oder die Bewegung einschränken. Hochwertige Ekzemerdecken haben elastische Einsätze an Schulter und Brust, die Bewegungsfreiheit bei gutem Sitz gewährleisten. Da die Decken den ganzen Sommer über täglich getragen werden, sollte man mindestens zwei Exemplare besitzen, um bei Regen oder während der Wäsche eine Ersatzdecke zur Verfügung zu haben.

Therapiedecken: Spezielle Unterstützung für die Gesundheit

Neben den klassischen Deckentypen gibt es verschiedene Therapiedecken für spezielle Gesundheitsbedürfnisse. Magnetfelddecken (Gepulstes Magnetfeld) regen die Durchblutung an und können dazu beitragen, Verspannungen zu lösen. Sie finden häufig bei Sportpferden für die Regeneration nach schwerem Training oder auch in der Rehabilitation nach Verletzungen Einsatz.

Keramikdecken enthalten spezielle Fasern, die Körperwärme effizient reflektieren und so die Muskulatur warmhalten sollen. Sie werden häufig bei Pferden mit Rückenproblemen oder Muskelverspannungen eingesetzt und können sowohl im Stall als auch während des Reitens unter dem Sattel verwendet werden.

Unterdecken: Flexibles Zwiebelprinzip

Unterdecken werden unter der Außendecke getragen und erweitern das Deckensystem flexibel. Sie bestehen meist aus warmem Fleece oder gestepptem Kunststoff-Material mit 100 bis 200 Gramm Füllung. Durch die Kombination einer ungefütterten oder leicht gefütterten Außendecke mit einer oder mehreren Unterdecken lässt sich die Wärmeleistung an wechselnde Temperaturen anpassen.

Besonders praktisch sind Systeme, bei denen die Unterdecke direkt in die Außendecke eingeknöpft oder eingezippt wird. So verrutscht nichts und das Pferd trägt nur eine Decke, die aber aus mehreren Schichten besteht. Für Pferde, die sehr kälteempfindlich sind oder bei extremen Minusgraden, kann eine Außendecke mit 200 Gramm plus eine Unterdecke mit 200 Gramm deutlich effektiver sein als eine einzelne 400-Gramm-Decke.

Das Zwiebelprinzip hat auch den Vorteil, dass bei Wetterumschwüngen schnell reagiert werden kann. Wird es plötzlich wärmer, kann die Unterdecke entfernt werden, ohne dass das Pferd komplett ohne Decke dasteht. Umgekehrt lässt sich bei Kälteeinbrüchen problemlos eine zusätzliche Schicht ergänzen.

Die richtige Decke für jede Situation

Die Vielfalt an Pferdedecken mag zunächst überwältigend wirken, doch sie ermöglicht es, für jede Situation die passende Lösung zu finden. Die meisten Pferdehalter benötigen nicht alle Deckentypen, sondern eine Grundausstattung, die auf die individuellen Bedürfnisse ihres Pferdes abgestimmt ist.

Für ein geschorenes Sportpferd in Boxenhaltung wäre eine sinnvolle Ausstattung beispielsweise eine mittelschwere Stalldecke, eine gefütterte Outdoordecke für den Paddock (ggf. mit Unterdecken-System für mehr Flexibilität), eine Abschwitzdecke und dazu noch eine Nierendecke für Ausritte. Bei dauerhaft eingedeckten Pferden sollte man alle Decken mal zwei rechnen, damit immer eine in Benutzung sein kann, während die andere in der Wäsche ist.

Ein ungeschorenes Robustpferd in Offenstallhaltung kommt möglicherweise mit einer Regendecke für extreme Wetterlagen und einer Fliegendecke im Sommer oder sogar lediglich mit einer Abschwitzdecke aus, die nach einem längeren Ausritt aufgelegt wird.

Die Investition in qualitativ hochwertige Decken lohnt sich langfristig. Eine gut verarbeitete Decke mit robustem Material und stabilen Verschlüssen übersteht mehrere Saisons, während billige Modelle oft schon nach wenigen Wochen defekt sind. Auch der Tragekomfort für das Pferd ist bei hochwertigen Decken deutlich besser, was sich in weniger Scheuerstellen und größerer Akzeptanz durch das Pferd zeigt.

Deckentypen gezielt einsetzen

Die verschiedenen Deckenarten haben sich aus gutem Grund entwickelt – sie erfüllen jeweils spezifische Funktionen, die nicht von einem einzigen Deckentyp abgedeckt werden können. Während Winterdecken Wärme bieten, schützen Fliegendecken vor Insekten, Abschwitzdecken beschleunigen die Trocknung und Ekzemerdecken ermöglichen betroffenen Pferden ein beschwerdefreies Leben.

Die Kunst besteht darin, die Deckentypen zu identifizieren, die für das eigene Pferd und die individuelle Haltungssituation relevant sind. Nicht jedes Pferd benötigt jede Decke, aber die richtige Auswahl und der sachgemäße Einsatz der passenden Deckentypen tragen wesentlich zum Wohlbefinden und zur Gesundheit des Pferdes bei. Eine durchdachte Grundausstattung, ergänzt um spezielle Decken für besondere Bedürfnisse, bildet die Basis für eine pferdegerechte Versorgung zu jeder Jahreszeit.

Team Sanoanimal

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